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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
47.1985, Heft 1.1985
Seite: 99
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1985-01/0101
zu Rom. Man nennt diese Bestrebungen Josephinismus. Dieser machte sich auch im damaligen
Vorderösterreich bemerkbar, geriet aber zusehends in Konflikt mit der von
»jenseits der Berge« (d. h. von Rom, = Ultramontanismus) ausgehenden, restaurativen
(d. h. das Alte wiederherstellen wollenden) Bewegung des Katholizismus. Sie steht bekanntlich
in Verwandtschaft zur Kulturepoche der Romantik. Auch hier haben wir es
mit einer Art von Repristination zu tun.

Im Schatten des Josephinismus gedieh die Toleranz, was nicht nur den Protestantismus
, sondern auch freie Regungen innerhalb der katholischen Kirche förderte. Eine ganze
Reihe dieser Katholiken - Geistliche und Laien - standen in Briefwechsel mit der Basler
Christentumsgesellschaft. Auffällig viele von ihnen wohnten im Allgäu. Diese Allgäuer
oder katholische Erweckungsbewegung blieb nicht ohne Einfluß auf Henhöfer.
Ihre Anhänger wollten eigentlich nicht die Konfession wechseln, oft aber blieb ihnen
keine andere Wahl. Ubertritte katholischer Theologen zum evangelischen Glauben waren
damals - aus den verschiedensten Gründen - nicht gerade selten: Johann Baptist
Hirt, 1834-1841 Pfarrer in Efringen, Friedrich Heinrich Lammert, 1845-1850 Pfarrer in
Kirchen, und der in Baden ordinierte Joseph Otto Widmann, 1845-1873 Pfarrer in Liestal
(Vater des Dichters Joseph Viktor Widmann 1842-1911) hatten seinerzeit die Priesterweihe
empfangen. Auf St. Chrischona bestand von 1857 bis 1863 eigens ein Refu-
gium für römische Konvertiten.

Katholiken an der Grenze

Wenn in diesem Aufsatz fast ausschließlich von lutherischen, reformierten und unier-
ten Evangelischen die Rede ist, so hat das seinen Grund darin, daß in der Nachreformationszeit
der Katholizismus - abgesehen von der bischöflichen Verwaltung des Amtes
Schliengen — kaum grenzüberschreitend gewirkt hat. Basels Gebiet nördlich des Rheins
gehörte nominell zum Bistum Konstanz, war aber reformiert, so daß sich daraus keine
Beziehungen ergeben konnten.

Es gab im späteren Baden domizilierte geistliche Korporationen mit Besitz in Stadt
und Landschaft Basel, so beispielsweise bis nach 1800 das Kloster St. Blasien. Auch die
Deutschordensritterkomturei Beuggen verfügte über Einkünfte aus dem Baselbiet: die
Stadt beschlagnahmte sie vorübergehend (1525-1527), als gegen den evangelisch gewordenen
Komtur Ludwig von Reischach (1484-1564) Sanktionen ergriffen wurden.

Sieht man von den Pilgern aus der noch katholischen Nachbarschaft ab, die seit 1529
zur reformierten Chrischonakirche wallfahrten, so wirkte der vorderösterreichische Katholizismus
kaum nach Basel. Die geistliche Versorgung der seit dem 18. Jahrhundert
wieder im Basler Territorium wohnenden Katholiken (1766 erster offizieller - die Reich
von Reichenstein hatten schon früher in ihrem Basler Haus unerlaubtermaßen Messe lesen
lassen - nachreformatorischer katholischer Gottesdienst in Basel) erfolgte von der
Schweiz her. Eine Ausnahme bildete Riehen-Bettingen: Hier war Stetten bis zur Konstituierung
eines eigenen Vereins (1898) zuständig. Erhalten sind zwischen Ludwig Freiherr
von Widerspach (t 1853), 1805-1844 Pfarrer in Stetten, auch Dekan des Wiesentals,
und Lucas Wenk (1786-1859), 1816-1851 Pfarrer in Riehen, gewechselte Briefe. Widerspach
scheint kein Konfessionalist gewesen zu sein: er bat Wenk, die Bestattung bei diesem
verstorbenen Katholiken zu übernehmen; es sei wichtiger, daß am Grab überhaupt
gebetet würde, als daß es auf katholische Weise geschehe.

Vermutlich stand Widerspach unter dem Einfluß des josephinisch geprägten und aus
ursprünglich aargauischem Adel stammenden Generalvikars des Bistums Konstanz,

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