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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
47.1985, Heft 1.1985
Seite: 114
(PDF, 34 MB)
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durch Bekanntmachung der wahren Tatsachen und der reinen Grundsätze für die
französische Republik günstig zu stimmen.«
Dem französischen Außenminister schrieb Bacher in einem Bericht im Sommer 1794:
»Ich bin zur Zeit damit beschäftigt, die Markgrafschaft Baden, den Schwarzwald
und Württemberg so zu bearbeiten, daß die Leute dieses Landes vorbereitet werden
, uns im nächsten September gut zu empfangen oder auch früher, wenn wir
zur Formierung einer Armee am Oberrhein kommen, um diesen Fluß zu überschreiten
, den größten Schlag führen zu können und das einfachste Mittel zur
Revolutionierung ganz Deutschlands zu erlangen.«
Auch Straßburg war eine dieser Zentralen, die in weite Teile der deutschen Länder einwirkte
. Dort saß Christoph Friedrich Cotta, der Bruder des berühmten württembergischen
Verlegers, und gab sein »Straßburger politisches Journal für Aufklärung und Freiheit
« heraus.

Mit welchen Mitteln damals schon Propaganda gemacht wurde, soll ein Beispiel verdeutlichen
.

Aus Straßburg wurden 1792 dreiundzwanzig bei Speyer gefangene Mainzer entlassen.

Alle hatten ein vierseitiges Flugblatt dabei, das sie dann verbreiteten. Sie schildern darin

ihre Eindrücke im revolutionären Frankreich.
Daraus ein paar Stellen:

»Allethalben, wo wir - als Gefangene - in diesem glücklichen, freien Lande
durchmarschierten, wurden wir mit Güte aufgenommen; die Gesinnungen wahrer
Menschenliebe verdrängten Furcht und Besorgnis aus unserem Herzen und
flößten uns wahres Vertrauen zu der großmütigen Frankennation ein.
Die Bürger der Stadt Straßburg bestrebten sich, aus allen Kräften uns zu unterstützen
, ja, selbst, unseren Bedürfnissen wo möglich noch zuvorzukommen ...
In den Mauern dieser glücklichen Stadt, wo Wohltun und Menschenliebe jeden
auffordern, die goldene Freiheit zu preisen, da vergaßen wir sogar, den Verlust
der unsrigen zu bedauern.

Hier herrscht vollkommene Gleichheit und Freiheit unter den Menschen.
Da gilt kein Unterschied des Standes, keine 16 Ahnen, kein neugebackener Adel;
— ungerechte bestechliche Richter, elende Schmeichler und kriechende Speichellecker
, deren es in unserem deutschen Vaterlande eine solch ungeheuere Menge
gibt, sind in dem Lande der Freiheit gänzlich unbekannte Dinge.
Liebe Landsleute! Ihr, die Ihr durch eine lange Knechtschaft Euch an Vorurteile
gefesselt glaubt, die nicht ohne Mühe zerstäubt werden können, schleudert die
Bande Eurer schändlichen Knechtschaft auf die Despoten, die sie Euch gaben,
zurück. Entsagt Euren Vorurteilen und vernehmet von uns, daß dieser Krieg, in
welchem die große Nation der Franken ihre Freiheit verteidigte, die Fehde der
Fürsten gegen das Glück der Völker ist. - Diese Tyrannen sahen durch Philosophie
und Vernunft ihre Throne umgestürzt, ihr Szepter zertrümmert, womit sie
durch so viele Jahrhunderte die Geißel der Menschheit waren.
Laßt uns niemals zugeben, daß sie sich unseres Lebens, unserer Schwerter, unseres
Blutes bedienen, um ihre zernichtende Macht wieder emporzuheben.«

Diese Flugblätter zeitigten ihre Wirkung und fanden Anklang. Dies führte so weit,
daß der Mainzer Kurfürst erwog, entlassene Soldaten zu isolieren, um den Einfluß der
neuen Ideen auf seine Armee zu stoppen. -

Es ist verständlich, daß diese Ideen auch zu uns ins badische Oberland drangen. Erstes
Zeichen der Revolution hier war ein Flüchtlingsstrom von Adligen und reichen Franzo-

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