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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
48.1986, Heft 1.1986
Seite: 20
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habe, Erbrecht und Servitute, Beleidigung und Körperverletzung, Armen- und Vormundschaftssachen
. Später hatte dieses Neunergericht nur noch den Charakter eines
einflußreichen politischen Rates aus den angesehensten Männern, eine Art Senat früherer
Inhaber der höchsten Ämter des Landes. Dieser sogenannte Montagsrat tagte bis
1683.

Seit 1452 gab es ein Gericht für untergeordnete Fälle, das Fünfer-Gericht, das bis ins
18. Jahrhundert bestand. Das ebenfalls aus dem 15. Jahrhundert stammende Augenscheingericht
, dessen Mitglieder »Untergänger« hießen (wie bei uns), gibt es heute noch.
Das Amt des Landschreibers ist seit 1443/44 bekannt, das des Seckelmeisters, das etwa
dem des markgräflichen Burgvogts entspricht, wurde 1448 eingeführt.

6) Rückblicke auf reiche Leute, mögliche Paßhut und bemerkenswerte Namen

Wir haben einige frühe Namen kennengelernt, die Wintelers4) Meinung, die Reichs-
vogtei über Glarus könne auf eine »Hundertschaft« und die Sicherung einiger Pässe in
der Frühzeit des Landes zurückgeführt werden, unterstützen. Es scheint uns dies so
plausibel, wie eine Hundertschaft ja auch im Urserental damals anzunehmen ist. Dort ist
1234 ein »Hunthar* nachgewiesen.^ 1318 ist im Glarnerland ein Huntöri namentlich genannt
. Auffällig ist, daß ausgerechnet am Ende beider Täler zwei in der Frühzeit des
Landes schon bedeutende Familien zu finden sind, sozusagen am Ende der Welt. Das ist
einmal das Geschlecht der Elmer in Elm, das seinen Namen wegen seiner Bedeutung in
Elm ja auswärts, im Haupttal, erhalten haben muß. Und ausgerechnet sind diese Elmer
auch noch sehr begütert gewesen, denn sie sind es, die als erste Glarner als »Reiche« genannt
sind. Man weiß, daß seit dem 15. Jahrhundert und später die großen Viehtriebe auf
die Rindermärkte im Tessin und vor allem in die Lombardei über den Panixerpaß nach
Disentis und dann wahrscheinlich über den Lukmanierpaß, das Bleniotal nach Bellinzo-
na und in die Lombardei gingen. Auf dem Rückweg sind italienische Waren, vor allem
Rotwein transportiert worden. Auch der höher gelegene und schwierigere Kistenpaß
führt in diese Richtung, der Segnespaß nach Flims und ins Vorderrheintal. Letzterer
war, wenigstens für Transporte, der am wenigsten wichtige. Die Paßhut, das Geleitrecht
, der Handel und natürlich die Sicherung dieser Züge und Transporte müssen mindestens
noch im 16. Jahrhundert die bedeutendsten Einnahmenquellen des Landes gewesen
sein.

Linthal, der oberste Ort im großen Tal, ist Ausgangspunkt des Weges über den Kistenpaß
. Dort ist der Ursprung eines anderen der frühen bedeutenden Geschlechter des
Landes, der Schießer, natürlich - mindestens sehr wahrscheinlich - ein Name militärischen
Ursprungs.

Noch mehr Gewicht hatte das Geschlecht der Tschudi seit den frühesten Zeiten des
Landes. Ihre Herkunft ist vom Namen her schwer zu deuten, der wohl bedeutendste
Vertreter dieser Familie, Aegidius Tschudi, (1505 - 1572) war selbst auch Landammann
und Offizier. Er wird als der Vater der schweizerischen Geschichtsschreibung bezeichnet
, seine Werke beruhen auf seinen Studien in allen ihm zugänglichen, vor allem
schweizerischen Archiven. Freilich hat er selbst seinen Namen auch verdunkelt, weil er
seine Darstellungen gelegentlich zum höheren Ruhm seines Geschlechtes verfaßt hat
und manchmal Fakten gebogen, ja zu diesem Zweck verfälscht oder erfunden hat. Von
ihm stammt wohl auch das Wappen der Familie, das auf einer auch von ihm überlieferten
Sage beruhen soll. Es zeigt eine kleine Tanne mit roten Zapfen, als Zeichen dafür, daß ein
sagenhafter Vorfahr bei einem Zweikampf mit einem Gegner eine solche Tanne aus dem


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