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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
46.1984, Heft 1.1984
Seite: 43
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1984-01/0045
Dieses Jahr (1846) war ein Jahr der Noth, da das Jahr 1845 ein schon wenig ergiebiges
war und in diesem Jahr Futter und Winterfrucht teilweise, Kartoffeln aber gänzlich fehlten
. Daher am Jahresende die Preise aller Wirtnaturalien sehr hoch.«27)

Was Roggenburger in seiner Jahresbilanz nur andeutet, ist bei Hubert Locher ausführlich
dargestellt. Locher schreibt:

»..., daß sich bereits seit Mitte September Fäulniserscheinungen an den Kartoffeln zeigten
. Man stand dieser Krankheit, wohl einer Folge des nassen Jahres, wehrlos gegenüber
, denn, wenn die Seuche auch nicht unbekannt war, so hatte man sich bisher nicht
mit ihr beschäftigt.«28'

Für das Jahr 1847 vermerkt Roggenburger in seinem Hauptbuch:
»Die Preise sämtlicher Producte mit Ausnahme der Kartoffeln sanken nach der Erndte
auf den Normalfuß.

Es stund in der ersten Jahreshälfte der Preis aller Producte zwar auf einer enormen
Höhe, aber der Landwirt hatte sehr wenig zu verkaufen, die armen Leute mußten gelebt
haben und hatten kein Geld.

Die Vergleichung der Arbeit zu den Verpflegungskosten des dienenden Personals
stund in keinem Verhältnis. Doch begann das Wirtschaftsjahr 1847 unter glücklichen
Auspicien, eine reiche Lewatherndte, eine mittelmäßige Heuerndte und eine sehr reichliche
Roggenerndte war eingebracht. Die übrige Erndte stund in schöner Fülle.

Der Obstbaum und der Weinstock schienen ihre Last bald nicht mehr tragen zu können
. Doch ein furchtbarer Feld und Gebäude zerstörender Hagelschlag am 19. Juli vernichtete
alle Hoffnungen. Der nachher eingereichte Schadenbetrag an Gebäuden und
Früchten, behufs des Steuernachlasses und Austeilung einer im Lande veranstalteten Generalkollekte
, betrug in unserer Wirtschaft ca. 3000 Gulden.«29'

Nun spitzte sich die Versorgungslage derart zu, daß die Regierung zu radikalen Eingriffen
schreiten mußte. Hatte sie sich bisher bemüht, im Innern die liberale Wirtschaftsordnung
so wenig wie möglich anzutasten, so war sie jetzt gezwungen, durch planwirtschaftliche
Maßnahmen in die Wirtschaft einzugreifen, um die Versorgung der Bevölkerung
zu gewährleisten.

Doch die schwierige Versorgungslage und die hohen Preise riefen überall Unzufriedenheit
und das Gefühl der Unsicherheit herv or. Der ungünstigen Witterung der Kar-
toffelseuche gab man weniger schuld, sondern der Schuldige war derjenige, der die Bauern
bedrückte, der Standes- und Grundherr, der Beamte und auch der Steuerbeamte des
Staates.

All dies förderte im ganzen Volk den Wunsch nach Änderung, eine Änderung, von
der man sich nicht nur eine Besserung der politischen, sondern auch der wirtschaftlichen
Lage versprach. Jeder Stand glaubte, daß seine speziellen Wünsche erfüllt werden müßten
. So hoffte besonders der Bauer auf die Befreiung von den letzten Uberresten der feudalen
Zeit.

Je mehr die Preise stiegen, desto größer wurde die Gefahr für die allgemeine Ordnung.
War zu Beginn der Krise nur der kleine Landwirt betroffen worden, so war jetzt auch der
Mittelstand in Gefahr.

Die »Freiburger Zeitung« sah angesichts der akuten Notlage des Landes im Jahre 1847
die Notwendigkeit, an den Staat heranzutreten, die bisherigen Zustände zu verändern,
und zwar dahingehend, daß der ärmeren Bevölkerung Verdienst und Erleichterung der
Kosten zu ihrer Ernährung zur Verfügung gestellt würden. Täte man dies jetzt nicht, so
könnte es eines Tages dahinkommen, daß man nichts mehr unternehmen könne.30'

Die politische Entwicklung rechtfertigte eine solche Vermutung. Wie den Berichten
der badischen Bezirksämter aus jener Zeit zu entnehmen ist, wurden in den verschiedensten
Städten Badens Zettel mit aufrührerischem Inhalt verteilt, darüber hinaus kam es zu
einigen Tumulten.31'

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