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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
47.1985, Heft 1.1985
Seite: 64
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Von Haus zu Haus

In der Nacht zu Pfingsten oder am frühen Morgen werden die Brunnen mit Tannreis
und Blumen bekränzt, damit keine »Sintflut« mehr komme, sagen die einen, damit das
Wasser nie ausbleibe, andere. Vielleicht ist dieser Brauch auch nur ein Zeichen des Dankes
für das lebenspendende Wasser und ein Ausdruck der Freude.

Es bleibt zu hoffen, daß all diese Bräuche in dem großen Wandel in unserer Zeit nicht
verloren gehen. Einen schmerzlichen Verlust hat bereits das Jahr 1982 gebracht: Der
Hisgir ging zum ersten Mal nicht mehr durch das Dorf. Schuld daran mag die Auflösung
der Vögisheimer Dorfschule gewesen sein. Die Kinder werden heute mit einem sogenannten
Schulbus nach Müllheim in die Schule gefahren, wo sie in den dortigen Klassen
nicht in Gemeinschaft der Vögisheimer bleiben. Dadurch geht die Kameradschaft unter
den Vögisheimer Kindern verloren und auch der notwendige Kontakt für das Vorbereiten
und Ausüben eines alten Brauches. Es wäre wünschenswert und überaus wertvoll,
wenn der Hisgir nicht für immer unter die Räder der Neuzeit käme.

Wenn auch nicht zum eigentlichen Brauchtum gehörend, so war es doch bis zur Jahrhundertwende
noch Brauch, den Speisezettel die Woche über einzuhalten. Albert Haas,
Müllheim, schrieb in dem Heft zur deutschen Volkskunde Nr. 6 »Volkstümliches aus
Vögisheim«, Bonn, P. Hansteins Verlag 1897:

»Es gab früher und gibt mehr oder weniger noch jetzt einen feststehenden Speisezettel
für die Hauptmahlzeiten jeden Wochentages. Sonntag und Donnerstag hießen die
Fleischtage, Mittwoch und Samstag die Mehltage. Dabei kam am Sonntag jedenfalls
Rindfleisch oder Speck mit Sauerkraut auf den Mittagstisch, am Montag gab's das Gleiche
noch einmal, gewärmt. Der Dienstag brachte Usgmachts, d. h. weiße Bohnen, Erbsen
, Linsen, gewöhnlich mit Speck, der Mittwoch Knöpfle. Am Donnerstag waren grüne
oder dürre Bohnen in den Hülsen, grüne Erbsen, auch gelbe Rüben an der Tagesordnung
und dazu Harne (Schinken), oder Schüfeli (Schulterblatt des Schweins), am Freitag
das Gleiche, wieder gewärmt. Am Samstag endlich wurde gewöhnlich gebacken; da bildete
der Chueche oder Waie mit Kartoffeln in saurer Brühe den Hauptbestand des Mittagsmahles


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