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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
47.1985, Heft 2.1985
Seite: 111
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Alle Gefäßentwürfe Holbeins werden aber übertroffen durch den Festpokal der Königin
Jane Seymour, zu welchem die Bodleian Library in Oxford die große Federzeichnung
bewahrt.

Die Initialen von König und Königin, H und J, welche der Liebesknoten umschlingt,
kommen mehrfach darauf vor, und ebenso Jane Seymours Wahlspruch: »Bound to obey
and to serve« — »Zu Dienst und Gehorsam verbunden*. Für eine Gemahlin Heinrichs
VIII. sicherlich die passendste Devise. Weit einfacher, aber nicht minder schön und bezeichnend
ist der Entwurf zu einer Uhr. Dieser mag zu den letzten Arbeiten gehören,
denn die Zeichnung im Britischen Museum enthält die Bemerkung: »Neujahrsgeschenk
für den Kämmerer des Königs, Anthony Denny, ausgeführt von Hans Holbein und dem
König zum Jahresanfang 1544 verehrt«.

Als das geschah, war der Erfinder schon mehrere Monate nicht mehr unter den Lebenden
. Uhren gehörten zu Heinrichs VIII. Zeit zu den beliebtesten Luxusgegenständen
des Hofes, die größten Summen wurden dafür ausgegeben.

In den Palästen Westminster und Hampton Court war eigens eine Person für das Aufziehen
und Regeln der Uhren angestellt. Holbeins Entwurf ist, im Sinne der Renaissance
, rein bildnerischer Natur. Nur gründliche architektonische Kenntnisse konnten
den Meister befähigen, mit so richtigen stilistischen Grundsätzen für das Kunstgewerbe
tätig zu sein.

Vieles wird Holbein auf architektonischem Gebiet zugeschrieben, aber beglaubigt ist
nur eine Originalzeichnung im Britischen Museum: ein Kamin, der, dem Wappen nach
zu schließen, für einen Palast des Königs ausgeführt wurde. Wer diesen Bau ersonnen
hat, in seiner mit Pracht verbundenen Anmut der einzelnen Formen, wäre sicher auch im
Stande gewesen, die Architektur seiner Zeit in die Bahnen der edelsten Frührenaissance
zu lenken, hätten Zeit und Gelegenheit ihm eine Tätigkeit im Großen auf diesem Felde
nahegelegt.

Baute Hans Holbein dem englischen Monarchen auch nicht die Räume selbst, in welchen
dieser wohnte, so war doch ein großer Teil ihrer Ausstattung seiner Erfindung zu
danken, nicht nur die Gemälde, welche sie schmückten, sondern auch Kamine und sonstige
Prachtstücke, die kunstvoll geschmiedeten Waffen, welche die Wände dekorierten,
die Geräte und die köstlichen Gefäße, die in den Sälen und Gemächern zur Schau standen
.

Er schuf die kleinsten Zier- und Gebrauchsgegenstände, ja, bis auf das Kostüm und
den Schmuck der Menschen, die in diesen Räumen lebten. Die Erscheinung des Königs,
wie Holbein ihn von Kopf bis Fuß im Wandbild zu Whitehall gemalt, war gewiß auch im
Original zum großen Teil sein Werk. Er hatte die Fassung der Juwelen an Kleid und Hut
entworfen, die Stickereien, welche das Wams überzogen und den Saum des Mantels
schmückten, vorgezeichnet. Die prächtige Halskette und die Medaille auf der Brust, den
Dolch mit seinem reichen Griff und seiner zierlichen Scheide, vielleicht auch die Hutschnur
und die »spanische Arbeit« am Kragen wurden von ihm ersonnen.

So faßte der Maler Hans Holbein im Sinne der Renaissance das Schöne als ein befruchtendes
und beglückendes Element auf, welches das ganze Leben durchdringen mußte,
und hielt das Kleinste für wert, so behandelt und gestaltet zu werden, daß es einem hochgebildeten
Kunstgefühl entsprach.

Holbein hat auch die neue Königin Katharine Howard gemalt. Im Oktober 1541 ließ
Heinrich VIII. öffentliche Dankgebete aussprechen, daß ihm ein so tugendhaftes Weib
geschenkt wurde. Schon am nächsten Tag aber erfuhr der König, daß er getäuscht worden
war. Für ihr lasterhaftes Leben vor und in der Ehe wurde Katherine Howard am
13. Februar 1542 mit dem Tode bestraft. Ihr Geist soll heute noch im Schlosse Hampton

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