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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
47.1985, Heft 1.1985
Seite: 120
(PDF, 34 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1985-01/0122
Der Lörracher Amtmann Roth meldete nach Karlsruhe:

»Die sog. deutsche Konstitution ist nunmehr in Basel gedruckt und geht vor die
hiesige Gegend reißend weg«,
und es seien

»ganze Ballen auf Güterwagen von Basel ins Württembergische geschickt«
worden.

Die Schrift wurde trotz Verbot von Hand zu Hand weitergegeben.
Laut Amtmann Roth sollen in den ersten Tagen bereits über 200 Markgräfler Bauern
dem Entwurf durch Unterschrift ihre Zustimmung gegeben haben. Besonders »unsere
aufgeklärten Leute« waren für sie anfällig. Angesichts der immensen Beschwernisse und
Belastungen durch die französischen Einquartierungen wunderte sich Roth:

»Und dabei verschlägts lediglich nichts, wenn die französischen Truppen sich
noch so ungebührlich aufführen. Ich habe durch die Erfahrung das als sehr wahr
und richtig gefunden, was mir schon vor 2 Jahren ein französischer Offizier gesagt
hat: Man haßt unsere Soldaten wegen ihrer schlechten Aufführung, aber
man liebt gleichwohl unsere Grundsätze.«

Mehr und mehr kommen um die Jahrhundertwende Alarmnachrichten. Pfarrer berichten
von »bedenklichen Bewegungen ihrer Untergebenen.« Laut Pfarrer Herbst war
ein großer Teil des Volkes von diesen Ideen ergriffen.
Der Basler Statthalter berichtet,

»daß einige Markgräfler mit neuen, für die Präsumtive schwäbische Republik erdichteten
Kokarden in Basel«
herumlaufen, eine rotgelbblaue Kokarde in Angleichung an das französische Revolutionszeichen
.

Wie weit die organisatorische Vorbereitung gediehen war, in der unserem Raum die
Führungsrolle zugeschrieben war, zeigt der Umstand, daß der Basler Graveur Huber
bereits die Siegel für diese Republik gefertigt hatte.

Im Bericht des Oberamts Rötteln ist uns ein Stempelabdruck erhalten,

»worauf die römischen Fasces mit dem Beil, oben mit der Freiheitsmütze, von einem
doppelten Eichenzweig umschlungen, abgebildet und in der Umschrift die
Worte zu lesen sind: Das souveräne badische Volk.«

Auch Jägerschmitt war wieder aktiv. Müllheim, Auggen, Ef ringen und die Kalte Herberge
waren wie zuvor Stützpunkte der Revolutionäre, die natürlich versuchten, die
Franzosen dafür zu gewinnen.

Amtmann Roth meldet darum nach Karlsruhe,

»daß alle französischen Generäle und Stabsoffiziere, welche hierdurch passieren,
hautement versichern, wir könnten einer Revolution nicht entgehen, da solche
eine Folge des großen Plans ihres Gouvernements sei.«

Und General Ferino, lange Zeit französischer Oberbefehlshaber hier, erklärte:

»Wenn das Volk eine andere Konstitution annähme, so würde er es dabei unterstützen


Zu dieser Unterstützung kam es nicht. Politisches Machtkalkül ließ das revolutionäre
Frankreich seinen eigenen Prinzipien untreu werden. Die imperialistische Macht vor
Augen, beschloß das Direktorium eine Wende und verbündete sich mit dem feudalistischen
System und den deutschen Fürsten. Der Rheinbund, dem der deutsche Südwesten
angehörte, war eines der Ergebnisse.

Was die Revolution in Deutschland geweckt hatte, was französischer Geist bewirkt
hatte, war damit trotz Reaktion und Restauration im Volke nicht gestorben.

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