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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
47.1985, Heft 1.1985
Seite: 98
(PDF, 34 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1985-01/0100
Die Union

Im jungen Großherzogtum Baden gab es 231000 Lutheraner, 616000 Katholiken und
62000 Reformierte. Die Letztgenannten bestanden aus eingewanderten Hugenotten,
Waldensern (Gemeinde Welschneureut) und Schweizern sowie aus Bewohnern ehemals
pfälzischer und schweizerischer Gebiete. Obwohl seit dem Westfälischen Frieden alle
drei Bekenntnisse im Deutschen Reich anerkannt waren, dachte schon der Fürst Karl
Friedrich an eine Union zwischen Lutheranern und Reformierten. Der bei den damaligen
badischen Pfarrern vorherrschende milde Rationalismus erwies sich diesem Vorhaben
als günstig. Schon die Instruktion des Kirchenratsdirektors Friedrich Brauer (f
1813) von 1797 hatte die Bekenntnisverpflichtung für die Pfarrer gelockert. Das für 1817
wieder anstehende Reformationsjubiläum beflügelte die Vorarbeiten. Nachdem schon
1807 ein Evangelischer Oberkirchenrat eingeführt und dieser 1809 als Sektion des Ministeriums
des Innern etabliert worden war, schuf die frühe Badische Verfassung von 1818
Amt und Titel eines Prälaten. Hebel bekleidete ab 1819 als erster dieses Amt.

Nachdem sich die zwölf gemischten (d. h. lutherisch-reformierten) Pfarrsynoden des
badischen Unterlandes und die 13 rein lutherischen des Oberlandes für die Union der
Konfessionen ausgesprochen hatten, wurde eine aus Theologen und Nichttheologen zusammengesetzte
Generalsynode von 44 Mitgliedern - Reformierte und Lutheraner verfügten
je über die Hälfte der Mandate - einberufen. Auf Vorschlag des Heidelberger
Professors Schwarz wurde die Heilige Schrift als einzige Glaubensnorm genannt, die Bekenntnisschriften
aber nicht aufgehoben (sondern summiert: Augsburger Bekenntnis,
Heidelberger Katechismus, Katechismus Luthers) und für die Abendmahlsinterpretation
eine befriedigende Formulierung gefunden.

Die Union konnte zunächst widerstandslos eingeführt werden. Viel später erst
(1850/51) separierten sich die sogenannten Altlutheraner: die Theologie der Erwek-
kungsbewegung hatte die Wiederentdeckung der lutherischen Dogmatik nach sich gezogen
. Die Reformierten gingen in der Union auf. Uber diejenigen, bei welchen das nicht
der Fall war, führt ein Lexikon unter dem Stichwort »Baden« aus: »Die Reformierten
sind Schweizer« (1897). Im allgemeinen wird die Badische Union positiv gewertet. Der
Basler Ratsherr und Kirchenrat Adolf Christ (1807-1877), Präsident der Basler Mission
und seinerzeit eine der zentralen Persönlichkeiten des Schweizer Protestantismus und
der Erweckungsbewegung, schrieb allerdings 1851, die Berufung auf die Augsburger
Konfession und die beiden Katechismen sei ein »leeres Wort« gewesen, denn von Glaube
habe damals nicht mehr die Rede sein können.

Aloysius Henhöfer (1789-1862)

Christ fuhr fort, daß, wenn heute wieder von Glauben in Baden gesprochen werden
könne, dies das Verdienst von Henhöfer sei. Henhöfer war ein ursprünglich katholischer
Priester. Im Jahr 1823 trat er mit der Mehrheit seiner Gemeinde Mühlhausen zum
evangelischen Glauben über. Von 1827 bis zu seinem Lebensende wirkte er als Pfarrer in
Spöck-Staffort. Durch die von ihm ausgebildeten Vikare prägte er nachhaltig die badische
Erweckungsbewegung.

Um zu verstehen, wie die Erweckungsbewegung einen Katholiken erreichen konnte,
muß man zurücksenden in das Österreich Kaiser Josephs II. (reg. 1765-1790). Dieser
versuchte eine aufgeklärte Reform des Katholizismus, eine Reduktion auf Soziales und
Karitatives sowie eine nationale Bedürfnisse befriedigende Lockerung des Verhältnisses

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