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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
47.1985, Heft 1.1985
Seite: 60
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1BI So sieht der fertige Hiskir aus.

»Ein kalter Wind weht über das Land, der Blauen ist tief verhangen, und selbst hier
unten feuserle einige Schneeflocken hernieder. In sonntäglicher Stille liegt die Dorfstraße
. Da kommen ein paar Buben daher mit Chriesichrätte, in die zur Zeit der Kirschenernte
die Kirschen gepflückt werden. Heute dienen sie freilich einem anderen Zweck,
wie wir später noch hören werden, denn die Chrätte sind von großer Wichtigkeit beim
Umzug des Hisgirs. Wir folgen den Buben, die spürbar voll Spannung und Freude geladen
sind, und kommen bald in eine abgelegene Scheune, wo soeben mit dem »Anziehen«
des Hisgirs begonnen wird. Nur die Buben vom 4. bis 7. Schuljahr haben zu diesem geheimnisvollen
Geschäft Zutritt, während die Achtklässler, also die Konfirmanden, sich
nicht beteiligen dürfen. Gänzlich ausgeschlossen sind ferner die Maidli, für die ein eigener
Brauch sich erhalten hat: die Uffertbrut, die in ähnlicher Weise wie der Hisgir den
Buben am Auffahrtstag (Himmelfahrtstag) als Künderin des Frühlings durch das Dorf
zieht.

Die Siebtklässler bestimmen den Hisgir aus ihren Reihen, gewöhnlich einen der größten
und stärksten. Diesmal ist es der Weber Fritz. »So ne lange henner (habt ihr) scho
lang nümme g'ha«, meint der Bauer, der den Buben bei der schwierigen Arbeit des Ein-
flechtens hilft. Tagszuvor haben die Buben die Vorbereitungen getroffen; Roggenstroh
wurde in lange Zöpfe geflochten, die nun, in drei großen Kugeln aufgerollt, wie mächtige
Wollknäuel parat liegen. Am Hals wird mit dem Einwickeln des Hisgirs begonnen -
manche ziehen es auch vor, an einem Bein anzufangen. Aller Anfang ist schwer, heißt es
auch da. Eine Lage des geflochtenen Strohs muß sorgfältig an die andere mit Bindfaden
festgebunden werden. Wie ein im Winter mit Stroh ummummter dicker Brunnenstock
sieht bald der Oberkörper des Burschen aus. »Sin er anem«, fragt der Bauer des Hofes,
der einen Blick durch das »Schiretörli« wirft. »Jo, chumm, chasch au Hand alege«, be-

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