Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
47.1985, Heft 2.1985
Seite: 187
(PDF, 34 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1985-02/0189
dern auch die »Froner« wohnten, die die Bergbaugewerkschaften betrieben. Für das Jahr
1350 sind für Schönenberg 21 Häuser und eine Erzmühle nachgewiesen. Die Verhüttung
des Bleis und des Silbers fand jedoch wahrscheinlich in Utzenfeld statt, wo um diese Zeit
zwei bis drei Hütten standen. Man kann ohne Übertreibung sagen, daß Schönau für die
Bergbauregion rund um Todtnau der Entwicklungshelfer war, denn auch Utzenfeld, Aftersteg
, Todtnauberg, Brandenberg und Fahl, sowie natürlich Todtnau selbst, verdanken
ihren Ursprung dem Bergbau, der im 12. Jahrhundert wahrscheinlich vom Münstertal
aus sich ins Wiesental hinein verbreitet hatte. Im 13. Jahrhundert war dann das Wiesental
das bedeutendste Bergbaugebiet des Schwarzwaldes. Spuren im Gelände, wie zum Beispiel
Einsenkungen und verfallene Stolleneingänge, künden von dieser Zeit. Darstellungen
auf den Fenstern des Freiburger Münsters und Basler Handschriften unterstreichen
die Bedeutung dieses Industriezweiges im südlichen Schwarzwald und geben anschaulich
Auskunft über die harte Arbeit der Knappen. Auf einem radlosen Brett, dem sog.
Hund, wurde das Gut durch die engen Stollen geschleift und schließlich in Säcken durch
die Schächte hochgezogen. Das gute Material wurde sofort verpackt, auf dem Kerbholz,
später dem Kerbzettel, notiert und abgeliefert; das minderwertige Gut wurde zunächst
verlesen. Erst im 15. Jahrhundert tauchen Hunde mit Rädern auf. Die Darstellungen einer
Basler Handschrift zeigen sehr schön die Standesunterschiede derer an, die an oder in
einer Grube tätig sind, an ihrer Kleidung sind sie zu erkennen; so war der »Probierer«
mit seiner spanischen Halskrause sicherlich ein sehr vornehmer Herr. Der Blütezeit zwischen
1320 und 1360 folgten Phasen der Rezession, bis schließlich 1565 der Bergbau im
Wiesental aufgegeben werden mußte. Zwar versuchten die Österreicher im 15. Jahrhundert
, dem Bergbau noch einmal Auftrieb zu geben, vor allem Kaiser Maximilian bemühte
sich anläßlich des Freiburger Reichtstages von 1498, aber der Niedergang war nicht
mehr aufzuhalten. Mit Wehmut erinnerte man sich an die Zeit, als rund um den Belchen
vier Städte, Münster, Sulzburg, Schönau, und Todtnau, ihren Wohlstand dem Bergbau
verdankten, als die Reichen von Schönau ihr Geld in Liegenschaften in der Rheinebene
anlegten und Bürgerrecht in Freiburg und Basel genossen, als die Unternehmer Gauch
(heute noch ein Gewannamen in Aftersteg) und Hase (daraus leitet sich der Name Hasenhorn
ab) zu Reichtum kamen und bis zu 23 Schmelzwerke und Erzmühlen im Wiesental
arbeiteten. Aber gerade das war eine Ursache für den Niedergang, man hatte sich
übernommen; der Raubbau, vor allem auch am Wald, schlug unheilbare Wunden. Investitionen
wären nötig gewesen, aber das Geld floß nicht mehr. Die Geldspritzen aus Basel
, Laufenburg und Freiburg konnten den Niedergang nicht mehr aufhalten. Das Erdbeben
von Basel brachte viele Gruben zum Einsturz, und die Pestwellen des späten Mittelalters
taten ihr übriges. Im Jahre 1450 geht nichts mehr in Todtnau. Zwar wird der
Gauchstollen noch in Richtung Radschert (abgeleitet von Rad-Schacht oder Rad-Scharte
) getrieben, und die Österreicher versuchen durch Kontakte mit den großen Gruben in
Schwaz (Tirol) neue Techniken einzuführen. Experten von Tirol kommen nach Todtnau
, Todtnauer werden in Schwaz ausgebildet. Aber 1564 schließlich war man am finanziellen
Ende, eine Bitte an den Kaiser blieb ungehört. Auf dem Schauinsland, in Hofsgrund
, wurden neue, sehr ergiebige Lager gefunden, diesem Gebiet sollte die Zukunft
gehören.

Nach diesen hochinteressanten Ausführungen, die mit Dias vertieft wurden, machte
man sich am Nachmittag nochmal auf den Weg, um an Ort und Stelle der Geschichte zu
begegnen: Aftersteg, Todtnauberg, der Radschert und die Grube zum Kapfenberg waren
Ziele der Exkursion. Mit herzlichem Beifall bedankten sich die Zuhörer bei Herrn
Dr. Schlageter für diesen hochinteressanten Tag. Als Ort für die Herbsttagung ist Opfingen
am Tuniberg vorgesehen.

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