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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
47.1985, Heft 2.1985
Seite: 89
(PDF, 34 MB)
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Bei aller Kritik soll jedoch nicht vergessen werden, daß viele Menschen das Wallfahren
als sehr ernsthafte religiöse Übung verstanden und praktiziert haben, bis zum heutigen
Tag. Deshalb möchte ich diesen Aufsatz mit einem Zitat aus J. M. Sailers »Handbuch der
christlichen Moral« schließen. Sailer (1751 - 1832), Theologe und Pädagoge, zuletzt Bischof
von Regensburg, setzt sich meiner Meinung nach in diesem Text ausgewogen, aber
auch kritisch mit unserer Thematik auseinander:

»Ich hasse wohl auch Aberglaube und Sünde; aber diese Ängstlichkeit und dieses
Bedenklichseyn finde ich doch lächerlich und erbärmlich ... Es ist wahr, und
die Blinden sehen so viel ein, daß Irrthum und Mißbrauch in dieser Gegend selten
lange fern bleibt. Es ist wahr, und die heiligen Väter haben es bestimmt ausgesprochen
, daß es ein höchst schädlicher Irrthum sei, auf das Wallfahrten soviel
Wert und Gewicht zu legen, als wenn die Seligkeit davon abhienge ... Aber daß
dem Irrthume etwas Wahres, dem Mißgriffe etwas Heiliges zu Grunde liege, und
daß überall das Wahre und das Gute vor dem Irrthum und dem Mißgriffe vorhergegangen
sei, ist doch auch wahr, und ich kann nicht umhin, den für einen Thoren
zu halten, der im Irrthume das Wahre, im Mißgriffe das Gute nicht sieht -
und über dem Begriffe das Gemüth verwahrloset... Ich betete als Knabe in einer
Wallfahrtskirche mit einer Andacht, die ich mir itzt noch zurückwünsche. Und
mein Herz huldigte weder dort noch hier einem Irrthum oder einem Mißbrauche
, denn ich hatte nicht Zeit dazu, ich betete nur an und gelobte Gott dem
Herrn, Ihm ewig anzugehören. Wohl wird kein Weiser auf öffentlichen Straßen
ausstehen, und dem Volke sagen: kauf dir Bilder, und geh wallfahrten, damit du
fromm und selig werdest! Aber, daß mancher fromme Christ, der als Pilger nach
Rom etc. wallfahrtet, in der Peterskirche gerührt, erschüttert, gebessert wird, ist
auch wahr. Denn Gott wirkt — überall, wo er ein offenes Herz findet, und fragt
keinen Professor, ob er das Herz erleuchten, entzünden, heiligen und beseligen
dürfe.«

(Aus Georg Schreiber, Wallfahrt und Volkstum, Seite 118)

Literaturverzeichnis

Bächtold-Stäubli, Hans: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens Bd. 1, Berlin 1927.
Barth, Medart: Handbuch der elsäss. Kirchengeschichte, Straßburg 1960.

Barret/Gurgand: Priez pour nous ä Compostelle, Paris 1978, (mit sehr ausführlicher Bibliographie
).

Basler Chronik, Bd. 3 Leipzig 1887, Bd. 4 Leipzig 1890, Bd. 6 Leipzig 1902.
Bonet Correa, Antonio: Santiago de Compostela. Die Wege der Pilger, Freiburg 1982.
Charpentier, Louis: Santiago de Compostela. Das Geheimnis der Pilgerstraßen, Ölten 1979 (mit interessanten
aber noch unbewiesenen Thesen).

Comite national des sentiers de grande randonnee. 92, rue de Clignancourt, 75883 Paris Cedex 18:
Topo-Guide du sentier de grande randonnee Nr. 65. Chemin de saint Jacques de Compostelle.
Heft 1: Haute-Loire et Lozere 1975, Heft 2: Aveyron 1976, Heft 3: Troncon Quercynois de Mon-
tredon a Montlauzun 1976.

Dietze, L.: Das Pilgerwesen und die Wallfahrtsorte des Mittelalters, Diss. Jena 1957.
Domke, Helmut: Spaniens Norden; der Weg nach Santiago, München 1967.
Eglin, Jacob: Geschichtliches über St. Jakob, Liestal 1940.

Ewald, Jürg: Die Ausgrabungen in der Kirche zu Gelterkinden 1969, in: Baselbieter Heimatbuch
12, Liestal 1973.

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