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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
47.1985, Heft 1.1985
Seite: 92
(PDF, 34 MB)
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mierten als Sektierer, sie durften keine Kirchen haben, konnten auch nicht Paten sein
und erhielten keine Leichenpredigt. In Basel war man mit den Lutheranern nicht ganz so
streng. In beiden Ländern halten die Kirchenregister immer wieder Konfessionswechsel
bei dauernder Niederlassung fest (vor allem bei der Einheirat eines fremden Mannes mit
einer 'rechtgläubigen' Landestochter). Doch war der Ubertritt eines Lutheraners zur reformierten
Konfession in Basel selten eine Zeile wert, vermutlich unterblieb eine offizielle
Konversion meistens. Selbst die Registrierung des Bekenntnisstandes kam selten
vor. Im Markgräflerland war man da genauer. Aber auch hier ließ man vermutlich die
Dinge oft auf sich beruhen. Die Zeit kannte drängendere Frage als diejenigen der Trans-
substantiation und der Beichtpraxis. Andere kontroverstheologische Fragen des Protestantismus
erreichten nichttheologische Ebenen, einem großen Predigtaufwand zum
Trotz, nur bedingt. Anders verhielt es sich schon mit Ubertritten von und zum Katholizismus
. Der von Bottmingen nach Istein ausgewanderte Zweig der Familie Stehlin wurde
dort 1700 - wie man sagte - papistisch, Gregor Stächelin (1852-1929), ein Nachkomme
, kehrte nach Basel zurück, war als Baumeister erfolgreich und politischer Repräsentant
der katholischen Partei. Ein Gegenbeispiel: Lorenz Weissenberger (1662-1726),
Stammvater eines Riehener Geschlechtes, wurde im Klettgau katholisch getauft und erzogen
, heiratete 1685 in Riehen reformiert (was den Ubertritt bedeutete), starb bei seiner
Tochter in Lörrach und wurde dort lutherisch bestattet.

Philipp Jakob Spener (1635-1705), ein Wegbereiter der großen Frömmigkeitsbewegung
des Pietismus, besuchte anläßlich seines in die Jahre 1659 bis 1662 fallenden Basler
Aufenthaltes die Gottesdienste seiner lutherischen Konfession im nahen Grenzach. Er
war nicht der einzige. Aus Weil wird gemeldet, daß in der Kirche wegen der anwesenden
reformierten Basler kein Platz für Einheimische sei: Es ist die Rede von bis zu 300 Fremden
. In Tüllingen gingen die Städter ebenfalls zur Predigt. Merkwürdigerweise wird aber
auch die Kirchenerweiterung zu Riehen (1693/4) mit den vielen auswärtigen Predigtbesuchern
begründet. Für viele war es, aus was für Gründen auch immer, offensichtlich attraktiver
, einen fremden als den eigenen Pfarrer zu hören. Das Problem ist den Kirchen
treu geblieben.

Die Reformierten in Baden

Während das Luthertum in Basel erst im 20. Jahrhundert unter norddeutsch-skandinavischem
Einfluß zur Gemeindebildung schritt, hinterlassen die Reformierten in Baden
nach 1648 immer wieder Lebenszeichen in den Quellen. Visitationsberichte nennen die
Anzahl der Reformierten für jede Gemeinde (1698/9). Zwar bekundet Bonifatius Burck-
hardt (1656-1708), Pfarrer in Riehen, Vorfahr des berühmten Kulturhistorikers Jacob
Burckhardt (1818-1897) und Vorgänger von Paulus Euler (1670-1745), Vater des Mathematikers
Leonhard Euler (1707-1783), an den Kapitelsitzungen Mühe im Umgang mit
den Lutheranern: Darf er sie zum Abendmahl zulassen? Darf ein lutherischer Pfarrer in
Riehen das Abendmahl austeilen? Das Interesse an Abgrenzung ist in Basel aber deutlich
geringer als in Baden. Die mehr auf die Praxis gerichtete Wirksamkeit des bedeutenden
Basler Dozenten Samuel Werenfels (1657-1740), die damalige Vorliebe der Basler Theologen
für die Anglikanische Kirche und der aufkommende Pietismus mögen das bewirkt
haben.

Von der traditionell reformierten Pfalz gehörte damals noch kein Teil zu Baden. Basel
allerdings stand mit den deutschen Konfessionsverwandten in gutem Einvernehmen:
Gerne überließ man ihnen den eigenen Theologenüberschuß. Dynastische Verbindun-

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