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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
47.1985, Heft 2.1985
Seite: 163
(PDF, 34 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1985-02/0165
Baier hatte einen bis oben zugeknöpften Rock an und dann ist einer von den 2 Knechten
mit einem großen Messer gekommen und hat mit demselben den Rock auf beiden ... aufgeschnitten
und dann hinten und vorne runtergezogen, sodaß der Oberkörper bis an die
Hüfte frei war. Dann ist der Scharfrichter mit dem großen Richtschwert zu dem Verurteilten
gegangen und hat ihm den großen schönen Bart in die Höhe gedrückt und dann
ausgezogen und den Kopf mit einem Hieb abgeschlagen, der auf den Boden gefallen ist,
wo etwa 15 cm dick Sägspäne lagen. Das Blut ging etwa 11/2 mtr in die Luft und da hat
einer von den Knechten mit einem Gefäß das Blut aufgefangen und es einem Mann über
das Schafott heruntergereicht, welcher das Blut einem anderen jungen Mann, welcher an
einem Leiterwägelchen angebunden war, zu trinken gegeben, worauf das Fuhrwerk sofort
abgefahren ist und der Mann, der das Blut getrunken hat, nachspringen mußte. Wie
es hieß, hatte der Mann das fallende Weh; obs geholfen hat? Dann, im gleichen Moment,
hat der andere Knecht vom Körper des Baier hinten im Nacken ein Stück Fleisch herausgeschnitten
und es einer Frau über das Schafott heruntergegeben, welche dasselbe in ein
Papier gewickelt hat und in die Tasche schob. Dann haben die Knechte den Körper losgelöst
und in einen bereitgelegten Sarg gelegt und in einen zweirädrigen Karren geladen
und fortgeführt. Die Hinrichtung fand morgens 6 Uhr statt. Die Tausende von Leuten,
die der Hinrichtung zugesehen hatten, haben sich nun langsam verzogen, waren lustig
und machten schlechte Witze. Nachmittag 1 Uhr war ich wieder in Basel, sehr müde,
denn ich mußte laufen, weil noch keine Bahn fuhr.

Meine Lehrzeit ging ohne etwas besonderes vorbei; ich war bei meinem Lehrmeister
gut angeschrieben und wenn ich Lust oder Anlage zum Weintrinken gehabt hätte, wäre
bei meinem Lehrmeister Gelegenheit geboten gewesen, ein Trinker zu werden. Der gute
Mann hat jeden Tag gar manches Glas hinter die Binde gegossen und hat auch anderen
gern ein Glas gegönnt. Sehr oft hat er gesagt, komm Julius und trink ein Glas, doch habe
ich den Wein gar nicht mögen und habe doch viel Wasser getrunken, sodaß mein Lehrmeister
im Anfang dachte, ich wollte ihm trotzen und bös wurde, bis ich ihn schließlich
überzeugen konnte, daß mir Wein widerwillig sei. Doch war er im allgemeinen gut zu
mir.

1849 habe ich die badische Artillerie in Basel einrücken gesehen, die vor den Preußen
fliehen mußten. Es waren stramme Leute und wurden in Klingenthal einquartiert.

Als ich mit einem Freund, August Hug, eines Sonntags von Basel nach Hause auf Besuch
ging (die Preußen waren im ganzen Oberland einquartiert), wurden wir, als wir am
Montag früh 4 Uhr von Steinen wieder nach Basel gingen und weil wir ungeschickter
Weise keinen Paß mitgenommen hatten, in Riehen verhaftet und mußten von 6 Uhr bis
9 Uhr auf der Polizeiwache bleiben, bis zufällig ein Bekannter von Basel kam, durch dessen
Verwendung wir wieder fort durften.

Nach Beendigung meiner Lehrzeit wurde ich auf der Zunft in Basel freigesprochen,
d. h., zum Gesellen gemacht und mit einer guten Portion Ermahnungen von den Zunftmeistern
entlassen. Ich blieb noch etwa 14 Tage bei meinem Lehrmeister und dann ging
es auf die Wanderschaft. Nachdem mir meine gute Mutter die nötigen Kleider besorgt
hatte und ich ein Wanderbuch in Lörrach geholt hatte und meine Mutter und meine Geschwister
eine Portion geweint hatten, ging es zu Fuß nach Haltingen. Von dort ging
schon die Bahn nach Karlsruhe und andern Tags nach Mannheim, wo ich in Arbeit trat,
jedoch nur einige Wochen dort blieb. Von dort ging es den Rhein abwärts nach Koblenz,
wo ich einige Wochen in Arbeit blieb. Koblenz ist eine sehr schöne Stadt, es hat mir sehr
gut dort gefallen. Damals war der spätere Kaiser Wilhelm I noch als Prinz in Koblenz
und ich sah ihn fast alle Tage, wo er fast immer die Wache abnahm. Mittag 12 Uhr und ich
ging um jene Zeit zum Essen. Der gute spätere Kaiser war damals noch als Kartätschen-

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