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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
46.1984, Heft 2.1984
Seite: 108
(PDF, 33 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1984-02/0110
Erinnerung an altes Handwerk wachgehalten

von Franz Hilger

Viele Jahrhunderte hindurch war der in der Umgebung des Winzerdorfes Pfaffenweiler
gebrochene Kalksandstein, allgemein als Pfaffenweiler Stein bekannt, ein begehrtes
Baumaterial. Seit den letzten fünfzig Jahren wird dieser Stein kaum noch verwendet. Die
Steinbrüche sind aufgearbeitet und durch das Aufkommen neuer Baumaterialien, wie
Zement und Kunststeine, stillgelegt. Wann erstmals das Handwerk der Steinhauer in
dem Winzerdorf ausgeübt wurde, kann nicht mehr festgestellt werden. Im Jahre 1372
wird in einem Dokument der Gemeinde ein »Steinweg« genannt. Es ist denkbar, daß
dieser Weg zu den Steinbrüchen führte. Ein Steinhauer in Pfaffenweiler wird erstmals
1471 erwähnt.

Die Steinhauerei brachte den Bürgern der Gemeinde guten Verdienst. So entstanden
im 16. Jahrhundert in Pfaffenweiler eine Reihe heute noch gut erhaltener Bürgerhäuser,
meist sogenannte »Stapflehüser«. Das wohl bedeutendste dieser Bauten aus jener Zeit ist
das im Jahre 1575 fertiggestellte Gemeindehaus. In ihm ist heute das »Gasthaus Stube«
untergebracht. Das Gebäude zählt zu den bekanntesten spätgotischen Steinhäusern des
Markgräflerlandes.

Um 1500 waren dreißig Steinbrüche in Pf äffen weiler und nach dem Zweiten Weltkrieg
waren noch zwölf in Betrieb. Der Pf äffen weiler Stein fand auch Verwendung für die
Herstellung von Schüttsteinen, Trögen, Fenstersimsen, Kellerbögen, Brunnen und Bildstöcken
. Auch für den Bau des Freiburger und des Breisacher Münsters wurde dieses
Kalksandsteinmaterial verwendet. In dem 1962 erbauten Schulhaus der Gemeinde befindet
sich ein Wandrelief, das der Bildhauer Josef Jakob schuf. Es zeigt das Brechen der
Steine, die Bearbeitung und den Transport zur Baustelle des Münsters im Jahre 1579.
Beim Schneckenfest 1982, einem beliebten Dorfhock, der im alten Ortskern von Pfaffenweiler
veranstaltet wird, wurde nun die Erinnerung an dieses alte Handwerk wieder
wachgerufen. Der einzige in der Gemeinde noch arbeitende Steinmetzmeister, Waldemar
Eckert, und eine große Zahl von Helfern hatten diese beachtenswerte Schau zusammengestellt
. Von weit her kamen Freunde der Bildhauerkunst, um bei dieser nicht alltäglichen
Veranstaltung dabei zu sein. Der Bürgermeister der Gemeinde, selbst aus einer alten
Steinhauerfamilie stammend, gab die entsprechenden Erläuterungen und vermittelte
auch einen Rückblick auf die Geschichte der Pfaffenweiler Steinhauerei.

Bei der Vorführung wurde gezeigt, wie die Steine gebrochen, auf einem niederen
Holzkarren abtransportiert und dann bearbeitet wurden. Zwanzig Männer in der alten
Kleidung dieses Handwerks hämmerten, trieben Keile zwischen die Steinquader und
vermittelten mit einfachen, alten Handwerksgeräten die verschiedenen Tätigkeiten der
Steinmetzen. An einer eigens errichteten Schmiede wurde das entsprechende Handwerkszeug
hergestellt. Ein Bildhauer der Freiburger Münsterbauhütte zeigte, wie mit
viel Feinarbeit und Kunstverständnis ein Wappenrelief geschaffen wird. Zum Abschluß
zeigten die Steinmetzen das Aufstellen eines Feldkreuzes. Für dessen Aufrichtung mußte
erst ein großes Holzgerüst vorbereitet werden. Zum Abschluß der Arbeit versammelten
sich die Steinmetze und ihre Helfer vor dem steinernen Denkmal, steckten ihre langen
Schürzen hoch, zum Zeichen, daß die Arbeit nunmehr beendet war.

Für diese Veranstaltung hatten die Organisatoren einige aus Pfaffenweiler Stein geschaffene
Werke aus verschiedenen Jahrhunderten ausgestellt: Da waren ein Türbogen
zu einem Kellereingang aus dem Jahr 1588, zwei Bildstöcke, einer von 1589 und einer
von 1834, ein spätgotisches Türgewand noch von 1618, ein Schüttstein von 1743 und Barockstatuen
von 1686. Eine Fotoausstellung ergänzte die Schau der Originalstücke.

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