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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
46.1984, Heft 1.1984
Seite: 169
(PDF, 35 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1984-01/0171
so den Mann, daß er, statt eines Dachses, ein Erdmännlein gefangen habe, welches er
dann ungesäumt in Freiheit setzte.«

Es läge nahe, auf die »Deutschen Sagen« der Brüder Grimm zurückzugreifen. Wir benutzen
die »Vollständige Ausgabe, nach dem Text der dritten Auflage von 1891« (München
1956 u. ö.), hier finden sich »Das Erdmännlein und der Schäferjunge« (im Dresdener
Raum angesiedelt) sowie etliche Kobold- und Bergmännchensagen, die uns und unserer
Gegend allerdings nicht viel weiterhelfen. Ähnlich verhält es sich bei Peuckert und
anderen einschlägigen Werken. Immerhin gibt es von Lutz Röhrich (»Sage«, 2. Auflage,
Stuttgart 1971) einen entsprechend aufschlußreichen Kontext bzw. eine Mitaufführung
der Erdleute: »So gibt es insbesondere im gesamten Alpengebiet die Sage von einem
Herrn oder einer Herrin der Gemsen, in deren Funktion verschiedene dämonische Wesen
auftreten können: Zwerge, Bergmännchen, Bergfräulein, Erdmännchen ...«. Freilich
treffen die Voraussetzungen, die Röhrich stellt, nicht unbedingt für unsere hiesige
Situation zu, aber erwähnenswert dürfte ein solcher Zusammenhang doch einmal sein.

Kehren wir abschließend nochmals zum Lokalen zurück. Johann Jakob Schneider hat
seinem Bändchen »Das Badische Oberland« Lörrach 1841; Reprint mit Vorwort von
Robert Feger, Freiburg 1979) auch ein Kapitel »Hasel mit der Erdmannshöhle und dem
Eichener See« eingemeindet. Er berichtet darin ausführlich von der Höhle, doch zunächst
von den Edlen von Bärenfels und speziell von dem »Lütplager« d. i. Ritter Kuni,
»ein harter und boshafter Mann mit rothen Haaren ... Nach seinem Tode sahen ihn die
Leute öfters in Gestalt einer Ungeheuern Katze ...«. Erst in einer Art Anhang erwähnt
Schneider die Erdleute: »Daß sich die frühere Zeit diese Höhlungen von lebendigen Wesen
bewohnt gedacht hat, ist begreiflich ... In Hasel erzählte man sich früher von den
Bergmännchen, Erdmännchen ... Sie waren außerordentlich klein, aber allerliebst gebaut
, Männleins und Weibleins, wohlwollend und freundlich den Menschen bei verschiedenen
häuslichen Geschäften hülfeleistend ... Unbesonnene Nasenweisheit habe
diese freundlichen Wesen von den Menschen entfernt und seitdem seien sie nicht wieder
gekommen ...«.

Furcht einer- und Wunschdenken andererseits bestimmen in erster Linie den Sagengehalt
. Der Variationen gibt es in der Regel gar viele, in den vorausgegangenen Wiedergaben
und Auszügen haben wir eindeutig erweisen können, daß es sich bei den Erdmännlein
und -weiblein der Hasler Höhle um gutartige, ja weitgehend um vermenschlichte
Wesen gehandelt hat. Daß ein Phänomen wie diese Höhle in ihrer Erforschtheit und Unerforschtheit
unsere Vorfahren zu solchen Mutmaßungen und Personifizierungen animieren
mußte, liegt auf der Hand. Dichtung und Sage haben sich ihrer in vielfältiger, oft
sogar leicht widersprüchlicher Weise angenommen. Die volkstümliche Phantasie hat
hier bedeutende und aufschlußreiche Resultate geschaffen. Daß in andern Gegenden
Verwandtes auftaucht, liegt auf der Hand. Doch ist auch manches davon ausschließlich
lokal geortet. Um das Aufzeigen solcher Sagen ging es uns vor allem; daß vieles davon
untergegangen, weil es zunächst nur mündlich tradiert wurde, ist bedauerlich, jedoch
nicht auszuschließen. Was uns überliefert wurde, reicht hin, sich ein einigermaßen konkretes
Bild von alldem zu machen, was man sich da erzählte und was noch heute sagengeschichtlich
und volkskundlich interessiert.

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