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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
47.1985, Heft 2.1985
Seite: 97
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1985-02/0099
Das war der Boden, den Hans Holbein d. J. 1526 betrat. Obwohl Hans Holbein sofort
nach seiner Ankunft für Männer der höchsten Kreise, die dem Hofe nahestanden,
beschäftigt war, scheint er doch beinahe ein Jahrzehnt gebraucht zu haben, um für den
König selbst arbeiten zu können.

Im Hause des Thomas Morus

Zwei Stunden oberhalb des damaligen Londons, im Dorfe Chelsea an der Themse,
hatte sich Thomas Morus, der berühmte Gelehrte, Staatsmann und spätere Lordkanzler,
sein Landhaus erbaut. Einen besseren Fürsprecher konnte Holbein nicht bekommen als
Thomas Morus, der Erasmus schon versprochen hatte, Holbein zu unterstützen. Erasmus
hatte einst die Gastfreundschaft dieses vornehmen Hauses genossen. Auch Holbein
sollte gastliche Aufnahme finden. Durch das Porträt von Erasmus und die Titelseite der
in Basel gedruckten »Utopia« von Thomas Morus war Holbein kein Unbekannter für
Morus und seine Familie. Als Holbein in das Haus Morus kam, war dieser Schatzmeister
der Lehenskammer, Kanzler von Lancaster und Mitglied des geheimen Rates. Der König
besuchte manchmal Morus, um sich mit ihm im Garten über Theologie, Geometrie,
Himmelskunde oder weltliche Dinge zu unterhalten.

Es legt ein glänzendes Zeugnis für Holbeins Sitten und seine Bildung ab, daß er würdig
war, an dem Leben eines solchen Hauses teilzunehmen. Für sein nichtbürgerliches,
weltmännisches Wesen war hier die rechte Stätte der Entfaltung. Wollte Morus sich des
Künstlers annehmen, so war naheliegend, daß er sich von ihm selbst malen ließ. Sein Bild
ist vorhanden und trägt die Jahreszahl 1526. Zwei meisterhafte Köpfe des Staatsmannes
finden wir heute noch unter den siebenundachtzig Porträtzeichnungen in der Bibliothek
der Königin in Windsor Castle; diese Sammlung stellt einen unschätzbaren Wert dar.

Morus empfiehlt Holbein an Persönlichkeiten, die dem Hofe nahestehen

Morus empfahl Hans Holbein aber auch seinen Freunden, so daß dieser Gelegenheit
geboten bekam, das Porträt des Erzbischofs Warham of Canterbury, ein ungemein charakteristisches
Greisenbild, sowie das des John Fisher, Bischof von Rochester, zu malen.
1528 scheint Holbeins Ruf schon in weitere Kreise gedrungen zu sein, denn er malte den
Hofastronomen Nikolaus Kratzer, einen geborenen Münchner, den auch Dürer gemalt
hatte, als er ihn einige Jahre früher in Antwerpen traf. Aus jener Zeit stammt auch das
Gemälde des Sir Bryan Tuke, der Schatzmeister des königlichen Haushaltes war. Die
Herren des königlichen Haushaltes kamen sicher nach Chelsea in das Haus des Thomas
Morus und sahen Meister Hansen bei der Arbeit oder sahen die Bilder des Hausherren
und seiner Familie, die Holbein 1528 als Familienbild malte. Das große Famihengemälde
des More'schen Hauses ist verschollen. Dagegen besitzt das Basler Kunstmuseum die
Originalskizze Holbeins, welche Morus durch den Künstler, als dieser 1528 heimkehrte,
seinem alten Freund Erasmus übersandt hatte.

Holbeins Rückkehr nach Basel

Im Sommer 1528 kehrte Hans Holbein (bis 1532) nach Basel zurück. Er scheint nicht
nur »einige Engel« in England verdient zu haben, denn er kaufte ein Haus in der St.-Jo-

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