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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
47.1985, Heft 1.1985
Seite: 59
(PDF, 34 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1985-01/0061
die Hinterlassenschaft des Balthasar Scholer, Bürgersohns von Vögisheim. Er hat sich im
Jahr 1794 als Schneidergeselle in die Fremde begeben und, wie es in der Akte heißt, »hat
seither nichts mehr von sich hörenlassen, als im Jahr 1823 war ein Brief aus Frankreich,
aus Grenoble, an den hiesigen Vogt Zöllin gekommen, der folgenden Inhalts war, daß
gedachter Scholer in Grenoble verheiratet gewesen sei und anno 1823 gestorben, so wurde
in dem Brief weiter gefragt, ob der Verstorbene auch noch Vermögen in seiner Heimat
habe, weil der Verstorbene Erben hinterlassen hat...« (Aus einem Schreiben des Vogts
Schwarzwälder, Vögisheim, vom 2. Juli 1831 an das Großherzogliche Bezirksamt Müllheim
).

Scholer haue in Vögisheim noch ein Stück Reben, 29 Ruthen (1 Ruthe = 9 Quadratmeter
) im Rebstall, das versteigert wurde und 40 Gulden erlöste. Das »Ministerium des
Großherzoglichen Hauses und der auswärtigen Angelegenheiten« in Karlsruhe erhielt in
dieser Sache Bericht vom Bezirksamt Müllheim. Darauf beauftragte das Ministerium die
Großherzogliche Gesandtschaft in Paris, Nachforschungen nach den Erben des Balthasar
Scholer anzustellen. Scholer hat in der Gemeinde Voreppe im Arrondissement de
Grenoble (Isere) gewohnt. Aus dem Erlös der Reben wurden 35 Gulden an Schreinermeister
Mathieu in Voreppe als Erbe des Scholer geschickt. Fünf Gulden betrugen die
Kosten.

Der Hisgir soll uffgumpe!
Altes alemannisches Brauchtum

Nach uraltem Brauch brennen am Sonntag nach Fasnacht, dem Burefasnechtsunntig,
im Markgräflerland und im weiten alemannischen Raum die Fasnachtsfeuer auf den Höhen
. Auch in Vögisheim ist es nicht anders. Auf dem langgestreckten Buckel des »Miedig
«, dem ausgedehnten Rebberg der Vögisheimer, dessen Namen mir noch niemand erklären
konnte, kommt jung und alt am Feuer zusammen, um sich am Scheibenschlagen
zu erfreuen. Das erfordert schon einigen »Fortel«, die im Feuer glühend gemachten
Scheiben aus Buchenholz vom Scheibenstuhl zu schlagen, daß sie in weitem Bogen steigen
und fallen. Es ist ein Brauch am Ende des Winters, es ist die Zeit, in der schon ein
wenig der Frühling in der Luft liegt und der alte Markgräfler sagt: »I glaub's, s'Gröbscht
isch überstände.« Damit meint er den Winter.

Dem Ausgang des Winters gilt noch ein anderer Brauch in Vögisheim. Am Sonntag
»Lätare«, dem dritten Sonntag vor Ostern, dessen lateinischer Name »Freue dich« bedeutet
, zieht der Hisgir mit seiner Bubenschar durch das Dorf. Dieser Brauch ist nur
noch selten im Markgräflerland anzutreffen, je nach Dorf in unterschiedlichen Nuancen
und auch an verschiedenen Tagen, etwa an Christi Himmelfahrt oder am Pfingstmontag.
In Vögisheim hat der Hisgir seit unvordenklichen Zeiten seinen Auftritt am »Lätteri-
Sunntig«, auch Mitfastensonntag genannt. Der Hisgir verkörpert den ausgehenden Winter
. Vom Kopf bis zu den Füßen in Stroh eingewickelt, mit einem Säbel an der Seite und
einer Glocke an seinem Strohschwanz, macht er unter dem Geklingel eines über die
Brust geschlungenen Schellenkranzes seine Sprünge.

Im Jahr 1935 hatte ich ihn mir einmal genau auf's Korn genommen. Es war dies auch
das erste Mal, daß dieser Brauch vom Rundfunk aufgenommen und vom damaligen
Reichssender Frankfurt am 17. April gesendet wurde. Rundfunkreporter war der unvergessene
Professor Dr. Johannes Künzig, dem wir u. a. die »Badische Landesstelle für
Volkskunde« und das »Institut für ostdeutsche Volkskunde« in Freiburg zu verdanken
haben. Meine damalige Schilderung in den »Markgräfler Nachrichten« sei im folgenden
wiedergegeben:

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