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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
47.1985, Heft 1.1985
Seite: 88
(PDF, 34 MB)
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Ansichten Luthers. Mit dieser bekannten Feststellung wird man ihm aber nicht gerecht.
Sulzer stand in der Tradition der oberrheinischen Reformation. Ihr ging es, wie gesagt,
um die Vermittlung zwischen Norden (Luther) und Süden (Zwingli/Calvin), ihr ging es
um die Einheit des Protestantismus.

Markgraf Karl II. berief Sulzer zum Generalsuperintendenten seiner südbadischen
Besitzungen. Es folgte ein Viertel)ahrhundert regen auch kirchlichen Austausches zwischen
Basel und der Markgrafschaft. Die These, nach der damals zwischen Sulzburg,
Schopfheim und Lörrach viele Basler als Pfarrer auf den Dörfern wirkten, muß aber modifiziert
werden.

Das heute bereits wieder etwas überholte Prinzip, nach welchem der Ortspfarrer in
der Regel ein Landeskind zu sein habe, galt zur Reformationszeit noch nicht. Viele von
Basel nach Baden und zurück wechselnde Prediger waren weder Stadtbürger noch Untertanen
des Markgrafen. Der Dramatiker Valentin Boltz beispielsweise steht für den
Typ des wandernden Theologen: er stammte aus Ruf ach im Elsaß und versah Gemeindedienste
in Württemberg, Glarus, Basel etc. Boltz starb 1560 als Pfarrer von Binzen. Die
Familie Grynäus (Grüner), sie stellte die drei Superintendenten Röttelns während der
Zeit der Kirchenunion zwischen Basel und Markgrafschaft, kam aus Veringendorf in
Hohenzollern. Es gibt noch mehr solche und ähnliche Biographien. Nachdem sowohl
die Pfarrerschaft Badens als auch diejenige Basels historisch erfaßt wurde, erübrigt es
sich, hier die Namen der im Markgräflerland wirkenden Geistlichen aus der Schweiz
wiederzugeben. Südbadener wurden aber auch Pfarrer in der Schweiz, so Franz Korb
(1465-1535) von Inzlingen in Bern, Eusebius Merz (1548-1616) von Auggen in Sissach,
Burkhart Rothpietz von Brombach nach 1528 in Läufelfingen und Basel-St.Theodor,
Heinrich Schiff mann, ehemals Mönch in Beuggen und mit einer früheren Nonne von
Sulzburg verheiratet, ab 1547 in Oberbipp, die Gebrüder Johannes (f 1592) und Mater-
nius Vech (f 1572) aus Lörrach, der erste in Riehen und der zweite Schloßprediger auf
der Farnsburg, Johannes Glother aus Waldshut, 1520-1522 Kaplan zu Basel-St. Martin
und schließlich der unglückliche Kaspar Hirt von Langenargen am Bodensee in Benken:
er wurde 1568/9 durch seine Magd aus Kandern - angeblich aus Liebe - vergiftet. Diese
makabre Geschichte mag überleiten zur Tatsache, daß nicht nur die Theologen selbst,
sondern auch ihre - nach Aufhebung des Zölibates nun legalen - Gattinen oft, wie Wi-
brandis Rosenblatt, grenzüberschreitend waren.

Die enge Zusammenarbeit der Kirchen fand sichtbaren Ausdruck auch darin, daß die
noch universitätslose Markgrafschaft den Besuch der Hohen Schule zu Basel durch ihre
Landeskinder förderte. Die Folge Schilden Ludwig in schönen Worten:

»Ein ungemein reiches geistiges Leben herrschte ... am Ende des sechzehnten Jahrhunderts
in den markgräflichen Pfarrhäusern. Wir gehen nicht fehl, wenn wir dies dem
Einfluß der Basler Universität zuschreiben. Die vielen Beziehungen, die ... u. a. mit den
Theologen dieser Stadt unterhielten, befruchteten die Neigung zu wissenschaftlicher
und literarischer Arbeit. Es ist ein erfreuliches Bild und wir können sagen, daß die Geistlichen
niemals engere Fühlung hatten mit der Kultur, der Theologie und dem Geistesleben
ihrer Zeit als damals. Aber auch Basel hatte Gewinn von der Verbindung mit der
Markgrafschaft. Vom Herzen strömt das Blut in die Glieder, und es kehrt dahin zurück.
Das Oberland war eins der Glieder, in denen das Leben Basels pulsierte.«

Vielleicht war die Sogkraft von Stadt und Universität manchmal auch zu stark. Von
Vernachlässigung der Gemeinden durch sich oft in Basel aufhaltende Pfarrer ist die Rede
. Auch tauschten die Basler - seien es nun Bürger oder lediglich Absolventen der Universität
- meist nach kurzen Jahren ihre markgräfler Pfründen gegen schweizerische ein.
Zu einer kontinuierlichen kirchlichen Stadt-Land-Beziehung, wie zwischen Basel und

SS


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