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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
47.1985, Heft 2.1985
Seite: 70
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1985-02/0072
Anno 1089 wäre ein so grosser Landsterbend nit allein im Teutschland, sonder
auch begreif/Burgund und Franckreich, daß an disen und anderen enden, merck-
lich viel Volck darauf/ gieng, viel Dorff er und Fläcken stürben bey nahem gar
auß. Hie in Basel und an anderen enden machte man grosse gruben und legte die
Todten hauffenweiß auff einander, daß man die Zahl nit wol beschreiben mochte.

Anno 1314. war abermahl ein mächtiger Landtsterbent, am gantzen Rheinstrom
, welcher in allen Stätten und Fläcken ein grosse anzahl Menschen hinzuk-
ket, also daß zu Basel stürben 14000. Menschen, zu Straßburg auch so viel, zu
Speyr 9000. zu Worms 6000. zu Mentz 16000. dar auff dann auch ein erschröckli-
che Thewrung gefolgt im gantzen Teutschlandt, daß man die Früchten weitnuß
herführen mußte, und ward die noth so groß, daß an etlichen orthen die Cörper
von Hochgerichten genommen und gessen wurden.

Anno 1349. wäre ein so mächtiger Landsterbend in aller Welt, under Christen,
Juden und Heyden, daß man vermeinte der dritte theil der Welt were dahin gestorben
, an vielen enden und orthen wurden viel Statt, Schlösser, Flecken und
Dörffer bey nahem außgestorben und zu grund gericht. Zu Basel stürben und
vergiengen über 14000. Menschen, und bleiben vom Eschemer Thor an biß zum
Rheinthor bey der seyten nur drey Ehen gantz.

Anno 1439. in dem werenden Baßler Concilio regierte den gantzen Sommer
hindurch, die Pest so er schröcklich, daß viel herrliche Leuth, hoch und nider-
standts, Geistlich und Weltliche, sonderlich viel von dem Concilio, Prälaten
standts, dahin stürben, da doch die übrigen das Concilium nit wolten trennen,
sonder demselbigen biß zu endt außwarten.

In Hundtstagen der größten Hitz wäre dise Sucht am strengsten, dann selten
ein stund vergieng, daß nicht ein Leicht daher getragen ward, das Sacrament und
letste Oelung kam nimmer ab der Gassen, auch gar nahe kein Hauß in der Statt,
vor der Sucht außgienge, also daß vast alle Häuser traurens, weinens und leidtra-
gens voll waren: das Volck fiele dahin, wie die Bletter angendts Winters von den
Bäumen fallen. Und griffe diese Sucht so mächtig umb sich, daß so einer gesund
auff der Gassen dem andern begegnete, er hernach über wenig stunden in dem
grab läge, also daß die Kirchhöfe aller außgegraben, und man bey den Pfarrkirchen
löcher graben mußte, und die Todtenleib auff einander legen mußten, und
also vergraben. Im grösten sterbet vergiengen zu Basel alle tag bey 100. Menschen
.

Im 1502. Jahre erhub sich aber ein Pestilentzische Sucht, welche allein in der
Statt Basel regierte, und bey 5000. Menschen hingenommen, von selbiger Sucht,
sind etliche Geschlechter gar außgelöscht worden.

Diese Schilderung kann uns, so glaube ich, verständlich machen, warum die Menschen
des Mittelalters, wehrlos dieser Seuche ausgesetzt, zu allen Mitteln gegriffen haben
, um von dieser Plage befreit zu werden.

Häufig wurde auch ein Gelübde für eine Wallfahrt nach Santiago de Compostela gemacht
. Oft jedoch konnte ein solches nicht eingelöst werden, für den mittelalterlich denkenden
Menschen eine schwere seelische Belastung. Manche Testamente der Zeit berichten
deshalb davon, daß das Versprechen von den Kindern erfüllt werden wird (siehe Mirakelbuch
des Kunz Kistner). War auch das nicht möglich, so konnte die geistliche Obrigkeit
eine Ersatzlösung anbieten. So wissen wir z. B., daß Papst Leo X. am 21. August
1517 dem Basler Bischof mitteilt, daß all jenen, die ihr Gelübde bis jetzt noch nicht einlösen
konnten, angeboten wird, bei der Öffnung des Grabes der heiligen Hunna in Hun-
nawihr (Elsaß) ihr Versprechen zu erfüllen.

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