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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
47.1985, Heft 2.1985
Seite: 101
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1985-02/0103
der Themse tätig, den alten Sammelpunkt der Kaufleute der deutschen Hanse in London
.

Hier erhoben sich, von hohen Mauern umgeben, ihre Warenlager, ihre Wohnhäuser,
die große Versammlungs- und Festhalle und am Ufer der mächtige Kran zur Verladung
der Fässer und Warenballen.

Aus den Jahren 1532 bis 1536 haben wir von Holbeins Hand verschiedene Bildnisse
deutscher Kaufleute vom Stalhof. Unter anderem malte er den Danziger Georg Gisze
mitten unter den Geräten seiner Schreibstube in seiner alltäglichen Tätigkeit, wie Hans
Holbein das liebte.

Aus jener Zeit stammt auch ein Gemälde eines Goldschmiedes, John of Anwarpe, der
später im Dienste des Königs stand; jener Hans von Antwerpen, der im Testament Hans
Holbeins als Testamentsvollstrecker erscheint. Mit der Jahreszahl 1533 sind noch drei
weitere Gemälde deutscher Kaufleute aus dem Stalhof versehen (Fallen, Derich Tybis,
Derich Born).

Das Jahr 1533 bezeichnete einen Wendepunkt in der englischen Geschichte. König
Heinrich war in der Ehescheidungsangelegenheit an das Ziel seiner Wünsche gelangt.
Was er vom Papst nicht erlangen konnte, hatte er jetzt allein durchgesetzt, nämlich die
Scheidung von Katharina von Aragon. Ein Gericht unter Vorsitz des neuen Erzbischofs
von Canterbury, Cranmer, hatte die Ehe für ungültig erklärt.

Sofort wurde mit glänzenden Vorbereitungen zur Krönung der Anne Boleyn begonnen
. Was man bei der heimlichen Trauung mit dem König versäumt hatte, wollte man
nun nachholen.

Am 19. Mai 1533 zog Anne nach dem Tower, um die Tage bis zur Krönung dort zu
verbringen. Mit über 50 Barken fuhr ihr der Lord Mayor auf der Themse entgegen.

Am Samstag, den 31. Mai 1533, gab es für London ein großartiges Schauspiel. Anne
Boleyn wurde vom Tower, in dem sie die Tage vor der Krönung zugebracht hatte, durch
die Stadt London nach Westminster geführt, um dort in der Abteikirche am nächsten
Morgen gekrönt zu werden. Die Häuser waren überall festlich geschmückt. Eine besonders
glänzende Überraschung wurde Anne von den Kaufleuten des Stalhofes an der Ecke
von Gracechurch bereitet. Nach Zeichnungen Holbeins wurde eine große Bühne aufgeschlagen
; darauf war der Berg Parnassus mit der Quelle Hippokrene, welche den ganzen
Tag edlen Rheinwein spendete; alles getragen von einer reichen Architektur. Diese köstliche
Festdekoration war von Hans Holbein d. J. erfunden worden; sie fand Beifall und
das Staunen der Königin.

Die deutschen Kaufleute machten es sich zur Ehrensache, für eine solche Gelegenheit
keine Kosten zu scheuen. Sie konnten auch keinen besseren finden als ihren Landsmann
Holbein, der in seiner glänzenden Dekoration des Augenblicks die ganze Lebensfreudigkeit
und heitere Festlust des Renaissance-Geistes offenbarte.

Die Krönung Annes wurde, wie Ranke sagte, »der vollste Ausdruck des Abfalls der
gesamten Nation von dem Römischen Stuhl«.

Ein bleibendes Denkmal schuf Holbein in den beiden Triumphzügen des Reichtums
und der Armut, welche an den Schmalseiten der großen Guildhall (Gildhalle), die Stätte
der Ratsversammlungen, Schmausereien und Gelagen war, angebracht waren.

Holbein wird in die Dienste des Königs aufgenommen.

Mehrten sich auch gegen Mitte der dreißiger Jahre die Besteller aus den dem Hofe nahestehenden
Kreisen, was durch das Bildnis von Cromwell und der beiden Hofbeamten

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