Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
46.1984, Heft 1.1984
Seite: 143
(PDF, 35 MB)
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Im ganzen gesehen hat unser Meister Spannung und Gegenbewegung in beide Allegorien
gebracht und sie mit Geschick zum Zueinander, zu einem Paar verbunden. Alle plastischen
Akzente sind gut gesetzt. Das Relief bleibt trotz seiner Raumhaltigkeit schon
aus technischen Gründen hinter einer idealen Vorderfläche, die nirgends von Formen
durchstochen wird. Eine meisterliche Umsetzung der Vorlagen, wie schon gesagt, mit
künstlerischem Geschick und mit Fantasie.

Unser Formschneider zeigt doch eine andere Gestaltungskraft als der noch spätgotische
»Meister G. F.«. Wir können deshalb vermuten, hier einem anderen Meister zu begegnen
, der vielleicht auch, gerade von manchem Detail aus gesehen, persönlichere Verbindung
zum Brugkmairkreis gehabt haben könnte. Die Vorlagen müssen nach 1510
und vor 1518 gedruckt worden sein.

Xur kurz seien noch einige Hinweise zu den Allegorien der Mars- und der Prudentia-
Platte in Freiburg/Br. (Abb. 5) und in Staufen/Br.1"1 gegeben. Für den Holzschnitt
»Mercurius«, auch aus der Reihe der »Sieben Planeten«, hat Hans Burgkmair in naiver
Fantasie die Attribute des Götterboten erweitert. Nach Tilmann Falk21) schon in »Rhap-
sodra« (1505), wo er einen Schlangen tötenden Apoll neben einem Flöte blasenden Merkur
erfindet. So zeigt sich auch bei unserem Götterboten eine Flöte, die er einhändig
spielt. Dazu kommt noch ein neuartiger Flügelhelm mit Delphinkopf.

Die Abhängigkeit von dieser Vorlage (Abb. 8) scheint größer (Abb. 5), doch wird
auch hier die Figur stämmiger, das Gewand ruhiger gehalten, ein Schwung im Rücken
weggelassen und die Finger, der Geldbeutel vereinfacht. Dadurch entsteht wieder ein ruhiger
Umriß. Knie- und Oberschenkelmuskulatur werden hervorgehoben, der Schlan-
genflügelstab höher gehalten und das Gesicht männlich betont.

Bei der »Prudencia« oder »Firsichtikait« (Abb. 9) aus der Holzschnittfolge der »Sieben
Kardinaltugenden« ändert er einiges. (Abb. 5) Auch hier wirkt die Figur untersetzter
, die Haarfrisur wird mächtiger angelegt. In den Arm- und Rockfalten zeigen sich
deutliche Vereinfachungen. Der noch mittelalterliche Hohlspiegel tritt plastisch hervor.
Der moderne, schlanke Spiegelhalter mit Flügeln wird zu einem rundlichen Putto auf
plastischerem Untersatz. Die weiteren Attribute, Zirkel und Schlange, sind auch etwas
anders angeordnet. Man erkennt auch hier eine gewisse Vereinfachung bei gleichzeitiger
Steigerung der Plastizität.

Zusammenfassung

Die Eschbacher Renaissance-Ofenplatte läßt sich einer Plattenofenserie zuordnen,
von der nur die Allegorien von Mars, Justitia und Merkur, Prudentia bekannt sind. Diese
verwendete eine ältere Umrahmung mit Motiven, die vielleicht noch Spuren des »Meisters
G. F.« zeigen. Albrecht Kippenberger konnte für die Großfiguren auf Holzschnittvorlagen
von Hans Burgkmair hinweisen, die hier genauer untersucht und dargestellt
wurden. Sie zeigen deutlich den Eigenanteil des Formschneiders, was Fantasie und Gestaltungskraft
anbelangt, neben normalen Einflüssen z.B. gerade der Dürergrafik, vor
dem bestimmenden, kreativen Hintergrund der Italienischen Renaissance.

Nach allen hier dargelegten Eigentümlichkeiten muß es es sich um einen anderen, uns
nicht bekannten Meister handeln, der wohl dem Burgkmairkreis in Augsburg etwas näher
stehen könnte. Der Ort seiner Werkstatt ist unbekannt. Jedenfalls wird er die Holzschnittvorlagen
(nach 1510 -vor 1518) kaum erst nach Jahrzehnten für seine Model aufgegriffen
haben, so daß mit der Entstehung der Paare doch um 1520 oder um 1530 gerechnet
werden kann.

Vermutlich stammt unsere Platte aus dem Heitersheimer Schloß, vielleicht war sie,
wie verschiedentlich, auch bemalt.

Für den Guß kann, auch nach den Fundorten, die Gußhütte in Kandern in Betracht
gezogen werden, deren frühe Erwähnungen im Anhang zusammengestellt sind.

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