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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
46.1984, Heft 1.1984
Seite: 45
(PDF, 35 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1984-01/0047
nichts überliefert. Doch wie sich der Struveputsch in Müllheim auswirkte, beschreibt
Theodor Scholz. Er berichtet davon, daß ein Vorbote des Zuges, Friedrich Neff aus
Rümmingen, - der übrigens nach der Schulzeit bei Pfarrer Zschokke, dessen Schriften
auch für Roggenburger eine große Bedeutung hatten, in Aarau in der Schweiz gewesen
war, - in der Stadt eintraf. Dieser wollte nun die Staatskasse von Müllheim mit ca. 3400
Gulden an sich nehmen. Dies mißlang jedoch.

Weiter wird berichtet, daß Struve selbst am Morgen des 23. September um 9 Uhr zusammen
mit 700 Mann in Müllheim ankam. Er nahm im alten Stadthaus Quartier. Am
Nachmittag hielt er dann vom Balkon aus eine »Anrede an das versammelte Volk«. Frau
Struve sammelte inzwischen patriotische Frauen und Jungfrauen um sich und ließ Patronen
machen. Dabei suchte sie auch die Frauen für die Sache der Freiheit zu begeistern.

Schließlich vermerkt Scholz, daß die Aushebung in der Umgebung ergiebig war. Tatsächlich
kamen die Wehrmannschaften aus der Umgebung mit Fahnen und Armbinden,
um mit Jubel die Ausrufung der Revolution zu feiern. Auch wurden von wohlhabenden
Familien Müllheims große Summen Geld konfisziert. Als Beispiel wird die Familie Blankenborn
genannt, die noch heute eine der größten Weinbaufamilien im Markgräflerland
ist. Von ihr wurden durch die Struveanhänger ca. 1000 Gulden konfisziert.

Am Morgen des 24. September zählten die Freischaren nunmehr 4000 Mann, die in
Richtung Freiburg aufbrachen. Doch Struve erlitt im Gefecht bei Staufen noch am gleichen
Tag die entscheidende Niederlage. Auf der Flucht in die Schweiz wurden er und seine
Frau in Schopfheim gefangengenommen. Beim Transport nach Freiburg kamen sie
wieder durch Müllheim und Buggingen. Nach seiner Verurteilung wurde Struve aus dem
Gefängnis befreit, ging über die Schweiz in die USA, von wo er nach der Amnestie 1862
nach Deutschland zurückkehrte.36'

Infolge des Struveputsches wurden im Markgräflerland Truppen (Württemberger und
Badener) einquartiert.

Von dieser Einquartierung war auch Roggenburger betroffen, wie einer Eintragung in
seinem Hauptbuch zu entnehmen ist: »Durch häufige Einquartierung und geringe Vergütung
(18 Kreuzer pro Mann) wurde die geordnete Geschäftsführung erschwert.« '

Inwieweit sich Roggenburger nun selbst am Septemberaufstand beteiligte, oder ob er
nur sympathisierte, kann nicht mehr genau festgestellt werden. Bekannt ist nur, daß
Roggenburger zu jener Zeit in Buggingen als »überzeugter Republikaner« angesehen
wurde. Er selbst schreibt darüber in seiner Verteidigungsschrift:

»Von dem Ortsvorsteher von Buggingen wurde ich als überzeugter Republikaner dargestellt
und kam nach dessen Angaben schon nach dem Septemberaufstand in Untersuchung
. Ich will nun zwar nicht in Abrede stellen, daß ich mich bestrebte, nach dem Muster
und den Lehren jener hervorragenden und echten Republikaner, deren Namen in
der Geschichte glänzen, zu leben auch die Republik als die vollendest^ Staatsform erkannte
, aber nur als ein Ideal.

Ich wollte durch hundert Zeugen beweisen können, daß ich mich darüber aussprach,
daß das deutsche Volk für eine einige Republik nicht reif sei, daß man die Annäherung
dieser Ideale der Zeit überlassen müsse, daß man vor allen Dingen die Einheit Deutschlands
anstreben sollte und durch die Einheit die Freiheit, daß erst das Volk im allgemeinen
mehr gebildet und durch diese Bildung der rein sittliche Zustand gefördert und gehoben
werden müsse, was jedenfalls auf konstitutionellem Wege zu erreichen sei.

Die Idee einer badischen Republik ist mir nie in den Sinn gekommen, und daß der
Zeitpunkt zur Einführung einer deutschen Republik gekommen sei, von diesem Gedanken
war ich schon lange vor Ausbruch des Septemberaufstandes durch die gemachten
Erfahrungen radikal und vollkommen geheilt.«38'

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