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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
47.1985, Heft 1.1985
Seite: 129
(PDF, 34 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1985-01/0131
Nachdem Galler am Sonntag, den 2. Oktober, noch dem Superintendenten seine Aufwartung
gemacht hat, reist er über Krozingen, wo er beim Administrator von St. Blasien
Mittag hält, nach Freiburg zurück. Es folgt hier eine exakte Routenbeschreibung, der
wir u. a. entnehmen: »Die Chaussee von Müllheim bis Freiburg ziehet durch folgende
Ortschaften: a. Hügelheim, b. Buggingen, c. Seefelden (zu dem Oberamt Badenweiler
gehörige, eben nicht sehr beträchtliche Dörfer). - Hier fängt das österreichische Territorium
an. Rechts sieht man die große badische Vogtei Gallenweiler, und in der nämlichen
Linie, aber etwas entfernter, die Ruinen des Schlosses Staufen d. Krotzingen. Der
Ort gehöret dem Freiherrn von Pfirdt. e. Offnadingen, f. Norsingen, g. Scherzingen
sind österreichische Ortschaften. - Da fällt man wiederum in das Badische, nämlich in
die sogenannte untere Badenweiler Vogteien ein, fährt durch h. Wolfenweiler, i. Leutersberg
, siehet links Mengen und Schallstadt, kömmt sofort wieder auf österreichisches
Territorium durch k. Wendlingen, L St. Georgen ... Die badische Vogtei Haslach liegt
links zwischen beiden eben genannten Orten, ganz abgerissen von den übrigen ...«. -
Die territoriale Zerrissenheit im deutschen Südwesten findet sich hier ad oculos demonstriert
!

Nach Theaterbesuch in Freiburg reist Galler nach Emmendingen zurück, wo er nochmals
einen Aufenthalt nimmt, zumal er hier mit dem Kammerpräsidenten von Gayling
zusammentrifft, der sich auf offizieller Visitationsreise befand. Auf diese Weise kommt
er abermals kurz bis Müllheim, weil er diesem auf Geheiß gerne Geleit gibt und so nochmals
die Baden weilerner Ausgrabungen besichtigen kann. Nach Emmendingen zurückgekehrt
, verabschiedet er sich vorläufig von Schlosser, um von Mahlberg aus Enderlin in
Bötzingen zu besuchen: »Ich hatte mir schon lange vorgenommen, den Herrn Kammerrat
Enderlin ... zu besuchen und Herr Hofrat von Drais wünschte nicht weniger, diesen
verdienstvollen Mann näher kennen zu lernen ...«. Uber Köndringen, wo man beim Superintendenten
Nikolaus Christian Sander zu Mittag speist, wird Bötzingen erreicht.
Galler ist vom Kaiserstuhl geradezu fasziniert: »Wir scheuten weder die Beschwerlichkeit
, einen sehr lettichten, steilen, beinahe 2 Stunden langen Weg zu Fuß zu machen,
noch den Regen, der uns drohte und uns auch überfiel ...«. Die Aussicht auf Breisach
und Freiburg, auf Schwarzwald und Vogesen verlohnt sich für ihn. Bedauerlich bleibt
hier allerdings, daß Galler über den eigentlichen Besuch bei Enderlin (den ja auch Goethe
besucht haben dürfte; vgl. des Verf. Aufsatz »Goethe in Bötzingen?« in »Ekkart«
von 1979) nichts Detailliertes verlautbaren läßt.

Nur der Vollständigkeit halber sei hier noch angefügt, daß Galler auch Waldkirch und
das Elztal und freilich auch das Kloster Tennenbach besuchte und daß es ihm auch noch
zeitlich gelang, die Festungswerke Vaubans in Neubreisach zu bewundern. Doch ein
glücklicher Zufall will es, daß er nochmals durch Bötzingen reist und wider Erwarten
nochmals eine Begegnung mit Enderlin hat: sie reiten dann zusammen über Nimburg
nach Emmendingen, von wo aus man anderntags gemeinsam nach Freiamt und Maleck
hinüberreitet. Im Brettental werden vor allem Bergwerkstollen besichtigt. Ende Oktober
geht die Rückreise über Lahr - Offenburg nach Karlsruhe zügig vonstatten. Galler
resümiert den »Endzweck dieser Reise«: »a. Den beträchtlichsten, wenigstens den gesegnetsten
Teil der badischen Lande näher kennen zu lernen, b. Die Verfassung auf dem
Lande einzusehen, um selbe c. mit jener bei denen Collegiis vergleichen zu können.«

Das sind gewiß einleuchtende Argumente, wenngleich uns die Gallersche Reise samt
ihren weitgehend präzisen Reiseschilderungen mehr kulturgeschichtlich als bloß statistisch
oder deskriptiv interessieren dürfte. Anderthalb Jahrzehnte vor dem Beginn des
19. Jahrhunderts sind wir auch in unseren Gegenden mit Reisebeschreibungen gleich
welcher Art nicht besonders reichlich ausgestattet. Der eigentliche Tourismus sollte

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