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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
47.1985, Heft 1.1985
Seite: 137
(PDF, 34 MB)
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kumentarische Ergänzung zu der seinerzeitigen Basler Stadtführung der Markgräfler
Arbeitsgemeinschaft im Mai '82 empfinden!

»Rudolf Binding war seit dem Jahre 1928 oft auf Bühlerhöhe, zum Aufenthalt, zur Behandlung
«, berichtet Stroomann am 28. Oktober 1951. Frau von Romberg, die Gattin
seines Münchener Chefs, war eine geborene Binding, sie las bald nach dem Ersten Weltkrieg
aus »Stolz und Trauer« vor: »Kriegsverse habe ich nie geliebt. Ein ästhetisches Maß
wurde hier dem Unmaß geliehen. Es verhallte«, kommentiert Stroomann. (Diese Gedichte
waren erst 1922 erschienen, doch ist anzunehmen, daß Frau von Romberg aus den
Manuskripten vorgetragen hatte.) Doch nicht nur literarhistorisch, sondern auch allgemein
menschlich aufschlußreich gibt sich dann die folgende Stroomannsche Passage:
»1927 kam Hella Binding, die Oktavia des 'Opfergangs' [Novelle von 1912; Bindings erste
Ehe wurde 1919 geschieden, seine zweite 1935], als Oberin nach Bühlerhöhe. Das
Gespräch über Binding begann. Ich lud ihn zu einem Vortragsabend. Er begegnete sich
also auf Bühlerhöhe mit seiner ersten Frau. Als er kam, damals keineswegs elegant [in
jungen Jahren war er als Dandy und supereleganter, verschwenderischer Herrenreiter
verschrien gewesen], wirkte er in altmodischem Gehrock und etwas starrem Blick verweht
...«. Das ist schon ein Stück persönlich erlebter Literaturgeschichte. »Und vorher
(1934 gemeint) schrieb er über einen der Aufenthalte die Worte auf, die wir seitdem in
unsere Prospekte aufgenommen haben, weil sie den Sinn des von unserer Arbeit durchatmeten
Milieus so beglückend zeichnen: »Bist Du ein Fremder? Bist Du Gast? - / Gehest
wunderbar genesen. / Anderes hat Dich angefaßt - / Und Du bist hier Gast gewesen
.« - Sein letzter Eintrag vom 5. Januar 1937 (t 1938) lautet: 'Als sein bestes Ja und
Amen / schreibt der Mann hier seinen Namen.'« Abschließend dazu die Widmung, die
Binding am 7. Oktober 1934 schrieb: »Zum Andenken an die Wohltat der Bühlerhöhe,
seine Arbeitszeit und die erste Vorlesung der in ihrer Spanne geschriebenen Anekdote
aus dem großen Krieg, 'Wir fordern Reims zur Ubergabe auf [erschienen 1935], unter
dem Dach von Hertha und Gerhard Stroomann, schreibt seinen Namen dankbar ...« -
echt Bindingsche Worte, gekonnt und maniriert in einem - er konnte und wollte sich
nicht verleugnen!

Im vierten Teil des Notizbuches finden sich Stroomanns »Reflexe«. Darüber berichtet
Petzet: »Von den spontanen Niederschriften der 'Reflexe' wird eine kleine Auswahl geboten
. Ihre Hauptmasse entstand in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg ... Aus den
zahllosen Eintragungen, Exzerpten und 'Variationen' dieser Zeit ... ist bis auf wenige
Ausnahmen alles fortgelassen worden, was Stroomann zur Tagespolitik aufgezeichnet
hat.«

Geistreich und autobiographisch nochmals aufschlußreich die Eintragung »Ich bin
nur ein Arzt«: »Die Kenntnisse eines Heinrich Düntzer [1813 - 1901; als pedantischer
Philologe geschätzt, aber auch verschrien] habe ich nicht. - Aber ich habe mich mit der
Literatur beschäftigt. — Ich habe sogar auf die Frage des Schuldirektors, was ich zu studieren
gedenke, angegeben: Literatur. — Das gibt es nicht, herrschte er mich an. Sie studieren
Germanistik ... Wenn der unwirsche Schulmann mich heute fragen würde? Er
wird fragen. Wir sind noch einmal am Anfang. - Ich will lernen, lernen auf allen mir zugänglichen
Gebieten. Die Elemente will ich suchen, die der Kultur nützen können, überall
. Als Fach, Herr Direktor, dieses Mal: Die Kultur. Denn dieses Fach muß es endlich
geben ...«. Alsdann zur Etymologie der »Reflexe«: »Diese beruhen auf einer Verbindung
zwischen den sensiblen und motorischen Funktionen ... Ich deute so: ich werde
von etwas angerührt, angefaßt (sensible Funktion), das springt über meine tieferen Apparate
, berührt vitalistisch meine ganze aufnehmende Nerven- und Seelensubstanz ...«.
Proben daraus: »Fragmente. - Schließlich ist alles ein Fragment... Alles aber doch nicht.

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