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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
47.1985, Heft 1.1985
Seite: 143
(PDF, 34 MB)
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cheln zu sehen mit reizvollen Motiven, aber auch einfach marmorierte. Diese Marmorierung
wurde mit Pergamentschablonen aufgetragen, wie sie über dem Zylinderbuffet daneben
hängen. Von früheren Besitzern der Ziegelei sind aus Ton gefertigte farbige Wappenscheiben
ausgestellt.

In der ehemaligen Küche des Hauses sind ein bemalter Bauernkleiderschrank, der
Aufsatz eines bäuerlichen Ehebettes mit Namen von Braut und Bräutigam, reichgeschnitzte
Stabellenstühle und allerlei Hausrat wie Backformen, Krüge, Springerlemodel
und Nußknacker zu sehen. Der Schlußstein eines Hauses mit einer herausgemeißelten
Brezel läßt an die Kanderner Brezele denken, die der Sage nach von der Sausenburg
stammen sollen. Den ältesten Beleg für die Herstellung von Brezeln findet man im Basler
Urkundenbuch im 13. Jahrhundert. Drei Halsgeigen an der Wand waren Werkzeuge des
mittelalterlichen Strafvollzugs, der den Vögten zukam.

Im Treppenhaus zum ersten Stock hinauf hängen als Lithographien Bilder der Markgrafen
von Baden. Ein holzgeschnitzter Johannes der Täufer aus dem frühen 16. Jahrhundert
fällt dem Freund sakraler Kunst im 1. Stockwerk auf. Die Vitrinen sind ausschließlich
der Hafnerei und der Keramik vorbehalten, ölkrüge, Fett- und Milchhafen,
Brägelplatten, Käsnäpfe, Gugelhupf- und Puddingformen, Kaffeegeschirr und Tonpfeifen
für Kinder zeigen, wie vielseitig die Arbeit der Hafner gewesen ist. Aus dem Kirchenbuch
weiß man, daß schon im 16. Jahrhundert in Kandern getöpfert wurde; organisiert
hatten sich die Hafner im 17. Jahrhundert, das geht aus der vorhandenen Zunftordnung
hervor. Besondere Beachtung verdienen die Arbeiten des letzten Kanderner Hafners
, Karl Blum, des »Blueme Döpfers«, der 1965 gestorben ist.

In mehreren Vitrinen stehen die Schöpfungen der heute in Kandern tätigen Keramiker
W. Baumberger, H. Hakenjos, E. Löschner, H. Kerstan und Brigitte Wechlin. Sie setzen
ebenso wie Vreni und Hermann Messerschmidt, deren Arbeiten im oberen Stockwerk
zu sehen sind, die Kanderner Tradition fort. Hafnerware und künstlerische Keramik
wechseln sich in den Schauschränken ab. Von den ausgestellten Ofenkacheln ist auf
der ältesten ein Fürst mit einem Jagdfalken auf der Faust dargestellt, sie dürfte aus dem
16. Jahrhundert stammen; die älteste datierte bestellte Melcher Wohlgemut in Wollbach
bei Hafner Hans Merstetter im Jahre 1736.

Drei Entwürfe für keramische Arbeiten von August Macke erinnern daran, daß der
bekannte Expressionist, der nach Kandern verwandtschaftliche Beziehungen hatte, sich
in der Werkstatt von Meister Armbruster in der Töpferei versuchte.

Salzglasierte Steinkrüge, Durlacher Fayencen, alte Ansichten von Kandern, ein Kabinettschrank
sowie eine kleine Münzensammlung mit Stücken aus dem 15. und 16. Jahrhundert
ergänzen die Sammlungen. In den Fensternischen stehen Zunftladen und Zunftzeichen
der Bäcker, Hafner, Hechler, Weber, Müller und Wagner. Von dem Freiburger
Maler Brenzinger stammen die beiden ölportraits des Kanderner Bergrats Hug und seiner
Gattin.

Auf Trachtenbilder und Kupferstiche Napoleons und seiner Generale trifft der Besucher
im Treppenaufgang zum 2. Stockwerk. Dort enthalten die ersten beiden Schauschränke
rechts Arbeiten aus der kunstkeramischen Abteilung der Tonwerke Kandern,
die Albert Dewitz 1895 auf Anregung Laeugers unter der Firmenbezeichnung »Professor
Laeugersche Kunsttöpferei, Tonwerke Kandern« einrichtete. In diesem Betrieb, den
später nach dem Weggang Laeugers bis zu seiner Einstellung im Jahre 1927 Hermann
Hakenjos sen. leitete, entstanden Teller, Krüge, Vasen, Schalen, Fliesen, Kacheln,
Wandbrunnen und Wandbilder. Die Dekore wurden zunächst mit Gießbüchschen oder
Pinsel aufgetragen, in späteren Jahren ging Laeuger zur Ritztechnik, zur Glasurmalerei

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