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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
47.1985, Heft 2.1985
Seite: 32
(PDF, 34 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1985-02/0034
Johann Georg Zöllin konnte sich nicht erinnern, ein rotes Band am Hut getragen zu
haben, »doch es ist immerhin möglich, weil ich von der Hochzeit her verschiedenartige
Bänder von grüner, blauer und roter Farbe an meinem Hut befestigt hatte«. Er bestritt
entschieden, im oberen Saal der »Krone« die Empörung (den Aufstand) gelobt zu haben,
ebenso bestritt er den Ruf auf der Treppe der »Krone«; die Leute von Niedereggenen seien
ihm feindlich gesinnt.

Wacker traten den beiden die von ihnen genannten Entlastungszeugen zur Seite: Wilhelm
Fendt von Sitzenkirch, 22 Jahre, sagte aus, daß ein ihm unbekannter Bursche (den
Zöllin kennt Pendt) gerufen habe »der Großherzog soll verrecken!«

Johannes Breh, 18 Jahre, von Sitzenkirch erklärte: Ein ihm unbekannter Bursche (den
Zöllin hat Breh stehen sehen) rief: »Der Großherzog soll verrecken!«

Johann Georg Ruf, 30 Jahre, Dienstknecht bei Zöllin, Obereggenen, hat gehört, daß
Zöllin sagte (im oberen Saal der »Krone«): »Es wäre am besten, wenn wir zufrieden miteinander
wären. - Es ging (vor der »Krone«) so drunter und drüber.«

Zeuge Jakob Friedrich Strohmeier von Niedereggenen, 22 Jahre, sagte: »Es entstand
ein solches Durcheinander (vor der »Krone«), daß ich einzelne Ausdrücke nicht unterscheiden
konnte.«

Zeuge Heinrich Specht, 20 Jahre, aus Niedereggenen, hatte nur im oberen Saal der
»Krone« von Zöllin gehört, »man solle miteinander zufrieden sein und ruhig nach Hause
gehen.«

Andreas Bromherger, 26 Jahre, von Bürgeln, hatte im Kronenwirtshaus zu Müllheim
den Joh. Georg Zöllin gesehen, der ihm ziemlich betrunken vorkam. Er hörte vor der
»Krone« in Vögisheim »ein Lärmen und ein Geschrey«; ein Teil der Bürgerwehrmänner
war auf der Straße aufgestellt, andere waren in Streit und Händel begriffen, sie packten
sich gegenseitig und wollten aufeinander einstechen.

Sämtliche angeführten Zeugen hatten nach damaligem Brauch eine Bescheinigung ihres
Pfarrers mitzubringen, daß jeder einzelne über die Heiligkeit des Eides unterrichtet
worden sei. Uber den »Hauptbeteiligten Johann Georg Zöllin-der Bruder Jakob Friedrich
schien weniger belastet - wurden im Pfarramt zu Niedereggenen und beim Gemeinderat
Leumundszeugnisse eingeholt, die böse genug ausfielen. »Die sittliche Verkommenheit
dieses Jünglings«, so schrieb Pfarrer Schlatter von Niedereggenen, »hat besonders
seit dem September vorigen Jahres mit schnellen Schritten auf eine höchst betrübende
Art sich entwickelt und Wort und Werke zeugten dafür, daß die Früchte, die der Vater
gegessen, diesem Sohn die Zähne stumpf gemacht haben.« - Der Gemeinderat von
Niedereggenen (Bürgermeister Tscherter, Gemeinderäte Rot, Bruder, Bermeitinger)
stellte fest, daß sich Zöllin jung im September 1848 an dem Zug Struves nach Staufen beteiligt
habe, »und sein Benehmen etwas roh und ungebildet« sei.

All diese Untersuchungen und Zeugenvernehmungen waren durch einige Niedereg-
gener Bürger ausgelöst worden, die eine Anzeige gegen die »Hoch- und Gemeindeverräter
Joh. Georg Zöllin und Georg Fr. Kaiser« von dort an das Königlich Preußische hohe
Kommando der Heeresleitung in Müllheim gerichtet hatten. Mit der oben geschilderten
Vernehmung der Zeugen, von denen manche sogar mehrmals erscheinen mußten, brechen
die Akten ab, so daß nichts darüber zu erfahren ist, wie das Gericht über den Fall
Zöllin geurteilt hat. Der Verfasser des zitierten Buches »Revolutionäre«, Theodor
Scholz, Verleger und Redakteur der »Markgräfler Nachrichten« in Müllheim, hat noch
ein Gespräch mit dem Sohn des Jakob Friedrich Zöllin, dem Weinhändler Adolf Zöllin,
geführt, der von 1919 bis 1923 Bürgermeister in Badenweiler war und der meinte, daß
zumindest Joh. Georg Zöllin nicht ohne Strafe davongekommen sei. Joh. Georg Zöllin
hat ein trauriges Ende genommen, er erschoß sich selbst.

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