Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
47.1985, Heft 1.1985
Seite: 133
(PDF, 34 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1985-01/0135
Strömungen u. a. m. - Das Geschäft drohte von Tag zu Tag die Medizin zu vergewaltigen
, aber auch durch seine eigenen Tendenzen, die mit Alkohol, Musik, Tanz, Tennisturnieren
ausgedrückt sind. - Das jetzige Kurhaus Bühlerhöhe war ein Baudenkmal, nie
vorher verwendet, eine Luxusangelegenheit, für einen Spielbetrieb überlegt u. s. f. Die
Inflationszeit hielt es über Wasser durch den Ausländerbesuch ... Aus diesem Milieu,
unter diesen Umständen habe ich ... in jungen überschwenglichen Jahren eine medizinische
Tatsache gemacht, die man in der Welt kennt, und dann die beiden Häuser ... vereinigt
. - Seitdem steht Bühlerhöhe als ein Begriff...«. Und er fährt fort: »Heute [an seinem
60. Geburtstag anno 1947] muß ich fragen: Ist das Ergebnis den Aufwand wert? ... Ich
würde es bitter verneinen, wenn nicht außer der Medizin ein weiteres gelungen wäre:
Bühlerhöhe ist in der Welt nicht nur ein medizinischer Begriff geworden, mit immer naher
Verbundenheit zu der Wissenschaft: Bühlerhöhe ist eine menschliche Insel geworden
, die auch den Nationalsozialismus überstanden hat, die völlig erhalten ist, berufen,
wieder international zu verbinden ... Die gleiche Frage gilt für die unendlich brutalen
Eingriffe, Zugriffe und Eroberungsgelüste des Nationalsozialismus, die ich allein, ohne
irgend jemanden zu bemühen, zu exponieren oder gar zu opfern, abgewehrt habe, unter
verschiedenen Lebensgefahren für das Unternehmen ... Ich habe in diesen Tagen immer
wieder die 'Apologie des Sokrates' [dessen Verteidigungsrede in Piatons Darstellung] gelesen
. Ich habe versucht, eine reine Sache auf Bühlerhöhe zu tun ...«.

Während des Zweiten Weltkrieges wurde Bühlerhöhe zum Großteil als Reservelazarett
verwendet, um eine Beschlagnahme zu verhindern. Übrigens fungierte Stroomann
in den Jahren 1940 - 1942 zusätzlich als Chefarzt von »Wiggers Kurheim« in Partenkirchen
. Dann gab es die ersten Nachkriegsjahre: bis 1949 war Bühlerhöhe von den Franzosen
beschlagnahmt, dann aber kam es zu neuer Blüte, die kulturellen »Mittwoch-Abende
« und die »Medizinischen Wochenenden« wurden auf Stroomanns Initiative eingeführt
.1952 verlieh man ihm den Professorentitel, er wurde im gleichen Jahr Mitglied der
Bayerischen Akademie der Schönen Künste. Doch sollten ihm nur noch wenige Wirkungsjahre
bleiben, er verstarb bereits am 10. April 1957 an der Stätte seiner vielseitigen
Tätigkeit.

Es ist hier nicht der Ort, auf Stroomanns medizinisches Wirken im einzelnen einzugehen
. Vielmehr gilt unsere fernere Betrachtung vor allem seinem eigenen schriftstellerischen
Schaffen und seinen kulturellen Verdiensten, darüber hinaus seinen mannigfaltigen
Bekanntschaften als Arzt und seinen Freundschaften als Mensch.

»Der gesamte, von befreundeter Hand sorgfältig geordnete schriftliche Nachlaß von
Gerhard Stroomann umfaßt eine stattliche Reihe von Aktenbänden ... zu denen sich die
in kleineren Ordnern gesammelten vielen, zum Teil kaum handgroßen Zettelnotizen gesellen
...« berichtet Petzet im oben zitierten Nachwort. Abstrahieren wir das Medizinische
, verbleibt viel Persönliches, Literarisches, ja Dichterisches, ganz abgesehen von den
zahlreichen und oft weitverstreuten Briefen. Eine von ihm vorbereitete »Literaturgeschichte
für Laien« ist leider nie komplett zustande gekommen. Wir müssen uns in der
Regel mit einer Reihe von detaillierten Aufzeichnungen begnügen. Da geht es zunächst
um eine stattliche Reihe von ganz persönlichen, gewissermaßen autobiographischen
Aufzeichnungen, zusammengefaßt unter dem Titel »Aus dem süßen Europa (bis 1914)«.
Daraus nachfolgend einige kurze Zitierungen. So aus »Freiburger Menschen«: »Ich will
hier keine Heimatgeschichte schreiben ... Schlichte Freiburger Menschen haben das
Münster gebaut. Ich finde es schön, daß man bei uns den Baumeister nicht kennt, wie in
Straßburg Erwin von Steinbach. Es lag in der Zeit, den Dom zu bauen. Er wuchs an der
richtigen Stelle in seiner anonymen Herrlichkeit, wie die Altstadt um ihn herum ...«.
Oder: »Ja, sind wir denn in der Hauptstadt des Schwarzwaldes nicht Schwarzwälder ...

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