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Jean Egen: Die Linden von Lautenbach. Mörstadt-Verlag Kehl/Straßburg, 1983. 336 Seiten. Ganzleinen
DM 34.-
»Dieses Buch ist die Geschichte einer elsässischen Familie. Ich habe es auf französisch verfaßt; in
dieser Sprache habe ich schreiben gelernt. Ich freue mich, daß es auf deutsch erscheint; durch den
Dialekt habe ich in dieser Sprache zu träumen begonnen. Während meine Mutter mich mit deutschen
Märchen und Liedern wiegte, brachte mir mein Vater die Liebe zu Frankreich bei.«
So leitet in einem Vorwort der Autor sein Buch ein. Es ist, wie Adrien Finck schreibt, ein autobiographischer
, lebenssprühender, zugleich gefühl- und humorvoller Roman, der im Schicksal einer
Familie die wechselvolle Geschichte des Elsaß - d. h. auch ein Stück europäischer Geschichte -
widerspiegelt. Jean Egen (er heißt eigentlich Egensperger), 1920 im Elsaß geboren, lebt als Schriftsteller
in Paris. Indem er für uns die Linden von Lautenbach rauschen läßt, führt er uns mitten ins
elsässische Leben vom Ende des 19. bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts. Er beschreibt das Leben
dreier Generationen in der Stadt und im Dorf, zwischen den Wäldern, Wiesen und Reben; in Kriegen
und im Frieden, mit Toten, mit Uberlebenden. Er schildert so plastisch, daß man mit der Familie
lacht und mit ihr trauert; daß man mit den in andere Orte Verschlagenen Heimweh bekommt
nach Lautenbach; man glaubt, das Waldhorn des lothringischen teutonisch angehauchten Förster-
Onkels, das Bellen seiner Hunde zu hören; und man »schmeckt«, was auf sinnenfreudigen Festen
aus Großmutter Herrgotts elsässischen Kochtöpfen dampft. So lebendig dargestellt, laut und leise,
traurig, skurril, lustig sind die Menschen, die Erwachsenen und die vielen Kinder. Die Grausamkeiten
der Bruderkriege sind mit dem Understatement geschildert, ohne das eine solche Erinnerung in
einem belletristischen Buch gar nicht auszuhalten wäre.
Jean Egen hat ein schönes Buch geschrieben; gerade in unserem Dreiländereck - aber beileibe
nicht nur hier, sondern überall dort, wo man sich für Historisches im Spiegel des Menschlichen interessiert
- eine wichtige Lektüre. Ingeborg Hecht
An Dichterhand durchs Badnerland. Ein Gang durch die Jahreszeiten. Hrsg. von H. L. Zollner.
128 S. mit 12 Farbtafeln. Stuttgart (Theiss Verlag). Geb. DM 12.80
Dem »Schwabenland«- und »Hessenland«-Band wurde auch ein badischer Band innerhalb dieser
»neuen Geschenkreihe« beigestellt. Eigentlich hätten wir Badener mit unserer klassischen Kalendertradition
ä la Grimmelshausen und Hebel, Stolz und Bürklin auch darauf kommen können! Das
ist schon äußerlich - format- und einbandmäßig, auch was Kalendarium und Abbildungen und die
graphische Gestaltung angeht - recht hübsch und liebevoll gemacht. Ein immerwährendes Kalendarium
mit Eintragspalten und eingedruckten vorwiegend badischen Ereignissen, dazwischen die
Texte, einmal in Prosa, dann auch in Versen, ausgesprochen Badisches, etwa von Hebel, auch von
Scheffel und Moscherosch, von Auerbach und Bodman, von Busse und Eichrodt (Burte fehlt), von
Fendrich und Ganther, von Gött und Hansjakob, von der Kaschnitz ebenso wie von Nadler und
Sauter und von Reinhold Schneider und Hans Thoma. »Eingemeindete« Autoren fehlen nicht, so
etwa Grimmelshausen und die Droste. Die dezenten und zu Kalenderzwecken unbedingt geeigneten
Abbildungen wurden von Angehörigen der Grötzinger Malerkolonie (O. Fikentscher, F. Kallmorgen
und G. Kampmann) ausgewählt (diese Künstler hatten sich vor der Jahrhundertwende im
Pfinztal in der Nähe von Karlsruhe angesiedelt). Das Ganze gibt sich unaufdringlich und gediegen
und hat genügend Substanz, für ein Jahr oder auch mehrere in manierlichem Gebrauch zu sein.
Helmut Bender
Helmut Bender: Der Feldberg - Ein Herzstück des Schwarzwaldes. Der Band umfaßt 120 Seiten mit
78 Färb- und 56 Schwarz-Weiß-Aufnahmen, Ganzleinenband mit mehrfarbigem Schutzumschlag,
Kehrer-Verlag, Freiburg, ISBN 3-923937-08-3, Ladenpreis DM 38-
'Herzstück des Schwarzwaldes', so heißt der Untertitel zu Helmut Benders neuester Veröffentlichung
»Der Feldberg«, ein Buch, das in der Bibliothek eines Schwarzwaldfreundes nicht fehlen
sollte. Geschickt versteht es der Verfasser, Historisches mit der Gegenwart so zu verbinden, daß ein
lebendiges Bild der Feldbergregion ensteht. Der erste Teil des Buches gibt einen Abriß der Geschichte
(Besiedelung, Rolle der Klöster, Tourismus etc.), Reproduktionen alter Karten und Ansichten
- eine Spezialität des Verfassers - veranschaulichen diesen Themenblock. Bender beschränkt
sich jedoch nicht auf historische Fakten, sondern setzt sie in Beziehung zum Menschen; das macht
seine Bücher so wertvoll und lebendig. Wir erfahren Interessantes vom Leben auf dem Bauernhof,
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