Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
47.1985, Heft 1.1985
Seite: 132
(PDF, 34 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1985-01/0134
Gerhard Stroomann wurde am 6. Juli 18 8 7 in Kandern als Sohn des praktischen Arztes
Dr. Emil Stroomann und seiner Ehefrau Marie, geb. Demuth, geboren. Als Marginalie
gewissermaßen sei in diesem Zusammenhang hier eingefügt, daß der berühmte Arzt und
Mitinitiator des »Biedermeier«, Adolf Kußmaul, nach seiner Kommandierung in Schleswig
-Holstein sich 1850 (bis zu seiner Habilitierung 1855) in Kandern als Landarzt niedergelassen
hat (vgl. dessen »Jugenderinnerungen eines alten Arztes«, Teilneuherausgabe
vom Verf. dieses Aufsatzes in Band 12 der »Badischen Reihe«). Einen Großteil seiner
Jugend- und Schuljahre verbrachte der junge Stroomann in Freiburg; nach dem Abitur
studierte er Medizin in den Jahren 1906 - 1911 ebenda und in München. Darüber er
selbst in seinem Essay »Um den 60. Geburtstag«: »Bei der einstmaligen Entscheidung
(1906), was wir beruflich tun werden, waren wir Individualisten, Europäer, deutsche
Idealisten, werdende Humanisten, künstlerisch überfüllt, werdende Literaten. - Ich habe
in einer Art Freiburger Erinnerungen mir Rechenschaft darüber gegeben, daß ich aus
humanitären Gründen meinen jungen begeisterten Weg [Stroomann wollte ursprünglich
Literatur und Theaterwissenschaft studieren] aufgegeben und in das allgemein Menschliche
überführt, und damit auf 'Talent' und künstlerische Auswirkung verzichtet habe. Ich
bin, ohne für die Naturwissenschaften veranlagt zu sein, aus Menschen-Mitleid Arzt geworden
... Auf dem ärztlichen Weg ging es seit den klinischen Semestern, seit der Berührung
mit den Menschen vorwärts ... Es ging, entzündet für die große deutsche Universität
und für das damalige Weltformat der deutschen Klinik ... als Assistent und unter
Kranken täglich besser.« Nach Ablegung des Staatsexamens (Freiburg 1911) wurde
Stroomann zunächst Medizinalpraktikant in Freiburg, 1913 wechselte er ins Pharmakologische
Institut über, um im August desselben Jahres Assistent der I. Medizinischen
Klinik in München zu werden. Er übernahm die »Sprechstunde des Ambulatoriums«
und arbeitete auf Anregung von Professor Ernst von Romberg (1865 - 1933, Spezialist
für Innere Medizin, besonders für Kardiologie) an einem Herz-Lungen-Präparat. Seine
geplante Habilitation gab er - vor allem aus Rücksicht auf eine Parallelarbeit seines Kollegen
Hermann Straub - der Fakultät zurück (ähnlich Hugo von Hofmannsthal anno
1901, nur daß es sich hier um eine geisteswissenschaftliche Disziplin gehandelt hat).
Während des Ersten Weltkrieges arbeitete Stroomann als Abteilungsarzt im Reservelazarett
, daneben beschäftigte er sich u. a. mit der Funktionsprüfung der Atemorgane.

»Ich bin 1920 aus München weggegangen, aus voller Bahn und unbestritten ... Ich
nahm die Existenz in die eigenen Hände. Ich wagte es damals, uns [er hatte 1917 geheiratet
, es war dies in den Jahren allgemein zunehmender Verunsicherung und der schweren
Erkrankung seines Vaters] auf die völlig unbekannte, leere und ungestaltete Bühlerhöhe
zu verpflanzen, mit allem: mit meiner Medizin, als Mensch, geistig ...«. Denn »Die Liebe
zu den Dichtern, zur Musik, zur dramatischen Gebärde, die nicht nur ein schöner
Zeitvertreib, sondern ein Grundzug dieses Lebens war, hat Stroomann jedoch trotz allen
Verzichtes auch später niemals verleugnet ... Daß der Generationsgenosse von Trakl,
Heym und Stadler gerade diesen Dichtern schon früh seine besondere Anteilnahme zugewandt
hat, ist kaum verwunderlich ... Er hat ihnen die Treue gewahrt: von hier wehte
ihn etwas vom Aufbruchsgeist des Expressionismus an ... spürbar bis in die oft sehr eigenwilligen
Formulierungen der Stroomannschen Rede und Feder ...« (H. W. Petzet in
seinem »Nachwort des Herausgebers« zum »Notizbuch«). Bereits im selben Jahr wurde
Stroomann Leitender Arzt des Kurhauses Bühlerhöhe. 1929 übernahm er dann zusätzlich
die Leitung des gleichnamigen Sanatoriums, und 1932 erfolgte die geschäftliche
Neuordnung beider Unternehmen im Interesse der ärztlichen Arbeit. Er selbst: »Ich betrat
ein Terrain mit völlig entgegengesetzten Tendenzen: Hotellerie, dazu nur Saisonbetrieb
; wirtschaftliche Sorgen, weit die medizinischen Interessen überlastend, modische

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