Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
47.1985, Heft 1.1985
Seite: 141
(PDF, 34 MB)
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Gedanken an eine Sammlung. Trotz mancher Widerstände gründete man einen Heimatverein
. Treibende Kräfte waren Hauptlehrer Herbster, Tierarzt Doli und als Mäzene Fabrikant
Kammüller, ein Ehrenbürger der Stadt, sowie ein gebürtiger Kanderner, Bankdirektor
Nees in Frankfurt. Eine besondere Förderung erfuhren diese Anfänge durch
den Maler Hermann Daur, der als künstlerischer Berater tätig war.

Die gesammelten Objekte waren jahrelang auf den Speichern des Rat- und des Schulhauses
untergebracht. 1912 wagte man zur Belebung des Interesses eine Ausstellung in
den Räumen des alten Schulhauses, die lebhaften Anklang fand. Der Gedanke an ein
Heimatmuseum nahm feste Formen an. Die Initiatoren hatten verschiedene Räumlichkeiten
in Aussicht gestellt bekommen, doch der erste Weltkrieg machte diese Pläne zunichte
.

Nach dem Krieg hatten Tierarzt Doli, Fabrikant Kammüller und Hermann Daur gemeinsam
das Pflegeramt inne. Diesen Männern ist es gelungen, den Bürgern Wert und
Bedeutung der Sammlungen bewußt zu machen. Nach dem Tode Daurs übernahm Albert
Eisele, der 1926 als Lehrer nach Kandern gekommen war, bis zu seinem Tode im
Jahre 1971 den Ausbau der Sammlungen. 1936 konnte er im Haus »Stift Bösiger« am
Marktplatz die gesammelten Gegenstände ausstellen. Nach dem Kriege stand das Haus
nicht mehr zur Verfügung, und das Museumsgut trat nun eine Odyssee an, die ihm nicht
gut bekommen ist. Manches verschwand zu Zeiten der Besatzungsmacht, und vieles ging
zu Bruch. Notdürftig waren die Bestände in verschiedenen Räumlichkeiten untergebracht
.

1910 - am 150. Geburtstag Hebels - war der Gedanke an ein Heimatmuseum in Kandern
entstanden, seit 1976 - zum 150. Todestag des Dichters - hat die Stadt Kandern
dank dem Verständnis von Gemeinderat, Bürgermeister und Verwaltung das schöne
Staffelgiebelhaus aus der Mitte des 16. Jahrhunderts zur Verfügung. Dem Kanderner Architekten
Heinz Brohammer ist es vorzüglich gelungen, das Haus mit viel Einfühlungsvermögen
zu renovieren. Unter tatkräftiger Mithilfe von Dr. Hans Jakob Wörner vom
Landesdenkmalamt Freiburg wurde das Museumsgut archiviert und ausgestellt. Dr.
Wörner und der Betreuer der Sammlungen, G. Haumesser, waren sich über die Konzeption
einig; der Schwerpunkt sollte in der Hauptsache auf Töpferei und Keramik gelegt
werden, die in Kandern eine lange stolze Tradition aufzuweisen haben. Daneben sollten
das Kanderner Handwerk und die Heimatgeschichte ihren Platz bekommen.

Im Erdgeschoß erhält der Besucher einen Einblick in einen ehemals wichtigen Zweig
der Kanderner Handwerkskunst, die Eisenverarbeitung. Dem Eisen verdankt Kandern
schon im 8. Jahrhundert seine urkundliche Erwähnung im Kloster Lorsch an der Bergstraße
. Das Wappen des Bergwerks mit der Aufschrift »Glück auf« sowie das Zunftschild
der Bergleute aus dem Jahre 1761 erinnern an den Eisenbergbau. Gußeiserne Kanonenöfen
, schön geformt und verziert, geben Zeugnis vom hohen Stand handwerklicher
Kunst. Die Produktion von Kanonenkugeln in der Hammerschmiede war für die
Markgrafen in Kriegszeiten unentbehrlich. Neben dem ausladenden Renaissanceschrank
ist die Grabtafel des Bergrats Hug mit dem knienden Knappen beispielhaft für
den Kanderner Eisenguß. Die Bergwerksarbeit ist längst eingestellt, eine Photographie
neben dem Rokokoschrank hat den Umbau des Schmelzofens im Jahre 1898 für die
Nachwelt festgehalten.

Kandern ist heute als »Brezel- und Töpferstadt« bekannt. Zu der Berufsgruppe der
Töpfer gehörte seit altersher der Ziegler. Auf einem Regal sind handgestrichene Ziegel
zu sehen, Feierabendziegel genannt. Ein Mann fertigte pro Tag ca. 400 bis 500 Ziegel; in
die letzten, die er vor Feierabend herstellte, ritzte er einfache Motive der Volkskunst,
wie Lebensbaum, Sonnenrad oder Storch ein. Von der Arbeit der Ofenhafner sind Ka-

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