Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
47.1985, Heft 1.1985
Seite: 89
(PDF, 34 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1985-01/0091
dem Baselbiet, kam es nicht. Das 1556 durch die von Ulrich Koch (1525-1585), einem
Schwager Sulzers, in Lörrach gehaltene erste evangelische Predigt begonnene Experiment
scheiterte 1581.

4. Das Zeitalter der konfessionellen Streitigkeiten

Die Idee einer Einheit der Reformation war schon durch das bekannte Marburger Religionsgespräch
(1529) in Frage gestellt worden. Doch erst nach der Jahrhundertmitte
kam es zur definitiven Gruppenbildung innerhalb des Protestantismus. Die evangelischen
Kirchen der Eidgenossenschaft fanden sich im Zweiten Helvetischen Bekenntnis
(1566), Basel unter Sulzer stand noch abseits, mußte sich aber nicht zuletzt aus politischen
Gründen anpassen (1589/91 bzw. 1644). Auch in Deutschland ging die Entwicklung
weiter. Schon 1563 erschien der Heidelberger Katechismus, das später meistverbreitete
reformierte Bekenntnis. Es hat in Basel zwar Popularität, nie aber offizielle Gültigkeit
erlangt. Ebenfalls wegen der Staatsraison verlangten die lutherischen Fürsten von
ihren streitenden Theologen eine gemeinsame Erklärung. So entstand 1577 die ausgleichende
Konkordienformel. Auf sie mußten sich 1581 auch die Pfarrer der Markgrafschaft
unterschriftlich verpflichten. Fünf weigerten sich und gingen, unter ihnen Hieronymus
Gysin (1542-1591) von Basel in Maulburg, er übernahm die Gemeinde Riehen
(1583) als Nachfolger von Johann Heinrich Knäblin (1531-1582). Knäblin, Bürger von
Riehen, hatte 1556 bis 1565 in Badenweiler gewirkt, hielt sich »allweg tadellos« und galt,
was damals noch niemanden anstößig dünkte, als guter Astrologe. Seit 1565 amtete er in
seinem Heimatdorf. Zu den Resignierenden gehörten auch Bartholomäus Genath (1555-
1586) von Delsberg in Haltingen und Theophil Grynäus (1534-1583), als Nachfolger seines
Bruders Johann Jakob (1540-1617) von 1575 bis 1579 Superintendent der Herrschaft
Rötteln. Dieser Johann Jakob, als Nachfolger seines Vaters Thomas Grynäus (1512-
1564, Professor, seit 1556 Pfarrer und Superintendent Rötteln-Hauingen) von 1565 bis
1575 ebenfalls Superintendent, wurde 1586 Antistes zu Basel. In diesem Amt war er Sulzers
Nachfolger. Unter Heidelberger Einfluß führte er die Basler Kirche in calvinistische
Bahnen. In der badischen Kirchengeschichtsschreibung wird immer wieder behauptet,
Basel sei vom lutherischen Weg abgewichen und habe damit die kirchliche Trennung mit
der Markgrafschaft provoziert. In Wirklichkeit grenzte sich das Luthertum zuerst von
einem sich nicht festlegen wollenden Protestantismus ab. Daß Basel seine reformierte
Tradition wieder aufnahm, folgt nicht zwingend aus der Durchsetzung der Konkordienformel
in Lörrach. Hüben und drüben lag die Tendenz zur starren Dogmatisierung, zur
rechthaberischen Orthodoxie, eben: zum Konfessionalismus, in der Luft. Auch nahm
Basel auf seine schweizerischen Verbündeten Rücksicht, Baden auf seine deutschen. Die
Möglichkeit einer fruchtbaren Zusammenarbeit über die Landesgrenzen hinweg war
vertan.

Der Konflikt zwischen Reformierten und Lutheranern

Nicht alle Pfarrer der Diözese Rötteln widersetzten sich der Annahme der Konkordienformel
. Selbst einige Schweizer Theologen blieben im Land, so Leonhard Gestelin,
Pfarrer in Tannenkirch von 1566 bis 1608. Vereinzelt finden sich noch später Basler im
Kirchendienst des Markgrafen, zum Beispiel Samuel Bischof (1590-1634) in Fischingen
und Kirchen oder der 1549 geborene Paul Strasser: er wird 1591 dem Markgrafen Ernst

S9


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1985-01/0091