Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
47.1985, Heft 2.1985
Seite: 165
(PDF, 34 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1985-02/0167
nen und uns um eine eigene Wortwahl zu bemühen. Man muß sich darüber klar sein, daß
der kritiklose Gebrauch solcher Sprachhülsen dazu beiträgt, daß wir uns dem Sprachenwirrwarr
des biblischen Turmbaues von Babel nähern. Es ist immer wieder erhellend,
Leute, welche mit Anglizismen oder Amerikanismen um sich werfen, nach der Bedeutung
ihrer Wörter zu fragen, weil man bald feststellen kann, daß sie sie selbst nicht genau
oder gar nicht kennen. So redet man trefflich in Diskussionen aneinander vorbei.

Ärgerlich und unangenehm ist häufig eine Sprechweise von Reportern oder Nachrichtensprechern
, die jede Kenntnis regionaler Besonderheiten der deutschen Sprache vermissen
läßt. So haben wir es vor allem im Südwesten bei den Namenformen mit einer -
lin-Endung nicht mit Ostelbiern zu tun, deren letzte Silbe betont wird. Und Namen mit
der Endung -in heißen bei uns (z. B. Gysin) nicht Güsin, sondern (Gisi(n), und Gmelin
nicht Gmelin. Und Rheinfelden hat seine Betonung auch auf dem Bestimmungsort und
unterscheidet sich deshalb von Wemfelden (und nicht Rheinfelden von Weinfelden).
Ebensowenig gibt es ein Karlsrühe (oder gäbe Karlsünruhe einen Sinn?). Es gibt nur ein
Karlsruh im Unterschied etwa zu Friedrichs - ruh. (Schreiben muß man's freilich Karlsruhe
).

Die neue Drucktechnik bringt es mit sich, daß diejenigen, die sie bedienen, immer weniger
von Sprache verstehen. Und was waren das einmal für kenntnisreiche und hochgeachtete
Leute, die Setzer und Korrektoren. Was aber wird heute den Auftraggebern der
Druckindustrie, den Korrektur-Lesenden und vor allem den Lesern bei der schnellen
Übernahme einer Drucktechnik zugemutet, wenn diese Technik allein auf die amerikanische
Sprache zugeschnitten ist. Man sollte soviel Sprachstolz von einem Industriezweig
erwarten, daß er nur ein Produkt übernimmt, das die deutsche Sprache nicht malträtiert
. Man denke nur an die Programmierung für die Silbentrennung am Zeilenende.

Auch die Verwaltungssprache verdient unsere Aufmerksamkeit im Hinblick auf Einfachheit
und Verständlichkeit. Durch sie werden z. B. die Dialekte verunstaltet (in den
Gemeinden vor allem). Dagegen schützt uns der Dialekt recht gut vor dem Eindringen
von Amerikanismen in unsere Sprache. Es ist daher nicht enges Denken, Rückzug in
Heimattümelei, wenn wir uns auch mit dem Dialekt beschäftigen und der Meinung sind,
man müsse alles tun, ihn zu erhalten. Beide Teile, der Mundart - wie der Hochdeutschsprechende
, können dabei etwas über die sprachgeschichtlichen Beziehungen zwischen
beiden Sprachformen erfahren. Dabei muß sich der Mundartsprecher am sorgfältigsten
mit der (gemeinsamen) Sprache auseinandersetzen. Nicht umsonst hat gerade die alemannische
Schweiz in unserem Jahrhundert eine unverhältnismäßig große Zahl bedeutender
Germanisten hervorgebracht.

Manch einer hat als junger Mann selbst die Erfahrung gemacht, daß es - eigener guter
Wille und etwas Interesse vorausgesetzt - durchaus möglich ist, in kurzer Zeit fremde
Dialekte völlig zu verstehen. Deshalb ist das Vorbringen mancher Leute, sie verstünden
das Alemannische nicht, obwohl sie schon 10, 20 oder 30 Jahre im Lande leben, nicht
recht glaubhaft. Das Vorbringen entspringt mehr eigener Bequemlichkeit. Manchmal
hat man aber den Eindruck, es sei der Ausdruck einer Art Sprachchauvinismus, ähnlich
dem der Franzosen gegenüber ihren Minderheitensprachen. Das in unserem eigenen
Land zu dulden, darf man uns nicht zumuten. Als ein Stück politischer Instinktlosigkeit
muß man es bezeichnen, wenn solche Leute zwar Exkursionen in die Schweiz mitmachen
wollen, dort aber als einzelne in einer sonst dialektsprachigen größeren Gruppe
verlangen, daß Führungen durch ortsansässige Sprecher auf Hochdeutsch erfolgen müßten
.

Auch derartiges verhindern zu helfen, soll schließlich der Sinn solcher Sprachbeiträge
sein.

165


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1985-02/0167