Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
47.1985, Heft 1.1985
Seite: 113
(PDF, 34 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1985-01/0115
Und nochmals Goethe. Er meinte:

»daß hoch sich das Herz ihm erhoben,

ihm die freiere Brust mit reineren Pulsen geschlagen,

Als sich der erste Glanz der neuen Sonne heranhob,

Als man hörte vom Rechte der Menschen,

das allgemein sei,

Von der begeisternden Freiheit und der löblichen Gleichheit.«

Das sind ein paar wenige Zeugen der Ausstrahlungskraft dieses Dreiklangs von Freiheit
, Gleichheit, Brüderlichkeit.

Ich darf natürlich nicht verschweigen, daß die meisten dieser Verherrlicher der Revolution
im Laufe der Radikalisierung der Methoden und der Inhalte umschwenkten, ihre
anfängliche Sympathie in nachhaltiges Entsetzen und auch in Ablehnung verwandelten.
Schiller formulierte es so:

»Da kann die Wohlfahrt nicht gedeihn,
wenn sich die Völker selbst befrein.«

Doch für viele Deutsche war die Revolution eine Offenbarung. Es waren die freiheitlich
und demokratisch Gesinnten entlang der Grenzen Frankreichs, also entlang des
Rheines. Franz Herre stellt in seinem 1983 erschienenen Buch »Deutsche und Franzosen
- Der lange Weg zur Freundschaft« mit Recht fest, daß es mehr deutsche Jakobiner gab,
als es die preußisch-deutsche Geschichtsschreibung wahrhaben will. Auch in der Geschichtsschreibung
seit 1945 scheint diese Thematik noch etwas anrüchig zu sein. So gibt
es z. B. nur ein großes Werk über die sog. »Mainzer Republik« und nur eines über die
süddeutschen Jakobiner in unserem Raum. Verfasser dieser beiden Werke ist bezeichnenderweise
kein Rheinländer oder Süddeutscher, sondern der Vizepräsident der Akademie
der Wissenschaften in der DDR. Im zweiten Deutschland werden der Kanderner
Ernst Jägerschmitt, der Feuerbacher Pfarrer Wix und der Müllheimer Christoph Hoyer
in die demokratische Tradition der Deutschen eingebaut und prägen damit Geschichtsbewußtsein
und demokratisches Selbstverständnis. -

Wir müssen uns fragen, warum diese Parolen zündend waren. Kant formulierte einmal
als Ziel der Aufklärung die »Uberwindung der selbstverschuldeten Unmündigkeit.«

Diese Unmündigkeit wird deutlich, wenn wir Wirtschaft, Staat und Gesellschaft dieser
Zeit betrachten. Der Mensch war geistig beherrscht durch die Kirche, politisch versklavt
durch den Landesherrn und wirtschaftlich abhängig von ein paar Familien. Der
Mensch war Untertan. Er war der Willkür ausgesetzt. Aufklärung und Revolutionsparolen
gaben nun Hoffnung auf ein besseres Leben, im Bereich des Staates wie auch im
persönlichen Bereich. So bildeten sich Zirkel und Gruppen, in denen die Ereignisse in
Frankreich diskutiert wurden. In Mainz nannte sich diese Gruppe »Gesellschaft der
Freunde der Freiheit und Gleichheit.« Und sie sah in den französischen Revolutionären
die Bundesgenossen, die ihnen helfen, auch diese Freiheit und Gleichheit zu erreichen.

Frankreich wußte dies zu schätzen. Ausgangspunkt für die französische Propaganda
und Organisationstätigkeit für Süddeutschland war die französische Gesandtschaft in
Basel.

Dort war als Gesandter der Bürger Barthelemy und als Sekretär Theobald Bacher. Der
Wohlfahrtsausschuß hat beiden Richtlinien für ihre Arbeit gegeben. Sie sollten

»Geheimagenten ohne Vollmacht und ohne offiziellen Charakter in die Länder
der Koalition schicken«.

»Zweck der Mission dieser Agenten ist, die Gesinnungen der Völker und der Regierungen
in Bezug auf die Republik zu erforschen; die Meinung der Völker

113


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1985-01/0115