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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
47.1985, Heft 1.1985
Seite: 128
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1985-01/0130
Nunmehr folgt die »Ubersicht der Herrschaft Badenweiler«; sie enthält »ohngefähr 36
Ortschaften, welche zusammen genommen in 13 Vogteien eingeteilet werden. Ihre Größe
kann ich nicht angeben, da die Vermessung derselben bei wirklich vorgenommener
Renovation noch nicht zustande gebracht worden ist. Die Bevölkerung belief sich anno
1784 auf 10631 Seelen; darunter wurden 570 Personen von 66 und mehrern Jahren gezählet


Nach demselben Schema wie Rötteln und Sausenberg geht unser Reisender nunmehr
die Herrschaft Badenweiler an. Er erwähnt den Abbau von silberhaltigem Blei, erwähnt
auch, daß man vergebens nach Steinkohle gesucht, jedoch dabei Quarz, Schwer- und
Flußspat vorgefunden hat, wohl auch Bleiglanz und etwas Bleierz. Die Landwirtschaft
floriert: beste Früchte, guter Wein, vorzüglich schöner Hanf. Galler betont auch, daß
der Wohlstand der einzelnen Gemeinden je nach Lage recht unterschiedlich und daß die
verzahnte Grenze zum vorderösterreichischen Breisgau für die Bewohner sehr von
Nachteil wäre. Reben und Land- bzw. Viehwirtschaft seien hier die beträchtlichsten
Nahrungs- und Erwerbszweige, daneben würden Viehzucht (Pferde und Rinder) sowie
Forstwirtschaft, keinesfalls aber »Fabriken und Manufakturen« betrieben. Ein Kurio-
sum der Gallerschen Schilderungen dürfte es sein, daß er von den zu großen und zu luxuriösen
Wohngebäuden vorzugsweise der Landbevölkerung spricht und auch davon berichtet
, daß man von der Verwaltungsseite her entsprechende Gesetze erlassen möchte.
In diesem Zusammenhang wird auch der Verschleiß von vielzuviel Bauholz angeprangert
(im Zug des Merkantilismus gewiß eine Untugend).

Unter dem Absatz »Besoldungen« wird das Jahresgehalt des Oberweilerner Bergwerksinspektors
mit 269 Gulden angegeben, d. s. nach heutiger Währung ca. DM
6000,—, kommen freilich zahlreiche Naturalleistungen hinzu, als da sind: »7 Vi Malter
Roggen, 15 Malter Dinkel, 2 Malter Gerst, 14 Saum Wein [!], 10 Klafter Brennholz samt
freier Wohnung ...«, allerdings muß er einen Schreiber aus eigener Tasche bezahlen.

In »Fortsetzung meines Reisejournals« besucht Galler am 27. September Badenweiler
(er ritt von Kandern nach dort), dieses liegt für ihn »in einer romanhaft schönen Gegend
... Gegenwärtig ist es äußerst remarquable. Im Juni 1784 wurden ganz zufällig, aus Veranlassung
eines neu aufzuführenden herrschaftlichen Gebäudes ... alte römische Bäder
entdeckt ... Ein hiesiger Ingenieur hat sie mit möglichster Sorgfalt aufgenommen, und
ein Schüler des Herrn von Mechel, Herr Gmelin ... hat sie erst im abgewichenen Spätjahr
ziemlich getreu auf Kupfer gestochen ...«. Galler hat seinem Manuskript einen Plan beigefügt
, der allerdings von Erdmannsdörffer nicht mitaufgefunden wurde.

Unser Reisender bewundert noch die Aussicht, die man von der Ruine hat, dann reitet
er nach Müllheim hinab, dem »größten Marktflecken, den ich nicht nur auf dieser, sondern
auch denen vorherigen Reisen gesehen habe; er enthält 1555 Seelen und eine der Bevölkerung
angemessene Anzahl Häuser«. Vier Tage verbringt Galler in Müllheim; in Gesellschaft
des Oberamtsverwesers oder des Burgvogtes unternimmt er in dieser Zeit
mehrere Exkursionen, so auf den Blauen, nach Oberweiler, nach Sulzburg (über Zun-
zingen und Britzingen) und schließlich nach Heitersheim; »es ist ein unbeträchtlicher
Marktflecken zwischen Müllheim und Freiburg, ganz nahe an der Landstraße und der
Sitz des Großpriors der deutschen Malteser Zunge. Es würde überflüssig sein zu erinnern
, daß diese Würde vom Kaiser Karl V. in den Reichsfürstenstand erhoben worden
seie ... Der gegenwärtige Fürst ist aus dem Geschlechte der Freiherrn von Reinach, die in
Elsaß begütert sind. Er hat ohngefähr 60 Jahre und ist von sehr feurigem Temperamente.
Seine Frau Schwester, die an den französischen General Comte de Lantilac verheiratet
ist, hat die Aufsicht über die Ökonomie ... Der Fürst ist gegen jedermann freundlich ...
Er führte mich vor der Tafel selbst in seine Stallungen ...«.

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