Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
47.1985, Heft 1.1985
Seite: 159
(PDF, 34 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1985-01/0161
der adlige Vogt »lehensweise«. Der Lehensherr besitzt also die Eigenschaft über das ausgegebene
Lehen.

Der »Fall*

Mit der Entwicklung der Landwirtschaft wurde das Festhalten der in ihr Tätigen immer
wichtiger. Dies - und natürlich auch der Bezug einer entsprechenden Abgabe - war
der Grund, weshalb im Falle einer Handänderung Abgaben erhoben wurden. Besonders
nötig wurden auch immer mehr Handwerke, Schmiede, Wagner, Kübler, Zimmerleute
usw., die z.T. in Städte abwanderten und damit die Leistungsfähigkeit des flachen Landes
und der jeweiligen Herrschaft schmälerten. Die Landherren waren daran interessiert
, die Leute die mit einem kleinen Grundstück ihr Handwerk Umtrieben, eine »hus
e .

rokki*, also einen festen Wohnsitz hatten, an ihre Herrschaft zu binden. Ebenso wie die
Bauern zahlten sie jährlich ihre Abgaben, und ebenso wie sie hatten sie beim Wegzug den
sogen. »Abzug« oder »Fall« zu leisten.

Sehen wir uns wieder die entsprechenden Bestimmungen des Weitenauer Dingrechts
an. S. 2 unten heißt es:

»Die Gotzhus lüt, die sich von dem Gotzhus ziehünt gentzlich, die heissunt Ussidelen.
un sol si das Gotzhus von sant Blesin vallon von dem übe. Daz Gotzhus vo Witnowe het
och das reht, swa ein Gotzhus man in sin gebiet züht und da über iaret un nüt erb noch
gut het von sant Blesin, so vallot in ein probst von Witnowe von dem libe, un heissüt ein
Ussidele dem Gotzhus von sant Blesin un dem Gotzhus von Witnowe ein hindersesse.
Het er aber ein gut von sant Blesin so sol unser herre von sant Blesin von lib und von gut
vallon. Ist er aber von dem Gotzhus von Witnowe belehünt un het hus rokki, so vert ds
Gotzhus von Witnowe vor mit dem volle. (Hier folgt der erste Satz, den wir bei »Eigenschaft
« schon zitiert haben). Wa ein Gotzhus man von Witnowe, der belehünt ist von
dem Gotzhuse von Witnowe usser unt halb der kilch hori von Witnowe sitzzüt da sol ds
Gotzhus von sant Blesin einne val nemün vor verso dem lib un das Gotzhus von Witnowe
na von dem gute.« Und später S. 6 verso: »Dis ist der E reht ...
stirbt der vater ald dü muter, so ist dien kinden der halb teil des gutz gevallen. Un dem
vater ald d'muter, weders denne lebet (welches überlebt) och der halb teil des gutz es si
ligentz ald varntz gut. Wil der vater ein ander frowün nen, der mag er nüt anders gen,
denne sin halben teil halben (die Hälfte seiner Hälfte), der im gevallen ist. Un tut das wol
an (ohne) der erron kinden willen. Un über lebet denne dü nagent frowe der vorgenden
kinden vater, so erbt si des mans teil zend ir lip. Gewünt aber dü nagent frowe lib erben,
die erbent denne des vaters teil halben. Stirbt aber dü nagent frowe an (ohne) lib erben, so
valt dü erbschaft wider an dü vorgenden kind. Un stürben dü vorgenden kind ellü (alle),
so vieli dü erbschaft wider hinder sich an der vorgenden kinden erben.«

Einige weitere Belege seien noch aus anderen Dingrödeln genannt, um die Variationsbreite
des Wortfeldes zu zeigen. In allen Rodeln spielt es dieselbe große Rolle in ganz
ähnlichen Wendungen. Im Efringer Dingrodel von 1413 Ziff. 18 heißt es: »die schuppes
sint all vellig. was vellig gut ein gotzhus man hat, die vallet er allü mit eim val.« Oder das
Fahrnauer Urbar (1352 - 1359): »wer och gotzhus gut hat, es si vil oder lützel, der sol es
enphaen und vervallen dem gotzhus...« Im Dingrodel von Steinen von 1413 (Ziff. 2)
heißt es: »wenn drü Schilling gebessert werden, des gevallent dem amptmann zwen und
dem vogt der dritt.« Und in Ziff. 19: (Auch die) »zins sint ellü gevallen...«

Diese Beispiele mögen genügen für den Nachweis, daß der Begriff »Fall« zuerst die
Nutzung und dann das Verlassen des Guts meint und in zweiter Linie, davon abgeleitet,

159


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1985-01/0161