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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
46.1984, Heft 1.1984
Seite: 98
(PDF, 35 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1984-01/0100
Die »Alte Poststraße«

Die Straßen des Mittelalters und auch danach bis ins 18. Jahrhunden hinein waren
noch nicht derart, daß Postkutschen auf ihnen verkehren konnten. Das gilt auch für die
auf der Topographischen Karte 1 : 25000 als »Alte Poststraße« deklarierte Fahrstraße.
Sie hält sich von Schliengen an bis zur Kalten Herberge und noch darüber hinaus an die
Route der alten östlichen Römerstraße, biegt aber dann nach SE gegen Mappach ab und
verläuft von dort, nachdem sie östlich Egringen den Feuerbach überquert hat, über
Schallbach nach Rümmingen. Sie verläuft im neuen Teil ihrer Trasse durchweg im Bereich
der Blauen Letten, einem zwar rutschgefährlichen, aber hier von mächtigem Löß
überdeckten Baugrund. Solange man nicht tiefer einschneidet, gibt es keine Schwierigkeiten
. Das ist erst unseren Tagen vorbehalten geblieben: als man die Trasse gegen Schallbach
tiefer legte und dabei in den Böschungen den Blauen Letten anschnitt, kam es zu
Rutschungen, die über Jahre hinweg nicht ruhig werden wollten.

Den Zustand der alten Straßen um die Mitte des 18. Jahrhunderts zeigt u.a. die »Carte
du Haut-Rhin« von Cassini (1760-1777). Wir finden auf ihr die »Alte Poststraße« im
oben geschilderten Verlauf, aber auch den Straßenzug der östlichen der beiden Römerstraßen
. Dagegen gibt es noch kein Rheinsträßle und keine Straße in der Enge!

Das Rheinsträßle und die Autobahn

Das Rheinsträßle hat zwar keine überörtliche Bedeutung, ist aber doch in unserem
Zusammenhang wichtig und interessant. Nach Wellmer (1980, S. 69) hat es da schon im
16. Jahrhundert einen allerdings kaum 2 m breiten Karrenweg gegeben. Er lehnte sich
auf weiten Strecken wohl an den ansteigenden Fuß der Vorberge an, führte wohl auch,
soweit kleine Reste von Niederterrasse erhalten waren, so nördlich und südlich von Bad
Bellingen, über diese hin. Die Hänge von Schliengen her und dann wieder von Rheinweiler
bis Kleinkems werden von Schichten des Unteroligozäns auf gebaut, das sind hier
Folgen von Mergeln und Steinmergeln mit zwischengeschalteten Kalksandsteinen und
Süßwasserkalken, höher auch von Konglomeraten, die mitunter die Hangkante bilden.
Rutschungen sind nicht bekannt.

Anders zwischen Bad Bellingen und Rheinweiler, wo Mergel und Tonmergel des Mit-
teloligozäns (vorwiegend schon die Blauen Letten) die Hänge bilden. Rutschungen treten
hier immer wieder auf. Wo der Weg nicht über einen Saum von Terrassenschotter geführt
werden konnte, wird er damals wie heute noch nach oben (Osten) ausgewichen
sein, so bei Bamlach und Rheinweiler.

Dann aber war südlich Kleinkems Schluß. Insbesondere verhinderte der Klotzenfelsen
bei Istein als Prellbock jede Weiterführung einer auch nur dürftigen Straße gegen
Istein. Es gab vielmehr von Kleinkems an nur noch einen engen Saumpfad entlang den
Malmkalkflühen, an der Felsenmühle im Wallistälchen vorbei zum Klotzenfelsen, wo er
in seinen Wänden nur noch als Felsenpfad möglich war, zum Teil über hölzerne Brük-
kenkonstruktionen hinweg (Veitskapelle). Noch 1851 wird er als beschwerlicher, wenn
auch romantischer Pfad beschrieben.

Durch Anschüttungen von Sprengschutt, wohl auch Ausbau aus den Tunnelbauten,
entstand schließlich um die Felsen herum eine Art Dammschüttung, so daß dann 1850
bis 1853 eine erste Straße von Istein nach Kleinkems angelegt werden konnte. Hochwassersicher
war sie keineswegs. Darüber belehren uns die in der Hohlkehle des Klotzenfelsens
, im Schiff, verzeichneten Hochwassermarken von 1824, 1846, 1851, aber auch noch
kurz vor dem Ende der Korrektionsarbeiten 1876.

Die Fertigstellung der Stromkorrektion nach den Plänen von Tulla (hier begonnen
schon 1850) brachte durch die Laufverkürzung eine Tieferlegung der Stromsohle, damit
die Trockenlegung der Aue, aber auch eine starke Absenkung des Grundwasserspiegels.

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