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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
46.1984, Heft 2.1984
Seite: 84
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daneben auch noch den Beleg »de Cherentiaco« (um 1068),8) welcher ja sehr deutlich an
die für unseren Ortsnamen aufgezeigte Ubergangsform »Cherenzach« erinnert.

Welche der beiden römischen Villen auf der heutigen Gemarkung Grenzach hat nun
aber »Carantiacum« geheißen? Ich glaube, daß das 1935 beim Burgackerweg festgestellte
große Gebäude9) nicht in Betracht kommt, da es zu weit von der späteren alemannischen
Ursiedlung entfernt lag, um für diese noch namengebend zu wirken. Die Villa an der
Steingasse/Hauptstraße, welche von März bis November 1983 z.T. ausgegraben wurde,
liegt dagegen innerhalb des späteren Dorfkerns, wo sich die Alemannen nach der Eroberung
des Landes niedergelassen haben, wie auch die fünf oder sechs Gräberreihen beim
ehemaligen Ochsenbrunnen beweisen.Dieses quellenreiche und relativ windgeschützte
Gebiet am Südhang des Dinkelbergs war ja auch die günstigste Stelle für eine
Niederlassung.

Mit Sicherheit müssen die neuen alemannischen Herren im 3. Jahrhundert hier bei uns
noch auf Reste der romanischen Bevölkerung gestoßen sein, die ihnen den Namen der
römischen Villa Carantiacum vermittelt haben. Dieses in ihre Sprache aufgenommene
Wort wurde dann völlig lautgesetzlich zum mundartlichen »Chränzech«.

Die große herrschaftliche Säulenvilla an der Steingasse/Hauptstraße gehört deshalb
mit ihren z.T. noch über 3 m hoch erhaltenen Mauern nicht nur zu den bedeutendsten
Anlagen des Hochrheintals, sondern sie hat auch dem heutigen Ort Grenzach den Namen
gegeben. Somit darf die im ersten nachchristlichen Jahrhundert errichtete Villa als
die Urzelle des heutigen Dorfes bezeichnet werden, womit sie auch rein ortsgeschichtlich
von erstrangiger Bedeutung ist.

Anmerkungen

1) Vgl. z. B.: Albert Krieger: Topographisches Wörterbuch des Großherzogtums Baden, Heidelberg
1898, I, 748/49 und

Otto Heilig: Die Ortsnamen des Großherzogtums Baden, Karlsruhe o. J. (um 1908), S. 99

2) Friedrich Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, 20. Auflage, Berlin 1967,
S. 269

3) Adolf Bach: Deutsche Namenkunde, Bd. II, 1, Heidelberg 1953, S. 220 und
Wilhelm Bruckner: Schweizerische Ortsnamenkunde, Basel 1945, S. 19

4) Hermann Gröhler: Über Ursprung und Bedeutung der französischen Ortsnamen, Heidelberg
1913, Teil I, S. 186/87

W. Schulze: Zur Geschichte lateinischer Eigennamen, 1904, S. 20, Anm. 4

5) Zu dieser Deutung und ihrer sprachlichen Ableitung vgl. meine Dissertation: Die Flurnamen
von Wyhlen und Grenzach in ihrer sprachlichen, siedlungsgeschichtlichen und volkskundlichen
Bedeutung, (=Forschungen zur Oberrheinischen Landesgeschichte, Bd. XI, Freiburg
1962, S. 43 ff.)

6) Alfred Holder: Altkeltischer Sprachschatz, Bd. 1, Leipzig 1896, S. 767 führt 15 französische
Ortsnamen an, die auf Carantiacum zurückgehen. Vgl. dazu auch:

H. d'Arhois de Juhainville: Recherches sur l'origine de la propriete fonciere et des noms de lieux
habites en France, Paris 1890, S. 211

7) Peter Skok: Die mit den Suffixen -äcum, -änum, -ascum und -uscum gebildeten südfranzösischen
Ortsnamen, Halle 1906, S. 161 (= Beihefte zur Zeitschrift für romanische Philologie,
Heft 2)

8) Willy Kaspers: Etymologische Untersuchungen über die mit -äcum, -änum, -ascum und -uscum
gebildeten nordfranzösischen Ortsnamen, Halle 1918, S. 227/28

9) Badische Fundberichte, Jahrgang 11, 1936, S. 10-12 und Jahrgang 18, 1948-50, S. 267/68
10) Badische Fundberichte, I, 1927, S. 206 und I, 1928, S. 337

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