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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
47.1985, Heft 1.1985
Seite: 126
(PDF, 34 MB)
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Schopfheim und Karlsruhe gebracht, wo Tobacksdosen, Stockknöpfe etc. daraus verfertigt
und mit Vorteil abgesetzt werden.«

Der nächste Absatz ist der Landwirtschaft gewidmet; anno 1784 zählte man hierzulande
746 Pferde, 4441 Stück Rindvieh, 4908 Schafe, 215 Ziegen und 4058 Schweine. -
Der Ackerbau ist beträchtlich und soweit »fruchtbar« - und Galler hebt hervor, wie sehr
sich die Bevölkerung um landwirtschaftliche Verbesserungen bemüht. Eigens weist der
Verfasser auf die für die Zeit hochentwickelten »Wiesenwässerungseinrichtungen« hin,
die »die Aufmerksamkeit eines jeden Reisenden« verdienen: »Die Wasserleitungen sind
geometrisch ausgeteilet, und jedem Besitzer eines Wiesenstücks ist die Zeit, wo er sich
derselben bedienen darf, bestimmt.« Auch die zeitweilige »Kleebesäung« sowie die
»Umbrechung zu Ackerland« weiß Galler mit Recht hervorzuheben. Hingegen berichtet
er von in manchen Gemeinden nicht fachgerechtem Rebanbau - die Rebstöcke stünden
vielerorts zu dicht, und auch die Weinpflege sei nicht überall die geschickteste. Unser
Autor möchte sich hier jedoch nicht einmischen, für seine Person findet er den hier
gepflanzten Wein vorzüglich und von besserer Qualität als manchen Wein aus dem »Unterland
«. An einigen Orten, »z. B. Weil, Efringen, Haltingen, Grenzach, Tüllingen etc.
wird ein vorzüglich guter Wein gezogen, der unter dem Namen Markgräfler = Oberländer
eben so beliebt wie bekannt ist und häufig in die Schweiz und Oberschwaben verführet
und teuer bezahlt wird.« Galler rühmt das Gesunde dieser Weine (sie seien nicht so
stark wie etwa die Rheinweine), und er spricht von besonders guten Jahrgängen (1753,
1760 und 1766), für die man in den besten Sorten bis 5 Louisdor (ä 5 Taler) pro Saum
(d. s. 8 Fuder ä 1500 1) bezahlte. Übrigens bemerkt Galler zu Ende des Weinabsatzes
gleich sachlich und trocken und ohne weiteren Kommentar: »Der Grenzacher rote Wein
passiert häufig für Burgunder.«

Flachs- und Hanfanbau werden kurz erwähnt, die »Holzkultur« als eine wichtige Erwerbsquelle
für Private und Gemeinden herausgestellt. Zusammenfassend meint unser
Reisender: »Die Hauptprodukten, welches dieses Oberamt selbst erzeugt und womit es
vorzüglich in die angrenzende Schweiz einen vorteilhaften Handel treibt, sind Früchte,
Wein, Holz und sowohl rohes als verarbeitetes Eisen ... Es empfängt dagegen vom Auslande
und größtenteils aus der Schweiz fast alle zur Bekleidung erforderlichen Sachen
und zum Teil auch Farren und Mutterschweine.«

Der »Preis der Lebensmittel« wird für und von jedermann günstig empfunden, und
der »Wohlstand der Unterthanen« alles in allem hervorgehoben. »Der Professionist und
Handwerksmann findet sich dabei nicht zurückgesetzet, indem er sich auch seine Arbeiten
nach Verhältnisse der Preise der Lebensmittel bezahlen läßt.« Für die Bauern gilt
ähnliches insofern, als sie ihre Produkte und besonders ihr Holz zu befriedigenden Preisen
abzusetzen in der Lage sind. Nur die herrschaftlichen Beamten sind nach Gallers
Meinung schlecht daran, weil sie alles kaufen müssen, aber nichts verkaufen können...

Eine gewisse Üppigkeit im Essen und Trinken, aber auch in der Kleidung möchte Galler
dem Markgräflerland nicht absprechen. Gemessen an seiner österreichischen Heimat
mag das seine Berechtigung haben. Die Nähe der Schweizer Frühindustrie wirkte sich
vermögensmäßig positiv auf den Wohlstand der Gesamtbevölkerung aus. Das Problem
der zu intensiven und damit verzettelnden Erbteilung hat Galler allerdings besonders
hinsichtlich des durchschnittlich geringen Bodenbesitzes der Mehrzahl der Gehöfte erkannt
. Die Entwicklung, die im 19. Jahrhundert im Hinblick auf eine Kreierung des
vierten Standes (der Taglöhner) auch im Wiesental ihre unguten Seiten zeigte, wird von
unserm Reisenden hellsichtig erkannt und vorgezeichnet. Schließlich hatte die Frühindustrie
bereits ihre ersten Früchte und Probleme freilich auch gezeitigt. »Das Spinnen
und Weben leinener und hänfener Waren wird insgemein als ein dazu taugliches Mittel

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