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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
47.1985, Heft 2.1985
Seite: 59
(PDF, 34 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1985-02/0061
Insofern wird dieser Beitrag den Rahmen einer heimatgeschichtlichen Darstellung
sprengen. Dies erscheint mir jedoch legitim, da ohne die großen Zusammenhänge die
Details unverständlich bleiben.

1. Zur Person Jakobus des Älteren

In Santiago de Compostela wird Jakobus der Ältere, der Sohn des Fischers Zebedäus
und der Salome, verehrt. Er wurde mit seinem Bruder Johannes, dem Evangelisten, von
Jesus zum Apostel berufen. Wir wissen weiterhin, daß er im Jahre 44 als erster der Apostel
unter Herodes Agrippa I. den Märtyrertod erlitten hat. Seit dem 7. Jahrhundert gibt
es auch die Uberzeugung, Jakobus habe in Spanien missioniert und sei dort gestorben.
Andere Uberlieferungen berichten davon, er habe zwar Spanien missioniert, sei dann
aber wieder nach Jerusalem zurückgekehrt und habe dort den Märtyrertod erlitten. Auf
wundersame Weise sei dann sein Leichnam nach Spanien gekommen.

Nach alter spanischer Tradition jedenfalls befindet sich sein Leib in Santiago de Compostela
in Galizien. Sein Fest wird am 25. Juli gefeiert. Wichtig für uns ist die Frage, wie
es dazu kam, daß dieses Heiligengrab (seine Echtheit wird heute angezweifelt) am nordwestlichsten
Zipfel Spaniens im Mittelalter zu solch großer Bedeutung gelangen konnte.

Es war in einer Nacht um das Jahr 812, so berichtet die Legende, als ein Eremit namens
Pelagius über einem Eichenhain in Westgalizien einen hellen Lichtschein und Engelschöre
wahrnahm (Compostela = campus stellae = Sternenfeld; eine andere Erklärung
leitet Compostela von compostum = Friedhof ab).

Da sich diese Erscheinungen wiederholten, Heß der Bischof von Iria Flavia Nachforschungen
anstellen. Man fand 3 Marmorgräber; eines erkannte man als das des Apostels
Jakobus. Die anderen wurden zwei seiner Gefährten zugeordnet. Wenn aus dem zunächst
nur lokalen Heiligtum das mit Jerusalem und Rom bedeutendste Wallfahrtsziel
des Mittelalters entstehen konnte, dann rührt dies daher, daß der Legende nach in der
Schlacht bei Clavijo (843/44 n. Chr.) der heilige Jakobus auf einem Schimmel erschienen
sein soll und so die Schlacht gegen die Mauren zugunsten der Christen entschieden hat.
Von nun an trägt er den Ehrentitel »mata moros«, der »Maurentöter«. So wie die Muslime
mit dem Schlachtruf »Mohammed« in den Kampf zogen, riefen die Christen von nun
an »Santiago« zur Hilfe an. Santiago de Compostela wurde zum geistigen Kristallisationspunkt
der Reconquista, der christlichen Wiedereroberung Spaniens. Der Weg zum
zeitweise berühmtesten Wallfahrtsort des Mittelalters war offen. Dante schreibt: »Pilger
kann man in zweierlei Sinne verstehen: in einem weiteren und in einem engeren, im engeren
versteht man unter Pilger nur den, der zum Hause des heiligen Jakob nach Galizia
zieht«. So ist es nicht verwunderlich, daß sich bei den Jakobus-Pilgern eine eigene Pilgertracht
entwickelt hat.

2. Die Pilgertracht

Betrachten wir unseren Pilger auf der Ofenplatte, der vor allem an den Muscheln auf
Hut und Mantel leicht als Santiago-Pilger zu identifizieren ist. Die Venus-Muschel galt
für den Reisenden als Ausweis dafür, daß er ein Santiago-Pilger war, sie war Zeichen der
Unverletzbarkeit, Schutz und Geleitbrief.

Für den Ursprung dieses Symbols finden sich mehrere Erklärungen. Im Codex Calix-
tinus, einer Beschreibung der Pilgerfahrt aus dem 12. Jahrhundert, wird das Muschel-

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