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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
47.1985, Heft 2.1985
Seite: 93
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1985-02/0095
In dieser Zeit wurde Holbein beauftragt, eine Persönlichkeit zu porträtieren, die immer
mit seinem Namen verknüpft sein wird, Erasmus von Rotterdam. Erasmus ließ sich
von Dürer und Hans Holbein d. J. porträtieren, um diese Bilder an seine Freunde und
Gönner zu versenden, die ihm ihre Unterstützungen zukommen ließen.

Am dritten Juni 1524 schrieb Erasmus an Pirkheimer: »Erst neulich wieder habe ich
zwei Bildnisse von der Hand eines sehr geschmackvollen Künstlers nach England geschickt
«. Eines der nach England geschickten Porträts war für den Erzbischof Warham
of Canterbury bestimmt, den Erasmus seinen Mäzen zu nennen pflegte. 1516 malte
Hans Holbein die »Meyersche Madonna«, die heute als die »Darmstädter Madonna« bezeichnet
wird, da sie sich in der Landesgalerie Darmstadt als Eigentum des Prinzen von
Hessen befindet. Das Gemälde stellt die Familie des Basler Wechslers Jacob Meyer zum
Hasen dar, der als erster Zunftangehöriger zum Bürgermeister von Basel gewählt wurde,
nachdem vorher nur Adlige den Posten eines Bürgermeisters bekamen. Die letzte größere
Arbeit Holbeins vor seiner Abreise nach England war eben diese »Meyersche Madonna
«.

Pläne für eine Reise nach England

Die unruhigen Verhältnisse in Basel machten es den Künstlern schwer, den Unterhalt
für sich und die Ihren zu gewinnen. Das Durchdringen der Reformation entzog den Malern
ihre bisherige Hauptaufgabe, öffentliche Aufträge gab es weniger denn je. Nahrungssorgen
mögen auch für Holbein die Folgen gewesen sein, so daß er darauf bedacht
war, auch die geringsten ausstehenden Beträge einzuziehen. Ein solcher Posten sind
wohl auch die zwei Pfund zehn Schilling, die »Holbein dem Moler gegeben werden für
etlich schilt am Stettlin Waldenburg vergangener Jaren ze molen«.

Die Not des Lebens wird es vor allem gewesen sein, die den Künstler von Basel wegführte
. Erasmus mag ihn bestimmt haben, gerade England aufzusuchen, denn er kannte
dort selbst Land und Leute und wußte, daß ein Porträtmaler von Holbeins Vorzüglichkeit
unter der gebildeten und reichen Aristokratie daselbst lohnende Beschäftigung finden
werde. König Heinrich VIII. wendete Erasmus seine besondere Gunst zu; mit ihm
und einer Anzahl der höchstgestellten Männer des Landes stand er in Briefwechsel. Erasmus
empfahl Hans Holbein d. J. brieflich an seinen engsten Freund, den edlen Staatsmann
und Gelehrten Thomas Morus. Die Empfehlung des Erasmus ist nicht mehr vorhanden
, wohl aber Morus' Antwort. In diesem Brief heißt es: »Dein Maler, liebster
Erasmus, ist ein wunderbarer Künstler, aber ich fürchte, daß er England nicht so fruchtbar
und gewinnbringend finden wird, wie er hofft. Daß er es aber nicht ganz unfruchtbar
finde, dafür will ich mein Möglichstes tun.«

Erste Reise nach England

Im Herbst 1526 reiste Hans Holbein d. J. von Basel gen England. Er nahm einen Brief
von Erasmus vom 29. August 1526 an dessen Freund Peter Aegidius in Antwerpen mit.
In dem Brief las derselbe, daß der Überbringer den Gelehrten in Basel gemalt habe, daß
er ihm durch seine Empfehlung nicht lästig fallen wolle, obschon er ein ausgezeichneter
Künstler sei; er ersuche den Freund, Holbein zu dem Maler Quentin Massys zu führen.
»Hier frieren die Künste, er geht nach England, um ein paar Engel zusammenzuscharren
«, schließt Erasmus seinen Brief. Es war die Not, welche ihn in die Fremde trieb. Dies

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