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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
47.1985, Heft 1.1985
Seite: 95
(PDF, 34 MB)
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sehen dem Kontinent und Großbritannien. Ein anderer Sproß der Binzener Pfarrersippe
, Johann Christoph Ludwig Zandt, von 1793 bis 1814 in Bauschrott, stand mit der
Christentumsgesellschaft ebenfalls in Verbindung. Typisch für die Zeit ist auch Johann
Peter Hebel (1760-1826). Sein pfälzischer Vater war reformiert, seine Wiesentäler Mutter
lutherisch. Die Mischehe konnte in Basel, dem Wohnort des Paares, aus kirchenrechtlichen
Gründen nicht eingesegnet werden. Schwerer als die fehlende kirchliche Dispens
dürfte vermutlich der Umstand gewogen haben, daß die beiden auch keine Landeskinder
waren. Nun, die Trauung wurde dann bekanntlich in Hauingen vollzogen. Johann
Peter erhielt zu Basel-St. Peter die Taufe in reformierter Form, genoß dann teils lutherischen
und teils reformierten Unterricht, studierte an einer konsequent lutherischen
Fakultät (Erlangen) Theologie, was aber die Ausprägung einer Theologie des »gemäßigten
supranaturalistisch gefärbten Realismus« bei ihm nicht hinderte. Als Präzeptoratsvi-
kar in Lörrach unterrichtete er übrigens mindestens einen der sich später durch eine noch
bestehende Stiftung verdient gemacht habenden Söhne des Riehener Pfarrers Johann Rudolf
Rapp (1727-1794). Erst in Karlsruhe war Friedrich Hitzig (1807-1875), geboren in
Hauingen als Sohn des Pfarrers und nachmaligen Lörracher Dekans Wilhelm Hitzig
(1767-1849), sein Schüler. Wilhelm Hitzig, ein rationalistischer Theologe, ist unter dem
Namen »Zenoides« als Hebel-Freund bekannt. Friedrich Hitzig wirkte ab 1833 als Professor
für Altes Testament an der neugegründeten Universität Zürich, setzte sich dort für
die Berufung des Kirchenschrecks David Friedrich Strauss (1808-1874) ein, was ihn suspekt
machte. Erst 1861 wurde er nach Heidelberg berufen und dort mit großherzoglichen
Ehren überhäuft. Hitzig stellt eine der wenigen Klammern zwischen der liberalen
Badener und der liberalen Schweizer Theologie dar.

Eine weitere - nicht leicht etikettierbare - Klammer bedeutet die Beziehung zwischen
dem Zürcher Theologen und Schriftsteller Johann Kaspar Lavater (1741-1801) und dem
Physiokraten Karl Friedrich von Baden (1728-1811), seit 1806 erster Großherzog des
Landes. Der Landesvater Karl Friedrich begann seine Regierungstätigkeit im Jahr 1738.
Der Kleinstaat Baden entwickelte sich unter ihm zu ansehnlicher Größe. In neu gewonnenen
katholischen Gebieten verzichtete er auf die Einführung des evangelischen Bekenntnisses
: sie wäre damals auch nicht mehr möglich gewesen. Nicht allein Lavater —
der sich übrigens 1799 von Basel aus nach Lörrach wandte - gehörte zum Bekanntenkreis
des Fürsten. Auch der originelle Arzt und Dichter Johann Heinrich Jung-Stilling (1740-
1817) lebte als Hof rat seit 1803 in der Umgebung Karl Friedrichs. Jung-Stilling besuchte
auf Reisen 1801 und 1802 Basel. Von seiner Wirkung wird noch die Rede sein.

Baden erhielt 1803 Teile der Pfalz und damit Heidelberg. So gelangte das Land erstmals
in den Besitz einer Universität. Obwohl die theologische Fakultät nicht mehr ihren
alt-reformierten Charakter trug, kam es zwischen ihr und Basel in den folgenden Jahrzehnten
zu mannigfachen Berührungen. Die Basler Fakultät trug übrigens spätestens seit
den 1820er Jahren auch keinen ausgeprägt konfessionellen Charakter mehr. Karl Friedrich
berief schon 1804 Friedrich Heinrich Christian Schwarz (1766-1837), den Schwiegersohn
Jung-Stillings, als Professor nach Heidelberg. Schwarz besaß als Pädagoge und
Theologe einen Namen. Martin Schwarz (* 1905), einer seiner Nachkommen, wirkte
lange Jahre als Pfarrer in Tenniken und an der Basler Strafanstalt.

Die Französische Revolution von 1789 steht in einem Zusammenhang mit der Aufklärung
. Sie bedeutete in vielen Hinsichten eine tiefe Zäsur, vielleicht derjenigen von 1914/
18 vergleichbar. Das Vergangene überlebt die Zeitenwende höchstens als eine die Regel
bestätigende Ausnahme. So wirkt es symbolhaft, wenn wir vernehmen, daß Friederike
Wilhelmine von Bärenfels (1760-1846) aus Grenzach, Frau des in Langenbruck und
Frenkendorf wirkenden Basler Pfarrers Johann Rudolf Thurneysen (1756-1846), als

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