Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
46.1984, Heft 1.1984
Seite: 171
(PDF, 35 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1984-01/0173
Herbsttagung 1983 in Hüningen

von Helmut Bauckner

Unter den Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaft Markgräflerland erfreuen sich die
zweimal jährlich stattfindenden heimatgeschichtlichen Tagungen immer größerer Beliebtheit
. In diesem Herbst fiel die Wahl auf eine Stadt unserer Elsässer Nachbarschaft,
auf Großhüningen. Als Referent und sachkundiger Führer konnte Lucien Kiechel gewonnen
werden, der die aufmerksamen Teilnehmer mit großem Geschick in die bewegte
Vergangenheit dieses kleinen Städtchens einführte.

Böse Stunden hat diese Patengemeinde von Weil durchleiden müssen, und gerade deshalb
, so Lucien Kiechel, sei es von eminenter Bedeutung, daß wir über die Grenzen hinweg
unserer gemeinsamen Vergangenheit begegneten, stand doch gerade die Regio immer
wieder im Brennpunkt der blutigen Auseinandersetzungen zwischen Frankreich
und Deutschland. Diese mit Blut und Tränen geschriebenen Kapitel der Geschichte müssen
sich tief in unser Bewußtsein eingraben: Geschichte als Beitrag zur Friedenserziehung
.

Ein Gang durch die Geschichte von Hüningen sollte dies verdeutlichen. Heute mit
seinen 6700 Einwohnern Mittelpunkt eines Kantons, war Hüningen bis 1679 ein Dorf,
dann bis 1815 französische Festung und bis 1876 Garnisonsstadt. Der Ortsname wurde
erstmals 826 in einer Schenkungsurkunde erwähnt, allerdings ist ungewiß, welches Hüningen
damit gemeint ist. Bis in die Zeiten des 30jährigen Krieges war das Dorf nach Basel
hin orientiert, stand allerdings häufig im Spannungsfeld zwischen den im Sundgau
herrschenden Habsburgern und den Bischöfen von Basel. In Notzeiten waren es immer
die Stadtmauern von Basel, die den Bewohnern von Hüningen Schutz und Sicherheit boten
. Diese Bindung an Basel brachte es auch mit sich, daß Hüningen einst der einzige reformierte
Ort des katholisch gebliebenen Sundgaus war. Im 30jährigen Krieg gewann
dieses Elsässer Dorf an Bedeutung, da sich hier ein strategisch wichtiger Rheinübergang
befand. Der Basler Bürgermeister Wettstein, dem die Schweiz ihre Souveränität zu verdanken
hat, wollte nach dem Krieg die Hüninger Frage im Sinne Basels klären, was ihm
jedoch nicht gelang. So schlägt im Westfälischen Frieden 1648 die Geburtsstunde für das
französische Hüningen. Frankreich hat sehr schnell die strategische Lage dieses Ortes
erkannt und läßt Hüningen deshalb durch den genialen Baumeister Vauban zu einer perfekten
Festung ausbauen. Die Schweiz, beunruhigt durch diesen Festungsbau vor ihrer
Haustüre, schickt Protestschreiben an Ludwig XIV., die jedoch keine Wirkung zeitigen.
Das mächtige Basel befürchtet nicht nur, daß die Ideen der Gegenreformation von hier
aus in die reformierte Stadt eindringen könnten, sondern wittert auch, heute kaum vorstellbar
, wirtschaftliche Konkurrenz. Im Jahre 1679 war nämlich zur Stärkung der Wirtschaftskraft
ein sogenannter Freimarkt eingerichtet worden, der es den Elsässer Bauern
und Händlern erlaubte, einmal in der Woche, am Donnerstag, in Hüningen Handel zu
treiben, ohne Abgaben entrichten zu müssen. Allerdings brachte dieser Markt nicht den
erhofften wirtschaftlichen Aufschwung. Die Jahre der Französischen Revolution waren
auch für die Hüninger eine bewegte Zeit. Die armen Bewohner erhofften sich eine Besserung
ihrer Verhältnisse. Da aber das Elsaß in seiner Gesamtheit eher als konterrevolutionär
galt, entsandte der Wohlfahrtsausschuß Abgeordnete nach Hüningen, um nach dem
Rechten sehen zu lassen.

Drei große und historisch entscheidende Schlachten fanden während der napoleonischen
Kriege statt. Als die Festung 1815 von den Österreichern eingenommen und geschleift
wurde, herrschte in Basel große Freude. Aber die Grenzen ließ der Wiener Kongreß
unverändert.

Nach einer Zeit der Auswanderung brachte die Eröffnung der Rheinschiffahrt einen
Lichtblick in die wirtschaftliche Situation der Gemeinde. Daß allerdings St. Louis und

171


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1984-01/0173