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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
46.1984, Heft 1.1984
Seite: 170
(PDF, 35 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1984-01/0172
Der Fürstenmaler Europas -
Franz Xaver Winterhalter zu seinem 110. Todestag

von Helmut Bender

1805 in Menzenschwand als Gastwirtssohn geboren, lernte er in der Kunstanstalt des
Herderschen Verlagsunternehmens den Beruf eines Kupferstechers. Auf Grund seines
Talents erhält er ein Stipendium zum Besuch der Münchner Akademie. Er arbeitete an
lithographischen Porträtwerken mit. Sein Zeichenstil war exakt und zugleich von einer
liebenswürdigen Idealisierung bestimmt. Er verkehrte u. a. mit Stieler, Moosbrugger,
Schwanthaler und Kirner und galt bald als der beste unter seinen Mitschülern. 1828 begab
er sich nach Karlsruhe, wo er der Markgräfin Sophie, der Gemahlin des späteren
Großherzogs Leopold, Zeichen- und Malunterricht gab. In dieser Zeit entstanden zahlreiche
Porträts von Angehörigen des badischen Hofs, aber auch von Mitgliedern bürgerlicher
Familien. Mit Hilfe einer Staatsunterstützung begab er sich 1831 nach Italien, dort
malte er vor allem Landschaftsidylle in spätromantischer Manier. Nach dem römischen
Aufenthalt zog ihn Paris an, zuvor kehrte er für kurze Zeit in die badische Hauptstadt
zurück. Die Pariser Salonmalerei verschaffte ihm schließlich eine exponierte Stellung als
Fürstenmaler zahlreicher europäischer Höfe und Dynastien. Die Protektion der englischen
Königin Victoria und ihres Prinzgemahls Albert ließ ihn auch in England wirken.
Selbst die russische Aristokratie bemühte sich um ihn. Man mußte, wenn man auf sich
hielt, von Winterhalter porträtiert sein. Zwischendurch hielt er sich wiederholt im Badischen
, vor allem in Baden-Baden auf. Bis 1871 hielt Winterhalter sein Atelier in Paris,
dann kehrte er endgültig ins Badische zurück. Anläßlich eines Besuches in Frankfurt verstarb
er abends am 8. Juli 1873 an Typhus.

Man hat ihm eine gewisse Glätte und übertriebene Eleganz vorgeworfen, doch das ist
nun einmal Ausdruck seiner Zeit und ihrer Aristokratie. Eleganz und Idealismus gehören
zu seinem Stil. Weit mehr Frauen- als Männerporträts schuf er auf diese Weise. Er
arbeitete rasch, was ihn bei den hohen Persönlichkeiten, die nicht zuviel Zeit dafür verwenden
wollten, ihm als Modell zu sitzen, besonders beliebt machte. Das Alltägliche
und das Unästhetische lagen ihm nicht. Am luxuriösen Hof Napoleons III. und der Kaiserin
Eugenie hatte er seine größten Erfolge. Dennoch bewahrte er seine deutsche Herkunft
, jeden Sommer verbrachte er einige Monate in Deutschland oder in der Schweiz.
Seine Bilder haben stets repräsentativen Charakter. Sie sind ein beredter Ausdruck der
Zeit und des letzten Jahrhunderts der Fürsten und Standespersonen. Man findet sie in
zahlreichen europäischen Galerien und Museen. Sie können als Standardporträts eines
Jahrhunderts gelten. Zwischendurch besuchte er ebenso Belgien wie Spanien, er malte
König Wilhelm von Preußen und die Königin Augusta im Krönungsornat, den Kaiser
und die Kaiserin von Österreich, den König und die Königin von Württemberg, die russische
Kaiserin usw., aber auch Kinder und junge Mädchen, meist in vornehmer Drapierung
. Sein Ruf als Fürstenmaler hatte in ganz Europa eine Art Monopolstellung erlangt
. Eine eigentliche Entwicklung war ihm nach den ersten großen Erfolgen in Paris
nicht mehr nötig, nicht mehr vergönnt. Seine Domäne war die Schönheit, ohne daß er es
nötig hatte, sie zu stark zu schablonieren. Er imponierte mit seinem Können und wurde
damit in mancher Hinsicht ein Vorläufer des verfeinerten Naturalismus; seine Porträts
faszinieren auf diese Weise auch noch heute.

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