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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
47.1985, Heft 1.1985
Seite: 90
(PDF, 34 MB)
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Friedrich (reg. 1584-1604) für Lörrach empfohlen. Dieser Ernst Friedrich konvertierte
allerdings vom Luthertum zur reformierten Anschauung und starb, als er die diesen
Schritt nicht nachvollziehende Stadt Pforzheim dazu zwingen wollte. Noch war die
konfessionelle Entwicklung nicht zum Abschluß gelangt, auch im Badischen Herrscherhaus
tat sich einiges, es blieb für das Oberland jedoch ohne Belang.

Obwohl nun die Grenze zwischen Basel und Baden eine doppelte, nämlich eine staatliche
und eine konfessionelle, war, ging das Leben an und mit ihr weiter. Zwar studierten
die Markgräfler nun nicht mehr in Basel, sie bevorzugten das inzwischen ebenfalls orthodox
lutherisch gewordene Straßburg oder Tübingen. Aber die Liebe hielt auch nicht
vor der zweifachen Grenze. Anno 1598 wurde zu Weil eine reformiert-lutherische
Mischehe eingesegnet, was den Pfarrer zu einer anticalvinistischen Polemik verleitete.
Sie blieb nicht unbeantwortet. Markgraf und Basler Rat mußten sich im Interesse der Erhaltung
gutnachbarlicher Beziehungen in die Theologenquerele einschalten. Erst 1600
konnte sie einigermaßen beigelegt werden.

Selbst im einst dank humanistischen Erbes toleranten Basel trieb der Konfessionalismus
seltsame Blüten. Immerhin, beinahe ist man versucht, darauf stolz zu sein, führten
die 14 Hexenprozesse des 17. Jahrhunderts nur einmal zu einem Todesurteil (1624).
Uberhaupt kannte die Sturheit der Zeit löbliche Ausnahmen. Vielleicht war Johann
Albrecht von Andwil ("f" 1608), Landvogt zu Rötteln, eine solche: als Sohn von Fritz Jakob
von Andwil (f 1533/4), einem bekannten Freund der Reformatoren Zwingli und
Vadian, stand er im Dienst des lutherischen badischen Staates. Eigenartigerweise nahm
auch niemand daran Anstoß, daß Glocken für lutherische Kirchen des Markgräflerlan-
des im reformierten Basel gegossen wurden. Wer aber vom einen Hoheitsgebiet in das
andere zu bleibender Niederlassung zog, hatte den Glauben zu wechseln.

Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges auf den Konfessionalismus

Kurz nachdem auch in Baden die Zentenarfeier von Luthers Thesenanschlag (1517/
1617) begangen worden war, brach 1618 der Dreißigjährige Krieg aus. Er und die folgenden
militärischen Auseinandersetzungen des 17. Jahrhunderts zogen das Markgräfler-
land in arge Mitleidenschaft. In der grauenvollen Not milderten sich die konfessionellen
Gegensätze. Die Kinder der badischen Flüchtlinge wurden anstandslos in Basel reformiert
getauft, auch die anderen Kasualien scheinen keine Schwierigkeiten bereitet zu haben
. Der Markgraf selbst, es handelte sich um Friedrich V. (reg. 1622-1659), hielt sich
gezwungenermaßen oft in Basel auf, Angehörige seiner Familie wurden (auch später
noch im 18. Jahrhundert) im reformierten Münster bestattet. Immerhin ließ der Fürst
1639 privatim lutherischen Gottesdienst halten, was der Basler Rat tolerierte. Er besaß
dazu seine Gründe. Noch immer pflegte man in der Stadt die Idee einer Expansion nach
Norden: Es sollte nicht beim Erwerb von Kleinbasel, Riehen und Bettingen bleiben.
Von den großen Plänen wurde ein ganz kleiner Teil realisiert: 1640 verkaufte Friedrich
V. das Fischerdörfchen Kleinhüningen an die Stadt Basel. Kirchengeschichtlich bemerkenswert
daran ist, daß so aus Lutheranern Reformierte wurden. Ob die Kleinhüninger
einem dogmatischen Umschulungskursus überantwortet wurden, ist nicht geklärt
. Kirchlich teilte man sie Basel-St. Theodor zu, erst 1709 erhielten sie ein eigenes
Pfarramt mit Kirche, übrigens dem einzigen barocken Gotteshaus im reformierten Basel
. Bei der Festivität zu seiner Einweihung wurde tragischerweise der erste Kleinhüninger
Pfarrer versehentlich erschossen.

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