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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
47.1985, Heft 1.1985
Seite: 100
(PDF, 34 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1985-01/0102
Ignaz Heinrich von Wessenberg (1774-1860). Zu seiner Zeit verschwand das uralte Konstanz
von der kirchlichen Landkarte. In Baden trat 1821 die Erzdiözese Freiburg an seine
Stelle. Die bewegte Geschichte des Verhältnisses zwischen Großherzogtum und Katholizismus
braucht hier nicht geschildert zu werden, weil sie, wie gesagt, mit der Grenze
nichts zu tun hat. Als das nördlich des Rheins gelegene Gebiet des Kantons Basel-Stadt-
beziehungsweise die in diesem Gebiet wohnende Mitgliederschaft der römisch-katholischen
Kirche - in letzter Konsequenz erst 1976 offiziell dem Bistum Basel einverleibt
wurde, begrüßte man deswegen Freiburg als historischen Nachfolger von Konstanz
nicht eigens.

Spittler pflegte einzelne Kontakte mit südbadischen Katholiken, beispielsweise mit
dem seit 1821 in Inzlingen wirkenden Pfarrer Johann Baptist Düggelin (1776-1842). Bekanntlich
wollte Spittler die Pilgermission 1834/5 im damals dem Basler Ratsherrn Elias
Weiss (1795-1871) gehörenden Inzlinger Wasserschloß unterbringen. Was ihm im ebenfalls
katholischen Beuggen-Karsau gelang, nämlich eine evangelische Anstalt der Erwek-
kungsbewegung in einer ihr ursprünglich fremden Umgebung zu integrieren, ließ sich in
Inzlingen nicht verwirklichen. Trotzdem spannten sich später manche Fäden zwischen
dem alten Reichensteiner Dorf und St. Chrischona.

Basler Gründungen

Die zum Teil bereits erwähnten Gründungen der Basler Erweckungsbewegung nahmen
innerprotestantische Konfessionsunterschiede und staatliche Grenzen nur soweit
ernst, als dies unvermeidlich war. Württembergische Frömmigkeit und Basler Kapital
ergänzten sich in der Arbeit. Der südbadische Pietismus entstand eigentlich erst jetzt.

Das Volksinteresse gehörte im 19. Jahrhundert der äußeren Mission. Die Jahresfeste
der Basler Mission entwickelten sich zu großen Demonstrationen der Erweckungsbewegung
, was kirchlich und politisch liberal Gesinnte provozierte. Das badische Kirchenregiment
blieb trotz eines Briefwechsels zwischen Hebel und Spittler rationalistisch. Noch
1843 wird es ausdrücklich als missionsfeindlich bezeichnet. Alles sei antipietistisch: vom
Großherzog bis zum Straßenpöbel. Schuld am tiefen Unglauben trage die Heidelberger
Fakultät. Die Anspielung bezieht sich vielleicht auch auf den von 1830 bis 1836 zwischen
Liberalen und Erweckten ausgefochtenen Streit um einen vernunftbetonenden Landeskatechismus
. Die damalige Verbindlichkeit solcher und ähnlicher Texte (Bekenntnisse,
Agenden, Liturgien) erklärt die Leidenschaft der Auseinandersetzung. Trotz dieser Widerstände
schuf sich die badische Erweckungsbewegung 1840 mit dem Landesverein für
Äußere Mission, er fungierte als Hilfsverein der Basler Mission, ein eigenes Organ. Seine
Arbeit gestaltete sich erfolgreich: die Missionsfeste in Baden waren gut besucht, die
Spenden flössen, und die Gemeinschaftskreise wurden gestärkt. Soweit die Männer der
Basler Mission in Baden Theologen waren, hatte Henhöfer sie praktisch ausgebildet.
Viele von ihnen wirkten auch im Markgräflerland, so Karl Friedrich Ledderhose (1806-
1890), von 1851 bis 1859 Pfarrer in Brombach. Ledderhose, später Dekan in Mannheim,
präsidierte von 1854 bis 1859 das Comite der Pilgermission St. Chrischona und betreute
von 1857 bis 1863 als Sekretär das erwähnte Konvertitenrefugium, kein Wunder, daß er
Adolf Christ als Katholikenhasser erschien. Christ gehörte, mit anderen, zu einem Flügel
der Erweckungsbewegung, der in den konservativen Katholiken natürliche Verbündete
gegen den widerwärtigen liberalen Staat sah.

In den Kreis um Ledderhose gehört auch der Dekan Emil Frommel (1828-1896), Vorsteher
des Badischen Missionsvereins und zuletzt Hofprediger in Berlin. Seine Laufbahn

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