Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
47.1985, Heft 1.1985
Seite: 79
(PDF, 34 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1985-01/0081
Drei Viertel aller Schilderungen dieser Chronik gelten seit 1490 fast nur noch der Familiengeschichte
; auch wurde die »Chronik des Bistums Konstanz« von Wilhelm Werner
von Zimmern oft als Quelle benutzt, ohne genannt zu werden; dort hat Froben Christoph
viel Anekdotisches gefunden. Diese Schwanke, auch die Darstellung selbst erlebter
Absonderlichkeiten, sind derb wie die Erlebnis-Sinne seiner Zeitgenossen. Nicht selten
strahlen sie in andere der vielen kleinen Länder aus, - auch von den Freiherrn von
Staufen (und Fausts Tod, notabene), mit denen die von Zimmern verwandt sind, ist die
Rede.

Das Mosaik des Zusammengetragenen gilt als fesselndstes menschliches Zeugnis des
sechzehnten Jahrhunderts in deutscher Sprache; es ist eine Fundgrube für Geschichten
aus der Geschichte. Dafür wenigstens ein Beispiel:

Der zerschnittene Bischofsmantel oder:
Selbsthilfe eines (zu) jungen Domherrn

Im Jahre 1539 hatten die Brüder von Zimmern in St. Denis Karl V. getroffen: »Bald
darauf, als der Kaiser abgereist war, ging Herr Gottfried Christoph abermals mit seinem
älteren Bruder an den Hof. Der König hielt einen großen Ball in einem weiten Saal ab.
Herr Gottfried Christoph hätte dem Tanz auch gern zugesehen, er konnte aber von einem
französischen Bischof, der unter der Türe stand und mit einer dicken Frau schwatzte
und sein Hofwesen trieb, nicht durchkommen; und als er sich unterstand, neben ihm
einzudringen, nahm der ihn beim Arm, zog ihn wieder hinter sich und sagte: »Mein
Freund, geht an Euer Studium«, denn er sah wohl, daß es ein Student war. Das nahm der
junge Herr zu großem Verdruß auf. Dieweil aber nun das Gedränge je länger, je größer
wurde um den Bischof, der nicht weichen wollte, nahm Herr Gottfried Christoph, der
gerade hinter ihm stand, die Gelegenheit war, zog ein scharfes Messer heimlich heraus
und schlitzte dem Bischof den damastenen Talar von oben bis unten fein heimlich auf; als
er aber das vollbracht hatte, macht er sich schleunigst davon in seine Herberge. Daran
handelte er weislich; denn gleich darauf hatte der Bischof ausgeschwätzt und ging hinein
in den Saal zum König, bei dem er zu tun hatte. Nun waren aber zufällig die Fenster im
Saal offen, und weil dem Bischof der Talar von oben bis unten durchgeschlenzt war, so
kam ihm der Wind in den Rock und jagte ihn ihm über den Kopf; zog ihn dann der Bischof
wieder herunter, so trieb ihn der Wind wieder in die Höhe. Das geschah so oft, daß
der König sich über den Bischof kranklachen wollte; den aber verdroß das Gelächter
nicht wenig, und er klagte, wie ein Student neben ihm habe eindringen wollen, dem er
gewehrt, der habe ihm den Possen getan. Aber der König vexierte ihn noch mehr und
sagte: »Also gehört der Mann zu Eurem Handwerk.« Und so mußte der Bischof seinen
Rock wieder flicken lassen. Gleichwohl befahl der König, den Studenten zu suchen, aber
er war schon davon. Es steht zu fürchten, wenn man ihn ergriffen hätte, wäre man bös
mit ihm umgegangen; Herzog Christoph von Württemberg und andere Deutsche würden
genug zu schaffen gehabt haben, um ihn wieder aus dem Gefängnis herauszubekommen


Der Übeltäter war fünfzehn Jahre alt!

Für diesen Uberblick wurden im wesentlichen Auszüge entnommen aus dem Buch von Ingeborg
Hecht: Die Welt der Herren von Zimmern. Verlag Rombach, Freiburg, 1981. 140 Seiten, 10 Abb.
mit Stammtafel der Herren von Zimmern und einer Karte über den Schauplatz der Chronik. Pb.
DM 15,-.

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