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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
47.1985, Heft 2.1985
Seite: 29
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1985-02/0031
Revolutionsjahre 1848/1849

Der Aufstand 1848 und die revolutionären Unruhen 1849, die als Soldatenaufstand
begannen, hatten vor allem im badischen Oberland ihren Ausgangspunkt. Am 24. Februar
1848 hatte das Volk in Paris König Louis Philipp vom Thron gestürzt und die Republik
proklamiert. Wie ein zündender Funke kam die Kunde von der gelungenen Umwälzung
in Frankreich über den Rhein herüber und fand bei den Unzufriedenen und
Progressiven reiche Nahrung. Was die Propaganda als Aufklärung unter dem Soldatenstande
verbreitete, mußte auf die militärische Disziplin und Unterordnung wie kaltes
Wasser auf ungelöschten Kalk wirken (Leonhard Müller). Die Propaganda kam im badischen
Oberland vor allem aus der Schweiz, wo zwischen den Flüchtlingen des 48er Aufstandes
in den angrenzenden Schweizer Kantonen und den badischen Soldaten ein reger
Verkehr stattfand.

War es 1848 der später mißglückte Aufstand unter Friedrich Hecker und Gustav von
Struve gewesen - Struve hatte in Lörrach und Müllheim die Republik ausgerufen -, so
breitete sich 1849 der Soldatenaufstand, von Lörrach ausgehend, im Oberland aus.
Großherzog Leopold mußte außer Landes gehen, in das elsässische Lauterburg.

Während dieser unruhigen Zeiten hatten sich überall im Lande sogenannte Bürgerwehren
gebildet. Das ist das einzige, was wir über Vögisheim im Revolutionsjahr 1848
wissen, daß auch hier eine Bürgerwehr zur Verteidigung des Dorfes gegründet werden
sollte. Ihr Hauptmann sollte nach mündlicher Uberlieferung Kronenwirt Grenacher
sein. Als solcher trug er einen grünen Frack mit blanken Messingknöpfen, auf dem Kopf
einen Tschako mit einem Haarbusch. Dieser Tschako wird heute noch nach Aussagen
der Vögisheimer und nach altem Vögisheimer Brauch am Lätare-Sonntag vom »Hisgier«
getragen, jener Strohgestalt, die den ausgehenden Winter darstellt.

Mehr ist schon von dem Revolutionsjahr 1849 aus Vögisheim zu berichten. Obwohl
ein Randgeschehen, gibt es doch Einblick in die damaligen Zustände. Noch vom Aufstand
1848 und vom Soldaten-Auf stand 1849 herrührend, waren die Menschen im Mark-
gräflerland entweder von den revolutionären Ideen, der Republik und den Einheitsbestrebungen
in der Frankfurter Paulskirche unter den Farben schwarz-rot-gold eingenommen
, oder sie standen treu zu ihrem Fürstenhaus in Karlsruhe. Stadt und Land zerfielen
in zwei Parteien, von denen jede meinte, das Beste zu wollen. Daß es dabei Auseinandersetzungen
gegeben hat und es nicht immer zimperlich hergegangen ist, beweist ein
Vorfall in Vögisheim.

Es ging »drunter und drüber"

Wie A. J. Sievert in seiner Geschichte der Stadt Müllheim berichtet, stand im Jahr 1849
an der Spitze der Bezirksverwaltung in Müllheim der »Zivilkommissär« Anwalt Reisky,
der, mit schwarz-rot-goldener Schärpe geschmückt, auf dem Amtshaus die Verwaltung
führte. Oberamtmann Kuen hatte flüchten müssen und kam erst mit den preussischen
Truppen zurück. Reisky stand der Sicherheitsausschuß zur Seite, dessen Mitglieder sich
treulich Mühe gaben, Ausschreitungen zu verhüten und die Sicherheit für Stadt und Bezirk
nach Möglichkeit zu fördern. Im übrigen amteten die Behörden weiter, freilich unter
manchen Einschränkungen.

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