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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
47.1985, Heft 1.1985
Seite: 117
(PDF, 34 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1985-01/0119
Die französische Republik, ursprünglich geistiger Pate dieses Unterfangens, hatte dazu
auch wesentlich beigetragen. -

Doch schon wenige Jahre später, im Januar 1798, startete ein neuer Versuch, von
Straßburg und Basel ausgehend.

Ein Flugblatt tauchte am Oberrhein auf mit der Uberschrift »Freiheit-Gleichheit«,
und es machte Furore von Rastatt bis Lörrach. Ich zitiere daraus:

»Schon lange hat das deutsche Volk nach seiner Freiheit geseufzt, und die Ungleichheit
der Stände war schon lange Gegenstand seines Hasses und seiner Verachtung
.

Es fühlet seine Würde und die Wahrheit, daß in ihm die Allgewalt und das Recht
liegt, sich Gesetze zu geben, die eines freien Volkes würdig sind. Mutig steht es
auf gegen jene Seelenverkäufer, welche, ohne zu fragen, Staaten und Völker mit
der nämlichen Willkür zu teilen, mit der sie sie bisher beherrschten.
Deutschlands Volk erklärt also hiermit, daß es das Joch jeder Art abwirft und einen
unabhängigen Freistaat bildet.

Jeder, der es wagt, sich unseren Rechten entgegenzusetzen, wird als Landesverräter
bestraft, und wehe dem Fürsten, der unsere Rache reizt.«
Dies war eine deutliche Sprache. Sie versetzte die deutschen Duodezfürsten in einen
nicht geringen Schrecken. Die Agitation ging durch das ganze badische Land und weit
nach Württemberg hinein. Und sie fand bei Stadt- und Landbewohnern viel Anklang,
wie wir aus Berichten Markgräfler Spitzel und Polizeibeamten wissen.

Die Zentralen in Straßburg und Basel arbeiteten eng zusammen und stimmten ihr Vorhaben
zeitlich ab.

Jägerschmitt wurde wieder aktiv. Er lud den demokratisch gesinnten Waldhornwirt
Pfunder aus Grenzach nach Basel ein und teilte ihm seine Pläne mit. In Vernehmungsprotokollen
sind sie uns erhalten geblieben. Es heißt hier:

»Es müsse eine totale Veränderung im Lande geben und der Markgraf mit seiner
ganzen Dienerschaft beiseite geschafft werden. Man würde sodann eine republikanische
Verfassung anordnen und den Untertanen Erleichterungen in ihren Abgaben
verschaffen. In Rastatt würde mittels Auseinanderjagung der Gesandten
der Anfang mit der Revolution gemacht werden, und wenn sie davon durch Kuriere
Nachricht bekämen, so würde man auch hier oben mit der Freimachung der
Leute verfahren und damit über St. Blasien bis nach Oberschwaben continu-
ieren.«

Jägerschmitt rechnete mit 8000 Bauern und mit französischer Unterstützung. Er bat
Pfunder, die Verbindung zum Lörracher Bürgermeister Weidenbach zu vermitteln mit
dem Druckmittel, Lörrach werde demnächst von französischen Husaren besetzt.

Weidenbach offenbarte sich den fürstlichen Behörden. Als Lockspitzel ging er zu dem
Treffpunkt. Statt Jägerschmitt kam ein anderer Revolutionär, Maier aus Ettenheim.
Weidenbach ging scheinbar auf die Pläne der Revolutionäre ein, um so möglichst viel zu
erfahren. Er schrieb alle ihm gestellten Fragen auf, um sie baldigst gründlich zu beantworten
. So ist dieser Katalog uns erhalten geblieben. Die Fragen bewegen sich um Waffenstärke
, Waffen-, Geld- und Fouragebeschaffung, Marschwege usw., alles also mit
dem Ziel, genaue Auskünfte zu erhalten, wie das Oberamt Rötteln am besten für die Revolution
in Besitz genommen werden kann.

Ähnliche Kontakte sind aus Teningen, Lahr, Karlsruhe, Offenburg und Durlach bekannt
.

Die Revolutionäre waren erfüllt von Optimismus. Sie kämpften um eine gute Sache,
für das Volk! Ihr Idealismus, ihr Ringen um Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit

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