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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
46.1984, Heft 2.1984
Seite: 140
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köpfe oder Kabisköpfe oder 3 Saum Basler Wein; das sind 410 Liter des »ungeschmack-
ten«, dessen »man nichts achtete«. Vom sehr guten, starken Badenser, vielleicht einem
Ruländer aus der grauen Burgundertraube oder einem Gutedel aus dem Markgräfler-
land, hätte man allerdings für die 3 Schilling 4 Pfennig Papiergeld nur etwa 68 Liter beziehen
können oder aber 37 kg Korn. An Roggen hätte man 31 kg und vom teuren, raren
Salm nur noch den 27. Teil eines Fisches bekommen. Mit diesen Beispielen kann auch der
heutige Mensch ermessen, welchen Wert das damalige Papier besaß.

Ebenso bescheiden wie die Papiereinkäufe waren die von Pergament. Der Preis einer
Pergamenthaut entsprach etwa dem Gegenwert von 75 bis 100 Papierbogen. Vergleiche
mit den Papier- und Pergamentkäufen der Basler Stadtverwaltung und mit der anderer
Städte zeigen, daß der Bischof nur mit privaten Geschäftsleuten und nicht mit Stadtverwaltungen
vergleichbar ist. Städte hatten offenbar im 15. Jahrhundert bereits einen beträchtlich
höheren Papierbedarf.

Die Eintragungen im Rechnungsbuch bergen leider nur Andeutungen und unbestimmbare
Namen, woher das Papier stammen könnte, nirgends aber eine klare Aussage
. Die Wasserzeichen des Rechnungsbuchs weisen vor allem auf baslerische und französische
Herkunft hin. Die französischen Zeichen entstammen wahrscheinlich Papiermühlen
in Savoyen und Burgund. Zwei Wasserzeichen kennen wir jedoch genau: es sind
zwei Ochsenköpfe mit Stange und Antoniuskreuz. Dieses Papier wurde von den Brüdern
Gallician im Basler St. Alban-Tal geschöpft. Mit großer Wahrscheinlichkeit stammt
über die Hälfte des kostbaren alten Kodex aus Basler Bütten.

Natürlich kaufte der Bischof, der zwar den größten Teil des Rechnungsbuches eigenhändig
geführt hat, wohl nur selten selber Papier oder Pergament und andere Sachen ein.
Für die Papierkäufe sind meistens seine Schreiber Stephan Speth, Johann Frank und Jörg
Salzmann genannt; aber auch sein Cousin und Hofmeister Jörg von Venningen, sein
Kellermeister Lorentz, sein Barbier Henchien Geister und sein Schneider Jörg Schnyder
brachten Papier nach Hause. Sie hatten es im Laden des Apothekers Hans Zscheckabür-
lin des Aeltern und anderswo in Basel, z.B. im städtischen Kaufhaus (bei der heutigen
Hauptpost) gekauft. Da der Bischof seine Wohnsitze in Pruntrut und Delsberg ausbaute
und verschönerte, findet man neben Schreibpapier auch solches für andere Zwecke im
Rechnungsbuch eingetragen. 1460 bis 1464 wird Papier für den Schreiner, für Tapezierarbeiten
und zu Papierfenstern eingetragen. Auf Reisen kaufte Bischof Johann aber auch
an Ort und Stelle Papier und Pergament ein, wo es dann sogleich mit den entsprechenden
Verhandlungen und Absprachen beschrieben wurde, so z. B. 1467 in Zürich, wo der Bischof
»in dem zweitracht zwuschen mynem herr von Osterrich und den eignossen« vermittelte
.

Ein ganz besonderer Papierkauf wurde im Frühling 1467 ins Rechnungsbuch eingetragen
. Ende April dieses Jahres erhielt Johann von Venningen 12 Buch »Regailpapier«, also
288 Bogen im großen »Royalformat«, in der Umgangssprache auch Regalpapier genannt
. Davon schickte er 7 Buch nach Speyer, um dort ein liturgisches Werk abschreiben
zu lassen. Offenbar gab es in Speyer kein solch gutes und großformatiges Papier, und wir
erinnern uns daran, daß gerade in dieser Zeit die Brüder Anton und Michel Gallician in
Basel die ersten Papiermacher waren, die nördlich der Alpen großformatiges Papier herstellten
!

Verwendete Literatur

Gross Johann: Kunze Baßler Chronik. Basel 1624.
Kälin Hans: Papier in Basel bis 1500. Basel 1974.

Stöcklin Joseph: Johann VI. von Venningen, Bischof von Basel. Solothurn 1902.

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