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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
47.1985, Heft 2.1985
Seite: 68
(PDF, 34 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1985-02/0070
daß mit Sicherheit angenommen werden kann, daß dort zwischen der heutigen Bahnlinie
und dem Rhein, weit außerhalb des Ortes, das Siechenhaus stand. Dasselbe gilt vom
Grenzacher Malatzhaus, das in einer Urkunde von 1408/14 »Malatzen Hus an dem Hörne
« genannt wird. Es dürfte also in der Nähe des Rebhauses, heute Black Bottom, gelegen
haben (Erhard Richter, Die Flurnamen von Wyhlen und Grenzach S. 126, 224, 246).

Die »armen, verschmähten Kinder« zu St. Jakob bildeten ausgangs des Mittelalters eine
Bruderschaft mit den obengenannten Häusern. Wer in ein solches Haus eintreten
wollte bzw. mußte, ließ alle Freuden und Rechte des Lebens für immer hinter sich; das,
was er an Vermögen mitbrachte, fiel nach seinem Tode der Anstalt zu. Auswärtige fanden
nur dann Aufnahme, wenn sie so viel zahlen konnten, daß dem Siechenhaus daraus
Nutzen erwuchs. Eine Aufnahme um Gottes willen, wie beim Spital, kam nicht vor, eine
Einkaufsgebühr von 5 Pfund war zumindest zu entrichten. (Rudolf Wackernagel, Geschichte
der Stadt Basel, Band II, 2, Seite 934). Neben diesen Einkünften standen dem
Haus vielfältige Schenkungen zur Verfügung, außerdem war am Haus selbst ein Opferstock
aufgestellt. Auch die sogenannten Elendsbruderschaften, oft dem Jakobus oder
Sebastian geweiht, trugen zur finanziellen Unterhaltung dieser Häuser bei. Im Jahre
1480 wird beim Leonhardsstift, das ursprünglich Sitz des Leprosenhauses war, die
Elendsbruderschaft des Jakobus neu organisiert. Die Mitglieder solcher Bruderschaften
gelobten sich gegenseitige Fürsorge in Notzeiten, betreuten die Elendsherbergen und
Spitäler, verabreichten Spenden in Naturalien und Geld, sorgten für ein würdiges Begräbnis
und ließen außerdem für die verstorbenen Mitglieder Seelenmessen lesen. Auch
fremden und heimatlosen Bruderschaftsmitgliedern wurden diese Wohltaten gewährt.
Die Jakobsbruderschaft Basel nannte sich auch »die Brüder am Graben, die Brüder auf
dem Berg«. Mit den Brüdern auf dem Berg sind die Bewohner des Kohlenberges gemeint
, die fahrenden Leute. »Brüder der Stadt Basel« nannten sich die Geistlichen, die
Weltlichen, die Edlen und Unedlen, die Reichen und die Armen. Beide Gruppen zusammen
bildeten die Bruderschaft. Immer am St.-Jakobs-Tag, dem Tag der Kohlenberg-
Chilbi, hielten sie im dortigen Haus ihre Versammlung ab. (Wackernagel, II, 2, Seite
861). Die Pestkranken der großen Epidemie von 1348 (14.000 Tote) konnten von diesen
Bruderschaften und dem Siechenhaus sicherlich nicht alle betreut werden. Interessant in
diesem Zusammenhang ist, daß 1348 in Venedig zum ersten Mal eine Art Paß verlangt
wurde als Nachweis dafür, daß man nicht aus einem Pestgebiet kam. Das erste deutsche
Seuchengesetz wurde daraufhin 1376 in Basel erlassen. 1444, in der berühmten Schlacht
gegen die Armagnaken, wurde die Anlage von St. Jakob stark zerstört. So wie sich die
Siechenhäuser heute darstellen, stammen sie aus der Zeit um 1570/71, die Kapelle wurde
in späteren Jahren umgestaltet. Da die Wallfahrt nach Santiago de Compostela im Mittelalter
häufig als Pestwallfahrt verstanden wurde, soll noch etwas ausführlicher über drei
Heilige berichtet werden, die immer wieder in diesem Zusammenhang auftauchen.

Als erster sei der heilige Rochus erwähnt, der ebenfalls im Lörracher Museum vertreten
ist. Er wird fast immer als Jakobus-Pilger dargestellt. Der Lörracher Rochus gehört
zu den ganz typischen Rochus-Darstellungen. Mit der rechten Hand zieht er sein Gewand
hoch, mit der linken deutet er auf eine Pestbeule. Von Rochus wird berichtet, daß
er gegen Ende des 13. Jahrhunderts in Montpellier geboren wurde. Als junger Mann hat
er seinen gesamten Besitz an die Armen verteilt und dann eine Pilgerreise nach Rom unternommen
. Dort soll er, da Italien gerade von einer Pestepidemie heimgesucht wurde,
viele Kranke gepflegt haben und angesteckt worden sein. Er sei dann in die Einsamkeit
eines großen Waldes geflohen, wo ein treuer Hund ihm jeden Tag das Essen gebracht habe
. Ein Engel, so die Legende, habe ihm dann die Gesundheit zurückgegeben. Deshalb
wird Rochus meist auch mit Hund und Engel dargestellt. In seine Heimat zurückge-

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